Parkplatz wird fehlenGemischte Gefühle zur Entscheidung zum Siegburger Rathaus

Die Fenster wurden noch mal geputzt: Doch schon bald stehen ganz andere Arbeiten am Rathaus an.
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Siegburg – Ob mit einem sanierten Rathaus oder einem Neubau und Wohnbebauung auf dem alten Areal der Stadtverwaltung: Die Pläne der Kreissparkassentochter Pareto bedeuten einen Eingriff mit weitreichenden Folgen für die Innenstadt, schon allein durch den Wegfall der Stellflächen auf dem Allianzparkplatz. Wir fragten vor dem Ratsbürgerentscheid am 2. Dezember betroffene Geschäftsleute, worauf sie sich einstellen.
Christiane Nitzsche, Latino Lounge

Fürchtet um den Bestand der Latino Lounge: Christiane Nitzsche
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„Eigentlich ist hier jeder davon ausgegangen, dass eine große Tiefgarage gebaut wird, wenn der Parkplatz entfällt“, sagt Christiane Nitzsche, Betreiberin der Latino-Lounge in der Marktpassage. Nicht nur ihr Lokal, der ganze Markt funktioniere wegen der kurzen Wege vom Parkplatz sehr gut. Bis zum Parkhaus der Rhein-Sieg-Halle sei es dagegen relativ weit.
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Ratschläge an die Siegburger, aufs Rad zu steigen, greifen ihrer Ansicht nach zu kurz. „Die Stadt braucht auch die Leute, die von außerhalb kommen.“ Besonders bemängelt sie, dass der neue Besitzer noch keinen Kontakt mit ihr aufgenommen habe, etwa um zu klären, ob die Latino-Lounge bleiben kann: Denn das Lokal liegt in einer Art rückwärtigem Anbau der Marktpassage, der bei einer neuen Planung für ein Rathaus oder ein großes Wohngebäude eventuell entfallen könnte. Immerhin sorgt sie sich um die Zukunft ihrer 16 Festangestellten und 35 Aushilfen. Erst vor zwei Jahren habe sie 130.000 Euro in die Lounge investiert.
Renate Keller, Reisebüro am Rathaus

Vertraut auf ihre Stammkundschaft: Renate Keller
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„Einen Abriss stelle ich mir für den ganzen Bereich vor“, sagt Renate Keller, Inhaberin des Reisebüros am Markt. Sie kann sich noch an die Arbeiten für ein großes Geschäfts- und Wohnhaus gleich vor ihrem Büro, an der Ecke Elisabethstraße/Friedensplatz Mitte der 80er Jahre, erinnern. Diese hätten sich endlos hingezogen, durch Verzögerungen durch archäologische Funde im Erdreich. „Man kann heute gut sanieren“ , sagt sie, daher sei sie für den Erhalt des Rathauses. Für ihr Geschäft rechnet sie nicht mit Einbußen: „Wir leben mehr vom Stamm- als vom Laufpublikum.“
Dr. Joachim Pigulla, Rats-Apotheke

Plädiert für den Erhalt historischer Architektur: Joachim Pigulla
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Da er in Bonn-Holzlar wohnt, kann Joachim Pigulla beim Ratsbürgerentscheid am 2. Dezember nicht mitstimmen, als Inhaber der Rats-Apotheke am Nogenter Platz 3 hat er aber sehr wohl eine Meinung: „Ich finde es furchtbar, wie mit historischen Gebäuden umgegangen wird“, betont er, und ein solches sei das Rathaus seiner Ansicht nach mit seiner typischen Architektur der 60er Jahre. „Das Rhenag-Gebäude sah genau so aus, das hat man auch nicht abgerissen.“ Mit negativen Folgen für den Umsatz rechnet er nicht, sollte die Stadtverwaltung in einen Neubau für die Stadtverwaltung auf dem Allianzparkplatz umziehen. Dann komme die Laufkundschaft eben auf dem Weg zu den neuen Wohnhäusern, die dann auf dem Rathausgelände entstünden .
Jörg Steinmeister, Uhren und mehr

Rechnet mit Überraschungen im Untergrund: Jörg Steinmeister
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„Eine Sanierung an Ort und Stelle halte ich für logischer“, sagt Jörg Steinerster, der sich in der Marktpassage auf Uhren sowie Zubehör und Service spezialisiert hat. Rund um den Allianzparkplatz hätten sich Strukturen entwickelt, die man nicht einfach aufgeben dürfe – und die wichtigen Stellflächen seien im Falle eines Neubaus sofort weg. Steinmeister hat aber große Zweifel, dass sich ein Rathausneubau schnell relaisieren lässt. Allein die Planung werde sicherlich drei bis vier Jahre in Anspruch nehmen.
Verzögerungen könne er sich für den Fall archäologischer Funde auf dem Areal vorstellen: „Da kann eine Baustelle ganz schnell stillgelegt werden.“ Unter dem Parkplatz lägen uralte Gewölbe. Er selbst habe gesehen, wie Haustechniker die heute noch zugänglichen Keller betreten hätten.