Schwimmschule Lohmann„Wegen der Lockdowns sind 7000 Kursstunden ausgefallen“
Siegburg – Wer das Oktopus kennt, kennt wohl auch Dirk Lohmann, Inhaber der privaten Schwimmschule im Freizeitbad an der Zeithstraße. Für viele Badegäste ist der Schwimmlehrer mit der markanten „Pläät“, umgeben von einer Schar gut aufgelegter Kinder oder auch an Fitness interessierten Erwachsenen, ein gewohnter Anblick – wenn nicht gerade ein Corona- Lockdown den Betrieb unmöglich macht.
Dass Lohmann einen großen Teile seiner Angebote wieder starten konnte, ist nur dank eines strengen Hygiene-Konzepts möglich. Nach einem Kurs bleibt ihm eine halbe Stunde Zeit, um eine Runde mit der Sprühflasche zu drehen. Tauchringe und -nudeln, Tür- und Spindgriffe, Sanitär-Armaturen werden desinfiziert, dann erst kann die nächste Gruppe kommen. „Ich nehme das sehr ernst“, betont er, auf seiner Internetseite sieht man das Reglement auf den ersten Blick.
Das Foyer darf nur auf Aufforderung betreten werden, dann herrscht ab sechs Jahren bis zum Spind Maskenpflicht, ebenso später auf dem Rückweg. Auf dem Weg gilt eine Einbahnregelung, hinein geht es durch die Damen-, heraus durch die Herrendusche. Die Kinder duschen in Badesachen und nur unter jedem dritten Brausekopf. Auf Diskussionen, etwa zur Maskenpflicht, lässt Lohmann sich nicht ein. „Dann kriegen die Eltern eben das Geld zurück.“
Die können derzeit auch nicht, wie sonst, vom Foyer aus das Treiben im Becken beobachten. Zum Umziehen sind in den Kinderkursen eine Begleitperson und ein Geschwisterkind erlaubt.
Vom Studierendenjob zum Traumberuf
Das Berufsleben Dirk Lohmanns (51) ist seit langem eng mit dem Oktopus-Bad verknüpft: Als Student auf Lehramt mit den Fächern Sport und Pädagogik verdiente er sich ab 1996 schon Geld als Aufsicht am Becken und Rettungsschwimmer, dann kamen Kurse hinzu, und der angehende Lehrer, der selbst auf dem Gymnasium Alleestraße war, auf den Geschmack. „Du wirst Lehrer?“, habe seine Mathematiklehrerin ihn noch gefragt und festgestellt: „Dann brauche ich jetzt erstmal einen Kaffee.“
Schließlich sprach ihn die damalige Leitung der Stadtentwicklungsgesellschaft an, ob er sich vorstellen könne, eine Schwimmschule zu gründen. Der heutige Vorstand der Stadtbetriebe, André Kuchheuser, war damals noch Prokurist, Georg Becker Geschäftsführer. Lohmann absolvierte noch sein Referendariat am Gymnasium Alleestraße, entschied sich dann aber doch für die Freiberuflichkeit. (ah)
Geärgert hat den Schwimmlehrer, dass zur Fußball-EM in vielen Stadien auf Abstands- und andere Regeln gepfiffen wurde, während er und andere Unternehmer, vor allem in der Gastronomie, strenge Regeln einhalten mussten. „Die beiden Lockdowns haben mich an den Rand meiner beruflichen Existenz gebracht“, resümiert Lohmann. Seine Schwimmschule habe nur überlebt, weil er in 20 Jahren Rücklagen habe bilden können. „Insgesamt sind 7000 Kursstunden ausgefallen.“
Umso froher ist er, dass er vor einigen Woche den Betrieb wieder aufnehmen konnte, auch das schmerzlich vermisste Training mit der Behindertensportgemeinschaft Siegburg beginnt bald. Einen Groll hegt er wegen der schwierigen Zeit nicht. „Ich blicke nach vorne.“ Gerade in der Corona-Krise habe er sich auf die Unterstützung seitens des Oktopus-Bads als Vermieter verlassen können.
Seine Schule ist eine Institution. Tausenden von Kindern hat er die Furcht vor dem nassen Element genommen und das Schwimmen beigebracht, wie viele es genau sind, hat er nicht nachgehalten. „Wahrscheinlich ist das wohl meine Berufung.“ Zu Beginn etwas wasserscheu zu sein, sei nicht schlimm. Seine Beobachtung: „Aus den Vorsichtigen werden später die besten Schwimmer.“
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Umso unglücklicher ist er über die Tatsache, dass in den Lockdowns der Schwimmunterricht vielen versagt blieb. Welche Folgen das haben könne, zeigten immer wieder tödliche Badeunfälle, wie zuletzt am Rotter See. Andererseits sei vielen Eltern wichtig, dass der Nachwuchs Schwimmen lerne: Viele forderten ihre Geld nicht zurück, sondern warteten auf einen neuen Termin für den Kurs. In den Ferien holt er ausgefallene Kurse nach. Das Interesse war so groß, dass Lohmann erst seit vergangenem Montag wieder Neuanmeldungen annehmen kann.
Zum Unterhaltungsprogramm gehören außer dem Gummibärchenalarm, der allerdings wegen Corona derzeit pausiert, auch Lohmanns „chinesische Zahlen“, zumindest nannte sie sein Großvater so, als er sie dem Enkel beibrachte: „Eene, Zweeke, Dreeke, Vieke, Faake, Boone, Naake, Ebbele, Bebbele, Buff“, viele Kinder könnten sich noch nach Jahren daran erinnern. Der Jux hat einen ernsten Hintergrund. In einer neuen Gruppe ordnet Lohmann jedem Kinder eine der Spaßzahlen zu und merkt sich so, wo welcher Schüler gerade ist: am Beckenrand, im Wasser oder auf Toilette. „Ich habe immer alle im Blick“, betont er, in all den Jahren sei noch keinem Kind etwas passiert.