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SchullandschaftMit Rückkehr von G9 könnte es an Siegburger Schulen sehr eng werden

Lesezeit 4 Minuten
Eine Metallplastik in Blau und Rot zeigt die Buchstaben A und G vor dem Gymnasium in Siegburg

Städtisches Anno-Gymnasium an der Zeithstraße in Siegburg

Auf die Siegburger Stadtverwaltung, die Kommunalpolitik und die weiterführenden Schulen kommen mit der Umstellung große Herausforderungen zu.

Wenn 2027 die ersten Abiturientinnen und Abiturienten ihre Zeugnisse feiern, wird G8 endgültig Geschichte sein, der Weg zur Reifeprüfung wieder ein Jahr länger dauern. Für die Schulträger, die Kommune, ist es höchste Zeit sich auf G9 einzustellen. Denn die Wiedereinführung stellt Herausforderungen an Raumangebot wie Personal und beschäftigte jetzt den Siegburger Schulausschuss.

Auf der Tagesordnung stand die „große Fortschreibung“ des Schulentwicklungsplans für die Schuljahre 202372024 bis 2028/2029. Der Fokus richtete sich auf die beiden Gymnasien der Kreisstadt, deren Zügigkeit überdacht werden muss: Im denkmalgeschützten Gymnasium Alleestraße gibt es derzeit vier Züge, im Anno-Gymnasium an der Zeithstraße fünf.

Heinz Walter Pütz, Amtsleiter für Jugend, Schule und Sport, plädierte in der Sitzung dafür, beide Gymnasien fünfzügig weiterzuführen. Zwar werde sei die Nachfrage nach dem Anno-Gymnasium besonders hoch, vor einigen Jahren noch aber habe sich das Gymnasium Alleestraße höherer Beliebtheit erfreut.

Zwei Siegburger Gymnasien, zwei unterschiedliche Schulprofile

Besonderheiten im Profil an der Alleestraße sind etwa Französisch und der Erwerb des französischen AbiBac sowie eine Musikklasse, am Anno eine Zertifizierung als Mint EC-Schule (Excellenz) mit besonderem naturwissenschaftlichen Schwerpunkt oder Japanisch als Fremdsprache.

In den Gymnasien könnte es eng werden. An der Alleestraße sind Schulleiterin Sabine Trautwein zufolge zwar durch den Wegzug des Abendgymnasiums drei Räume frei geworden. Da aber das Lehrerraumprinzip herrsche, mit jeweils einem Klassenraum je Lehrkraft, werde es dennoch Engpässe geben.

Eine Schule mit pavillonförmigen Trakten und Fassadenelementen in Pastelltönen Gelb, Rot und Hellblau

Unter Denkmalschutz steht das Gymnasium Alleestraße mit seiner markanten Architektur

„Im Falle einer Fünfzügigkeit ergibt sich selbstverständlich weiterer Raumbedarf, der nur durch Baumaßnahmen gedeckt werden kann“. Die Kommunikation mit dem Schulträger sei dabei „äußerst konstruktiv und lösungsorientiert“. Ein genauer Zeitplan liegt allerdings noch nicht vor. Personell müsse aufgestockt werden, wozu es aber noch keine Informationen gebe.

Sebastian Kaas, Leiter des Anno-Gymnasiums, geht davon aus, dass er acht weiter Klassen-/Kursäume benötigt, weiter drei sogar, wenn im August 2028 weitere Jahrgangsstufen in die Oberstufe eintreten.

Zwingend auftretender Raumbedarf

Gegenüber heute rund 1050 Schülerinnen und Schülern rechnet er im August 2026 mit voraussichtlich 1250 bis 1280 und im August 2028 mit einer 1300- bis 1350-köpfigen Schülerschaft. „Der Schulentwicklungsplan hat den durch die Rückkehr zu G9 zwingend auftretenden Raumbedarf aus meiner Sicht nicht ausreichend ausgeführt und entsprechend quantitativ dargestellt“, stellt er fest.

Selbst bei einer Aufstockung auf zehn Züge an Allee- und Zeithstraße werde es „ziemlich sicher“ in den Schuljahren 2026/27 und 2028/29, vielleicht aber auch schon 2025/26 zu Anmeldeüberhängen kommen, schon alleine durch Siegburger Kindern und gleichgestellte Schülerinnen und Schüler aus Neunkirchen-Seelscheid und Much.

Für eine Erweiterung gebe es durchaus Raum auf dem Schulgelände: So könnten drei aktuelle acht Mint-Fachräume und drei Sammlungen zu normalen Klassenräumen werden, und in einem zweistöckigen Neubau acht Mehrzweckunterrichträume und zwei Sammlungen unterkommen. „Zwingend geboten“ seien jetzt eine rasche Planung, Ausschreibung und Auftragsvergabe, denkbar aber auch Unterricht in Containern während der Bauphase.

Spezifische Ausrichtung der Schulen bedroht

Kaas plädiert dafür, neben einer Erhöhung der Zügigkeit an einem der beiden Gymnasien auch noch zusätzliche Klassen zuzulassen. Denn er fürchtet, dass die spezifische Ausrichtung der beiden Schulen bedroht wird, wenn Schulplätze per Los vergeben werden müssen.

Dann würden Schülerinnen und Schüler zwar die gewünschte Schulform erhalten, „aber nicht das ihren Interessen, Fähigkeiten und Begabungen entsprechende Profil und Unterrichtsangebot“. Sorgen um die personelle Ausstattung macht er sich nicht: Seine Schule sei bei Bewerberinnen und Bewerberinnen begehrt, die Bezirksregierung habe für Einstellungsmöglichkeiten gesorgt.

Bleiben dürfte es bei der Zweizügigkeit der Realschule: Bei Dreizügigkeit allerdings könnte Schulleiterin Iris Gust mehr Lehrstellen beantragen und mehr AGs anbieten. Für die Christliche Gesamtschule, bislang dreizügig, scheidet eine Erweiterung aus: Dazu fehle der Raum.

Eng wird es auch in der städtischen Gesamtschule am Michaelsberg mit ihren vier Zügen: „Aufgrund vermehrter Rückläufer von Gymnasien und der Freien Christlichen Schule ist die Aufnahmekapazität in Klasse 9 erreicht“, vermerkt das Protokoll eines Treffens mit Schulleiter Jochen Schütz und Vertretern der Stadt. Das Raumprogramm sei passend. Bei Öffnung der 5-Zügigkeit könne es jedoch problematisch werden.