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„Es lebe die tote Innenstadt“Neue Sitzgelegenheiten in der Siegburger City erhitzen Gemüter

Lesezeit 3 Minuten
Auf Parkplätzen in der Innenstadt stehen Sitzbänke

Parkplätze werden in Siegburg zu Sitzplätzen umfunktioniert: Hier die ersten Stadtmöbel in der Alten Poststraße.

Sitzbänke statt Parkplätze: Schon zum Start des Verkehrsversuchs gibt es in Siegburg harsche Kritik, aber auch Lob.

Sie sind teils aus Holz, teils leuchtend gelb und und sollen zum Sitzen, Liegen, Unterhalten einladen, die Bänke mit Pflanzkübeln. Sie stehen auf der Straße, dort, wo sonst Autos parken. Das ist kein Versehen, sondern Absicht: „Verweilen statt eilen“ ist das Motto des Projekts Stadt-Terrassen.

Dass dafür Kfz-Parkplätze an der Neuen Poststraße und an der Cecilienstraße wegfallen, dürfte so manchen ärgern, wird aber nicht nur in Kauf genommen, sondern ist gewollt. Die ersten Reaktionen in den sozialen Medien waren gemischt.

Überflüssig. Und ganz ehrlich: Will man da sitzen?
ein kritischer Kommentar in den sozialen Netzwerken zum Experiment Stadt-Terrassen

Er müsse „mit Entsetzen feststellen, dass weitere drei Parkplätze für potenzielle Kunden wegfallen“, schreibt der Hörgeräteakustiker Carsten Baschlebe. Mehr Bänke und Bepflanzungen seien begrüßenswert, doch müsse man alles zu Ende denken. Nicht jeder könne mit dem Fahrrad kommen, und Einkäufe müssten transportiert werden. Sein Fazit: „Es lebe die tote Innenstadt.“

„Überflüssig“, findet ein anderer den Verkehrsversuch. Bänke stünden dort doch überall: Kurz mal zu parken, um zur Bank oder zur Apotheke zu kommen, sei nicht möglich. „Und ganz ehrlich: Will man da sitzen?“ Andere hingegen loben die Idee und verweisen auf die Parkhäuser, befürchten aber Vandalismus. Einigen gefällt die Optik der Stadtmöbel nicht.

Über QR-Codes kann man zu Siegburger Stadtmöbeln Stellung nehmen

Die etwas klobig wirkenden Elemente müssen transportabel und dennoch stabil sein. Denn die Stadt-Terrassen sind ein zeitlich begrenztes Experiment, die Bänke ziehen weiter. Im August und September sollen die Menschen in Siegburg erleben, dass eine Straße viel mehr sein könne als eine Fahrbahn und eine Reihe von Stellplätzen, zitiert die Stadt das Konzept: „Flaniermeile, Treffpunkt für die Nachbarschaft, Spielraum für Kinder, ein möglicher Zugewinn für alle.“

Das Leihangebot des Zukunftsnetzes Mobilität NRW, in dem Siegburg seit 2015 Mitglied ist, hat die Stadt auch nicht zum ersten Mal angenommen. Vom 22. August bis 30. September 2022 standen die Sitzplätze unter anderem an der Kaiserstraße, häufig blieben sie allerdings leer, weil es in diesem Zeitraum oft regnete.

Die Nutzer, Nachbarn, Passanten und auch parkplatzsuchende Autofahrer könnten übrigens Lob und Ärger auch direkt vor Ort loswerden, so die Stadt: „An den Möbeln werden QR-Codes angebracht, über die Sie unkompliziert Ihre Anregungen zu diesem Experiment mitteilen können.“

Die Frage „Was kostet das?“ können wir an dieser Stelle bereits beantworten: Die Elemente sind kostenlos und werden vom Netzwerk auch angeliefert, die Verwaltung befüllt lediglich die Pflanzkübel. Für die Pflege der Pflanzen sollen Patenschaften mit anliegenden Geschäften oder Anwohnern angestrebt werden.

Manipulationen bei Online-Umfrage zu den Stadt-Terrassen

Der Verkehrsversuch verursachte in Lindlar (Rheinisch-Bergischer-Kreis) einigen Aufruhr. Die Umfrage zu den Stadtterrassen soll laut Gemeindeverwaltung in großem Stil manipuliert worden sein. Bei der Online-Umfrage gab es 1700 Meldungen, deutlich mehr als die Hälfte von nur wenigen Absendern, das ergab die Überprüfung durch IT-Experten.