Hektik vor Heiligabend muss nicht sein: Der lange Samstag hat in der Kreisstadt Tradition.
Lange Shoppingnacht in SiegburgMehr Muße für die Suche nach den letzten Geschenken
Man mag nervös werden, bei dem Gedanken, dass so bald schon Heiligabend ist. Vor allem, wenn man immer noch ein paar Geschenke besorgen muss. In Siegburg hatte man am Samstag, 21. Dezember, reichlich Gelegenheit dazu: Zahlreiche Geschäfte hatten zur „Shoppingnacht“ länger geöffnet.
Der lange Geschenke-Samstag ist Tradition in der Kreisstadt, immer am letzten Samstag vor dem Fest bleibt Kunden mehr Zeit zum Stöbern. Manche Geschäfte öffnen zwei Stunden zusätzlich, andere vier Stunden oder noch länger, alles auf freiwilliger Basis.
Die Siegburger City ist beim traditionellen Geschenke-Samstag voll
„Das digitale Erlebnis kann das Einkaufserlebnis in der Stadt zum Glück nicht ersetzen“, sagt Sissis Vassiliadis, Vorsitzender des Siegburger Verkehrsvereins im „Absolut Designhaus“ seiner Frau Mona an der Kaiserstraße.
Er freut sich, dass auch in Zeiten des boomenden Onlinehandels immer noch viele in die Fußgängerzone kommen. Ob sie nun den Einzelhandel unterstützen wollen oder einfach noch einen schönen Tag auf dem mittelalterlichen Weihnachtsmarkt haben. Die Siegburger Innenstadt ist jedenfalls voll, man spürt, dass das Fest in greifbare Nähe rückt.
So ist etwa Marco Fischer noch auf der Suche nach einem passenden Geschenk für die Eltern seiner Freundin. Die kennt er zwar noch nicht so gut, möchte aber unbedingt für eine kleine Aufmerksamkeit unter dem Tannenbaum sorgen. In dem Feinkostladen „vom Fass“ stöbert er zwischen Wein, Essig und Pasta nach dem richtigen Präsent.
„Der Vater mag auf jeden Fall Senf“, weiß der 51-jährige und findet in dem Regal eine besondere Variante mit Kaviar. „Das ist zu edel“, meint Freundin Anna, die bei der Suche unterstützt. Nudeln und eine Gewürzmischung, mit der man einen Dip anrühren kann, sind schon im Korb gelandet.
Shoppingnacht: Auf der Suche nach etwas Besonderem in der Siegburger Innenstadt
Oliver Weiß betreibt das Geschäft mit den außergewöhnlichen Köstlichkeiten. „Die Leute kommen rein und suchen einfach was Besonderes“, erzählt der Inhaber. Trotz der geschenktauglichen Produkte müsse er einen Kundenrückgang von 10 bis 15 Prozent beobachten.
„Das ist komisch, da sich das nicht vollständig auf den Onlinehandel verlagert. Die Leute sind verunsichert und horten ihr Geld, das ist immer schlecht für den Konsum“, meint der 51-jährige. Eine Glühweinbude, die er immer in der Weihnachtszeit vor seinem Geschäft aufstellt, soll dabei helfen, mehr Kunden in den Laden zu locken. Der große Aufwand lohnt sich laut Weiß, trotzdem laufe sein Weihnachtsgeschäft sehr durchwachsen.
Zufriedenstellender läuft es offenbar in diesem Jahr wieder besser für das „Absolut Designhaus“, etliche Deko-Artikel sind dort zu bekommen. „Die Kundenfrequenz hat sich deutlich erhöht, seit das Kaiser-Carré eröffnet hat“, erzählt Sissis Vassiliadis. Die dortigen Bauarbeiten hätten einige Kunden in der Vergangenheit wohl abgeschreckt, vermutet der 52-jährige.
Die betreten jetzt aber wohl wieder vermehrt das Geschäft. So wie etwa Nathalie Weißweiler und Bernd Könning. Das junge Paar sucht noch ein Geschenk für die Großmutter. „Die hat eigentlich schon alles“, gibt Weißweiler zu. Am Ende wird es dann eine dekorative Schneeflocke, und zwar für die eigene Wohnung.
Um eine lebendige Innenstadt in Siegburg macht sich Sissis Vassiliadis vom Verkehrsverein keine Sorgen
Geschenke sind in den Tüten der beiden trotzdem schon reichlich. Duschgel für die Tante, ein Glitzerbodyspray für die Cousine und eine Christbaumkugel mit dem Logo des 1. FC Köln darauf. „Die ist für den Opa“, erklärt Weißweiler. Sie gibt nach eigenen Angaben für Geschenke an Weihnachten gerne 10 bis 30 Euro pro Person aus. Bei 15 Personen, die sie im Schnitt beschenkt, kann da schon mal etwas zusammenkommen. „Aber der Gedanke zählt und nicht der Wert. Und die Gedanken habe ich mir auf jeden Fall gemacht“, so Weißweiler.
Um eine lebendige Innenstadt in Siegburg macht sich Vassiliadis jedenfalls keine Sorgen. So kündigt er an, dass Anfang nächsten Jahres ein neues Café auf der Kaiserstraße eröffnen werde. Dort, wo bislang das Reformhaus Goll zu finden war, solle man bald gemütlich Kaffee trinken können.
Linda Roetz und Kati Janeski arbeiten schon akribisch an der Speisekarte des Cafés. Frühstück soll es geben und eine kleine Mittagskarte. Nudelauflauf und Suppen sind denkbar und nachmittags steht Kuchen von Oma auf dem Programm. Originalrezepte der Großmütter wollen die beiden Frauen umsetzen. „Kaffee steht aber im Mittelpunkt. Wir haben uns extra schon eine teure italienische Kaffeemaschine gekauft“, erzählt Roetz.
Regionale und saisonale Zutaten im neuen Café
Um das entsprechende Ambiente zu schaffen, befindet sich das Geschäftslokal derzeit im Umbau. Die Wandfliesen sollen raus, gemütliche Möbel rein. Ansprechen wollen Roetz und Janeski alle. Eine Stillecke für Mütter ist geplant, vegane, laktose- und glutenfreie Speisen soll es genau so geben wie Fleischgerichte. Wichtig ist den beiden nur, dass die Zutaten möglichst regional und saisonal sind. Waren aus dem Großhandel sollen so gut es geht gemieden werden.