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SiegburgNeue Mieter im Kaiser-Carré wecken Hoffnung bei Einzelhändlern

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Dem Bau des Kaiser-Carrés mit 70 Mietwohnungen und 4000 Quadratmetern Gewerbefläche auf zwei Geschossen steht nichts mehr im Wege.

Siegburg – Wer wird Ankermieter im neuen Kaiser-Carré auf dem Goldberg-Areal? Das war eine brennende Frage in den vergangenen Monaten. Hing doch davon ab, ob die gemeinsame Projektgesellschaft von Pareto sowie der Siebers-Partner GmbH das Vorhaben überhaupt in Angriff nimmt. Dann das Aufatmen am Donnerstag: Die Stadtverwaltung teilte mit, dass die AOK Rheinland/Hamburg und ein Nahversorger, dem Vernehmen nach Aldi, auf 54 Prozent der insgesamt 4000 Quadratmeter Gewerbefläche einziehen. Der erste Spatenstich wird für das dritte Jahresquartal angestrebt.

„Ich bin sehr, sehr positiv überrascht“, sagt Sissis Vassiliadis, Vorsitzender des Siegburger Verkehrsvereins. „Ich glaube, wenn der Bau losgeht, organisiere ich ein Fest.“ Er freut sich besonders über die Pläne der AOK. „In unserer gestressten Gesellschaft ist Gesundheit ein wichtiger Aspekt.“ Er geht davon aus, dass die Krankenkasse zusätzliche Frequenz in die Innenstadt bringen wird. Die Nachricht sei mitten in der Corona-Krise keineswegs selbstverständlich. „Ich kenne niemanden, der in der Pandemie etwas unterschrieben hat.“

Attraktivere Straße

Wichtig sei das Carré auch für den benachbarten Kaufhof. Die Kaiserstraße werde sicherlich durch die vorgesehene vollständige Sperrung für den Autoverkehr attraktiver. Zuversichtlich ist Vassiliadis, dass sich auch für die Ladenlokale im Carré zur Cecilienstraße hin Mieter finden. Dass unter den Ankermietern kein großer Textiler ist, findet er nicht weiter schlimm. „Die Zeiten ändern sich.“ Siegburg habe auch so einen guten Mix aus großen und kleinen Geschäften.

Sie freuen sich über das absehbare Ende der Tristesse an der Kaiserstraße: Sonja Neuenhöfer vom Café Bonjour und Sissis Vassiliadis, Vorsitzender des Siegburger Verkehrsvereins.

Sonja Neuenhöfer, die mit ihrem Mann Dirk das Café Bonjour an der Kaiserstraße führt, ist eine Hauptleidtragende des Leerstands: Seit mehr als einem Jahrzehnt blickt sie auf die heruntergekommenen Geschäftslokale. „Grundsätzlich gut“ findet sie die neuesten Nachrichten, „alles ist besser als das“. Gern würde sie ein Geschäft mit „hochwertiger Mode“ im Neubau sehen, „aber das ist utopisch“.

Sie freuen sich über das absehbare Ende der Tristesse an der Kaiserstraße: Sonja Neuenhöfer vom Café Bonjour und Sissis Vassiliadis, Vorsitzender des Siegburger Verkehrsvereins.

Auch ein Supermarkt statt eines Discounters und mehr Einzelhandel wären ihr eigentlich lieber. Sie blickt optimistisch in die Zukunft nach der Corona-Krise. „Siegburg wird sich neu sortieren“, ist sie überzeugt. Alle Innenstädte hätten es schwer, aber Siegburg biete ein besonderes Flair und sei daher im Vorteil.

Streit über Energieeffizienz

Bevor die Politik in einem interfraktionellen Arbeitskreis über die Ansiedlung informiert wurde, war zwischen der Ampelkoalition aus SPD, Grünen sowie FDP und der CDU ein Zwist über neue Vorgaben zur Energieeffizienz entbrannt. Die „Klimaoffensive konkret“, die SPD, Grüne und FDP mit Unterstützung der Linken im Rat auf den Weg gebracht haben, sei „gefährlich“, sagte Jürgen Becker (CDU). Eine Energieeffizienz um 25 Prozent über den gesetzlichen Vorgaben zu fordern könne die Pläne für das Kaiser-Carré gar zum Scheitern bringen.

Leerstehende Altgebäude an der Kaiserstraße.

Dieter Thiel (Die Grünen) wies die Kritik zurück und sagte Becker verbreite absichtlich „Angst und Schrecken“. Er betonte für die Koalition, dass sich die Vorgabe nur auf künftige Vorhaben erstrecke: „Die Koalition wird nie rückwirkend in laufenden Verfahren nachkarten. Der seitens der CDU vermittelte Eindruck, die Koalition würde das Bauvorhaben torpedieren, ist Unsinn.“ Pareto erreiche einen Wert von etwa zehn Prozent, mit einer Goldzertifizierung der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) aber auch mehr als eine Kompensation. Auch SPD-Fraktionschef Frank Sauerzweig betonte auf Anfrage, es werde niemand „gegängelt“, das Kaiser-Carré sei nicht gefährdet.

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Laut städtischer Pressestelle wurden die Investoren gebeten, die Pläne für ein Technikgebäude zur Theodor-Heuss-Straße hin zu überarbeiten und optisch attraktiver zu gestalten. Bürgermeister Stefan Rosemann und Technisches Dezernat stünden im Dialog mit den Anwohnern, vergangene Woche habe es einen Ortstermin gegeben.