NachbarschaftsaktionBürger in Siegburg-Zange knüpften auf Schlemmermeile Kontakte
Siegburg – Sie pilgerten allein, zu zweit, zu dritt durch die Straßen, mit dem Papierplan in der Hand und auf der Suche nach Straßenschildern und Hausnummern. Die Zange wurde zur Schlemmermeile, Garagen zu Gourmettempeln.
Nachbarn tischten für Nachbarn auf – und viele begegneten sich zum ersten Mal. Strahlende Gesichter gab’s bei der Aktion der Bürgergemeinschaft, trotz zeitweise fiesen Regens.
Zuschuss vom Kreis für das Nachbarschaftsprojekt
Die Kombi aus Gratis-Häppchen und Garagenflohmarkt zog die Scharen an. Wie Marko Maniel, der sich zur Feier des Tages ein Festgewand übergestreift hatte, leuchtend gelb auch die zum „Bugi“ gehörige Kappe. „Wir Siegburger halten zusammen“, sagte der großgewachsene 60-Jährige mit Wurzeln im Südsudan.
„Die Resonanz ist groß“, freute sich Dagmar Dehmel, zweite Vorsitzende der Bürgergemeinschaft, die am Vereinslokal in der Bismarckstraße die Pläne und Wasserflaschen verteilte. Hier wurde die Idee geboren, nach Anregungen aus der Nachbarschaft. In allen Briefkästen im Stadtteil zwischen Bahnhof und Siegdamm landete die Einladung zum Mitmachen, etwa 60 wollten mittrödeln, 20 kochen.
1000 Euro Zuschuss aus dem Fördertopf des Kreises „Gemeinschaft gestalten – engagierte Nachbarschaft leben“ flossen für die Premiere, sagte die BG-Vorsitzende Susanne Haase-Mühlbauer. Das Geld wurde an die Aktiven an Herd und Grill und aus aller Herren Länder verteilt für den Einkauf der Zutaten.
13 Kilogram Fleisch verarbeiteten Dirk Rath, Ludger Staskiewicz und Stephan Heider, zu Zanger Spareribs mit Coleslaw. „Gerade war ein Amerikaner hier und meinte, die seien perfekt“, sagten die drei Männer am selbstgebauten mannshohen und mit Buchenholz befeuerten Smoker-Grill.
Mehrere Tage Arbeit steckten in den würzigen Rippchen, die unter anderem in Apfelsaft gedämpft wurden. Sabine Eickelberg, 78, die ihren Rollator neben der Bierbank parkte, hätte gern eine Spende dagelassen. Das einzige Schwein stand bei der Bürgergemeinschaft.
Auf dem Bürgersteig der Katharinenstraße hatte Khalid Ibrahim-Khel sein warmes Buffet aufgebaut, servierte Reis mit Hähnchen und Kichererbsen. „Ein afghanisches Rezept“ verriet der 23-Jährige.
Seine Freunde Dietmar Fiessel und Ute Kirchhöfer hatten ihn angesprochen und gebeten mitzumachen. „Er ist der beste Koch, den ich kenne“, lobte Kirchhöfer den jungen Mann, der seit 2005 in Deutschland lebt und als Bäckereiverkäufer arbeitet.
In der Hohenzollernstraße war eine Garage rot-weiß dekoriert, hingen polnische Flaggen an den Wänden, dampften auf Tapeziertischen osteuropäische Köstlichkeiten. Basia Peterko und Aniela Nowak verrieten gern die Rezepte für Bigos, Pirogi, Steinpilzsoße und mehr.
„Eine gute Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen“
„Es ist eine so gute Gelegenheit, Kontakte in der Nachbarschaft zu knüpfen“, sagte Nowak, die vor zwei Jahren aus Köln nach Siegburg zog, der Liebe wegen. „Es ist himmlisch hier.“
Eine Überraschung erlebte Andrea Schleich, als BG-Geschäftsführerin gut vernetzt im Stadtteil. Sie kredenzte mit ihrem Mann Uwe im Partyraum im Hof warme Knoblauchsuppe. „Dabei habe ich eine Frau kennengelernt, die seit Jahren schräg gegenüber wohnt. Wir haben uns noch nie gesehen.“