Hunderte Forscher und Entwickler sind im Rhein-Sieg-Forum zusammengekommen. Schafft Siegburg den Sprung zur internationalen Kongress-Stadt?
Kongress465 Teilnehmer aus 30 Ländern – Rhein-Sieg-Forum betritt internationale Bühne
Forscher, Entwickler und Produzenten rückten für drei Tage im Rhein-Sieg-Forum zusammen und gingen Fragen nach, von denen die Zukunft unseres Planeten abhängen kann. Wie können erneuerbare Werkstoffe im Kampf gegen Ressourcenverschwendung und Klimakatastrophe eingesetzt werden?
„Renewable Materials“ war der Kongress betitelt, der für das Rhein-Sieg-Forum als Tagungsort den ersten Schritt auf die internationale Bühne bedeutete. Von 465 Teilnehmern aus mehr als 30 Ländern, von denen 380 tatsächlich vor Ort waren, berichtete Tagungsleiter Michael Carus vom Nova-Institut aus Hürth.
Im Rhein-Sieg-Forum wurden Geschäfte in „Millionenhöhe“ gemacht
Die übrigen konnten online teilnehmen, dank moderner Video- und Konferenztechnik, die in der zum Forum erweiterten Rhein-Sieg-Halle seit der Eröffnung vor zwei Jahren zur Verfügung steht. Carus zeigte sich mit dem Tagungszentrum hochzufrieden und will im kommenden Jahr wiederkommen. „Das ganze Forum hat gebrummt. Ich glaube, hier wurden Geschäfte in Millionenhöhe gemacht“, sagte er im Rückblick.
Carus schätzt die vielen Möglichkeiten, sich im Gebäude zum „Netzwerken“ zusammenzusetzen, in vielen Räumen und Nischen. Insbesondere US-amerikanischen Teilnehmern habe auch die Stadt gefallen. „Sie waren fassungslos wegen der vielen kleinen Geschäfte“, erzählte er, und sie hätten über das Angebot an frischem Spargel auf dem Markt gestaunt. „Das essen sie alle gerne.“
Frank Baake, Direktor des Rhein-Sieg-Forums, betonte angesichts der Gäste aus aller Welt:. „Wir sind nun da, wo wir immer hinwollten.“ Bewährt habe sich das hybride Konzept mit Präsenz vor Ort, Video-Konferenztechnik, Ausstellungen mit Firmenständen und Fachvorträgen. „Das Gesamtpaket scheint zu stimmen“, sagte er auch mit Blick auf das Angebot in der Innenstadt.
Gastronomie in Siegburg profitiert von Kongressen im Rhein-Sieg-Forum
Carus hatte vor der Veranstaltung sogar Restaurants in der Kreisstadt getestet. Die Teilnehmer hätten sich beispielsweise im Brauhaus auf der Holzgasse und bei Sion im S-Carré wohl gefühlt, berichtete er.
Carus ist einer von vier Mitgründern des Nova-Instituts in Hürth, das vor 30 Jahren als Ableger des Kölner Katalyse-Instituts für Umweltforschung entstand. „Wir sind eines der wenigen privaten Forschungsinstitute in Deutschland“, erklärte er.
Zielgruppe seien die Werkstoff- und die Chemieindustrie. Ein Hauptthema sei dabei, wie aus Biomasse oder CO2 aus der Luft Ersatz für fossile Rohstoffe geschaffen werden kann. Ein weiterer Schwerpunkt sei die EU: „Wir sind ganz nah an der Brüsseler Politik“, so Carus, das Institut werde immer wieder von der Kommission angefragt.
Teilnehmer schätzen gute Erreichbarkeit Siegburgs mit dem ICE
Großes Thema auf dem Kongress war das vermeintliche Risiko, das Unternehmen mit Investitionen in die erneuerbaren Materialien eingehen. Carus sieht das ganz klar: „Das Risiko besteht darin, nicht zu investieren.“ Insbesondere die deutsche Chemieindustrie dürfe hier nicht den Anschluss verlieren.
Ingo Gräf von der Heraeus Deutschland GmbH & Co KG brachte das Thema Edelmetalle mit nach Siegburg: Diese seien ein wesentlicher Bestandteil für Katalysatoren zur Produktion erneuerbarer Werkstoffe wie Harze und Klebstoffe. Er lobte das breite Spektrum des Kongresses: „Hier kann man ganze Wertschöpfungsketten abbilden.“ Gut gefiel auch ihm die bequeme Anreise, per Zug vom Unternehmenssitz Hanau zum ICE-Bahnhof Bonn/Siegburg.
Große Zufriedenheit nach großem internationalen Kongress in Siegburg
Leen Thys von der Firma B4Plastics im belgischen Lanklaar stellte Polymere auf pflanzlicher Basis vor, die als Granulat in Extrusionsanlagen verarbeitet werden zu gummi- oder auch drahtartigen Werkstoffen. „Wir gehen von A bis Z“, erläuterte sie, von Forschung und Entwicklung bis zu eigenen Produkten.
Auch sie zeigte sich zufrieden mit der Veranstaltung in Siegburg, sie habe interessante Gespräche führen und Kontakte knüpfen können. Ihr ist ein Aspekt besonders wichtig, wenn sich die erneuerbaren Materialien noch viel stärker zum Wohl aller durchsetzen sollen. „Die Wahrnehmung von Biomaterialien muss sich noch verändern.“