Ab 2027 soll die Holzgasse saniert werden, ein kleiner Park und eine Stele an die jüdische Geschichte und ein altes Ritualbad erinnern.
Planungen in SiegburgNeue Details zur Mammutbaustelle in der Holzgasse

Entwurf für die Sanierung der Holzgasse des Büros MWM Städtebau, Verkehr, Entwässerung
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In großen Metallleitern spannt sich bereits ein neues Straßenschild über die Holzgasse, an zwei Stellen wurde in den vergangenen Wochen das Pflaster geöffnet und in der Tiefe überprüft, was sich an Leitungen und sonstigen möglichen Überraschungen im Erdreich findet.
Und jetzt kam der Planungsausschuss der Kreisstadt zu einer Sondersitzung zusammen, um sich mit der Mammutbaustelle zu beschäftigen, die auf Siegburgerinnen, Siegburger und vor allem auf die Geschäftsleute zukommt. Über drei Jahre werden sich die Sanierungsarbeiten erstrecken, Förderanträge müssen bis zu 30. September gestellt werden. Am 31. März soll es eine Bürgerinformation geben.
Das Grün in der Holzgasse ist den Siegburgern besonders wichtig
Bernd Niedermeier und Jan Bernd Siebenmorgen vom Büro MWM für Städtebau, Verkehr und Entwässerung gingen ins Detail. Siebenmorgen ging auf die wichtigsten Ziele ein, die bei Bürgerbeteiligungen zusammengetragen wurden: Oberste Priorität hat eine starke „Durchgrünung“ der Gasse, gefolgt von mehr Sitzgelegenheiten, barrierefreien Oberflächen, Wasser- und Spielelementen sowie einer Inszenierung der Geschichte der Gasse.

Die Holzgasse muss dringend saniert werden, vor allem das in die Jahre gekommene Pflaster.
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Letzteres könnte beim Pflaster eine Rolle spielen: Künftig soll die Holzgasse ein Betonpflaster bekommen, in das aber Steine mit der Struktur von Holzstämmen eingearbeitet werden: eine Anspielung auf die Tatsache, dass die Gasse früher mit Holzbohlen ausgelegt war, worauf wohl auch der Name zurückgeht. Kleine Pflastersteine würden dann nur noch am Rand auftauchen, wichtig sind zudem taktile Elemente für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen. Eine von mehreren vorgestellten Varianten sehe ein Muster vor, bei der die Betonsteine die Anmutung von Natursteinen hätten, schilderte der Planer.

Unter diesem leerstehenden Haus befinden sich Reste einer alten Mikwe, dort könnte ein „Pocket-Park“ entstehen.
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Klarer ausgewiesen werden sollen Flächen für Außengastronomie oder solche, auf denen sich Geschäftsleute präsentieren können. Stufen sollen so weit wie möglich nivelliert werden. 30 bis 40 Jahre lang immerhin, so Siebenmorgen, sollen die Siegburger mit der neuen Holzgasse zufrieden sein. Die Ausstattung soll mit neuen Sitzbänken, Fahrradbügeln und Trinkbrunnen aufgewertet werden. Weichen sollen nach den Vorstellungen der Planer auch die alten Straßenlaternen.
Keine großen Chancen geben die Planer dem alten Baumbestand. Dieser finde keine guten Lebensbedingungen vor, sodass man wohl eine neue Baumreihe ins Auge fassen werde. 18 Bäume sollen an der Südseite der etwa 300 Meter langen Holzgasse gesetzt werden, die jeweils zwölf Kubikmeter Pflanzraum bekommen.
Erinnerung an die jüdische Geschichte Siegburgs
Diskutiert wurde auch, wie die alte jüdische Geschichte der Straße zu ihrem Recht kommen könnte: Unter einem der Häuser befand sich früher eine Mikwe, ein Bad, das eine wichtige Rolle bei einem jüdischen Reinigungsritual spielte. Bürgermeister Stefan Rosemann wies darauf hin, dass das Haus darüber baufällig sei, sodass sich auf dem Grundstück die Anlage eines kleinen „Pocket-Parks“ anbieten würde.
Das Büro zeigte auch eine Stele, die eine Treppe andeutet und auf die Mikwe hinweisen könnte. „Eine kleine Reminiszenz an diese reiche Vergangenheit“, formulierte es Siebenmorgen. Derzeit ist das Ritualbad verschüttet, könnte für Besichtigungen aber wieder freigelegt werden.

Blick in die alte Mikwe an der Siegburger Holzgasse im Jahr 1993. Heute ist das Ritualbad verschüttet.
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Die Bauphasen werden in drei Abschnitte unterteilt, zwischen Kaiserstraße und Scheerengasse, Scheerengasse und Kleiberg sowie auf dem kurzen Abschnitt der Zeithstraße zwischen Kleiberg und Grimmelsgasse. Dabei soll jeweils ein Abschnitt binnen eines Jahres komplett fertiggestellt werden, bevor es weitergeht.
Bei der ebenfalls anstehenden Kanalsanierung kann im Abschnitt unter der Holzgasse im sogenannten Inlinerverfahren unterirdisch gearbeitet werden, wobei ein Spezialschlauch in den alten Kanal gezogen wird. An der Zeithstraße wird dagegen eine offene Baugrube nötig. „Wichtig ist, dass alles fußläufig erreichbar bleibt“, betonte Niedermeier. Auch daher stehe man in engem Kontakt mit Geschäftsleuten und Anwohnern. Das Technische Dezernat hält einen Beginn der Arbeiten 2027 für möglich.