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3500 Platten an BordMichael Lohrmanns Schallplattenbus war zu Gast in Siegburg

Lesezeit 3 Minuten

Stöbern und fachsimpeln im Mint-Vinyl-Bus: Michael Lohrmann (links) mit Sascha Engelskirchen und Kurt Ahlefelder von Hifi Engelskirchen.

Siegburg – „Route 66“ von den Stones, „On The Road Again“ von Canned Heat und „Truckin’“ von Grateful Dead sind Songperlen, die sich als Hintergrundmusik empfehlen, wenn Michael Lohrmann seinen knatschgelben „Mint Vinyl Bus“ durch die Lande steuert. Mit 3500 bestens gepflegten Tonträgern machte er jetzt Halt vor dem Spezialgeschäft Hifi Engelskirchen in Kaldauen, sehr zur Freude von Liebhabern der Schallplatte, die sich über die Gelegenheit zum Stöbern und Fachsimpeln freuten.

Inhaber Sascha Engelskirchen hatte es vor allem auf Blues abgesehen, als er die Bestände in dem ehemaligen US-Schulbus unter die Lupe nahm. Mint ist die Sammlerkategorie für eine neue und ungespielte Schallplatte, getoppt wird sie nur noch von „ss“ (still sealed), also einem noch eingeschweißten Exemplar . Und Mint ist auch der Name eines Fachmagazins für Vinylplatten, Abspieltechnik, Labels und Musik, das Lohrmann als Herausgeber auf den Markt brachte, ebenso wie die Titel Galore und Visions.

150 Stationen bis Ende des Jahres

Nachdem er seinen Verlag verkauft hatte, startete er das Bus-Projekt, fand das passende Vehikel und stellte fest, dass er sich damit eine Menge Arbeit eingehandelt hatte. „Das Fahren ist es gar nicht so“, schildert der 49-Jährige, der seit November unterwegs ist und bis Ende des Jahres 150 Stationen anfahren will.

180 000 Kilometer hat Michael Lohrmanns rollender Plattenladen auf dem Zähler.

Aber bei rund 200 Kunden pro Aufenthalt muss schnell Nachschub besorgt werden, alle Platten werden gewaschen und müssen „von A nach B“ geschleppt werden. „Aber davon werde ich noch meinen Enkeln erzählen.“ Bei der Arbeit helfen ihm Kollegen aus seinem früheren Verlag. Dass ein Plattenspieler nebst Verstärker und Boxen an Bord ist, versteht sich. Das Innenleben des Busses von 2004 wurde umgebaut, bekam eine robuste Metallkonstruktion für die schweren Plattenkisten und eine neue Dämmung.

Will keine Konkurrenz für etablierte Läden sein

Schon als Siebenjähriger erstand Lohrmann ein Exemplar von Pink Floyds „Wish You Were Here“, einer Band mithin, die besonders für Sound-Tüftelei steht. Rock und Pop sind auch die Schwerpunkte im rollenden Plattenladen, der einer ähnlichen Idee folgt wie ein Büchereibus – mit dem Unterschied eben, dass man die Bestände nicht leihen, aber kaufen kann. Schnäppchen für drei Euro sind ebenso möglich wie der Fund einer raren Punk- oder Krautrockplatte für mehrere Hundert Euro. In seiner Heimatstadt Dortmund einen Plattenladen aufzumachen sei für ihn nicht Frage gekommen: Den etablierten Läden wollte er keine zusätzliche Konkurrenz machen. „Ich kenne die ja alle.“

Zu einem pfleglichen Umgang mit Sammlerstücken rät auch Sascha Engelskirchen, der neben hochwertigem Equipment wie Lautsprechersystemen und Plattenspielern auch Plattenwaschmaschinen im Angebot hat. „Das beste Tonabnehmersystem nützt nichts, wenn die Platte schmutzig ist.“