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Altenheim schließt30 Senioren in Siegburg bald wohl ohne Heimplatz – „Ellenlange Warteliste“

Lesezeit 3 Minuten
Ein Bauzaun steht vor einem mehrstöckigen Gebäude, das von Bäumen gesäumt wird.

Das Seniorenzentrum Am Michaelsberg in Siegburg steht vor der Schließung.

Dutzende Senioren aus der Residenz am Kleiberg müssen aus dem Heim, das von der Schließung bedroht ist, wohl ausziehen. Doch wohin?

Sichtlich betroffen zeigte sich Michaela Baumann, Einrichtungsleiterin des Vereins Evangelisches Altenheim, der zwei Häuser in Lohmar und Wahlscheid unterhält, von der drohenden Schließung des Seniorenzentrums am Michaelsberg.

„Wir fühlen mit Siegburg“, sagte sie. Nicht zuletzt, weil auch das Haus am Michaelsberg einmal eines unter dem Dach des Diakonischen Werks gewesen sei. Sieben Anfragen aus dem Kreis der Angehörigen von Bewohnern aus Siegburg haben Baumann, Fachliche Leitung im zweiköpfigen Vorstand, schon am Dienstag erreicht.

Und obwohl sie im Moment „in der recht glücklichen Lage“ ist, alle Planstellen zu besetzen, fehle der Platz zur Aufnahme einer größeren Zahl von Menschen. Gleichwohl werde sie mit der Heimleitung in Siegburg Kontakt aufnehmen „und schauen, wo man sich kollegial unterstützen kann“.

Drohende Heimschließung:Jobangebote für die Beschäftigten aus Siegburg

Sie wolle mit der Heimaufsicht über die Bereitstellung des verpflichtenden „Ausweichzimmers“ sprechen, sagte Michaela Baumann. Das muss sie eigentlich frei halten, um erkrankte Bewohner isolieren zu können. Auch mit den Bewohnerinnen und Bewohnern selbst wolle sie sprechen und „gemeinsam überlegen, wie man helfen kann.“

Beschäftigte aus Siegburg könnten sich gern in Lohmar bewerben, denn auch dort sind unter den 250 Beschäftigten in Voll- und Teilzeit Abgänge in den Ruhestand schon absehbar.

„Ich würde so gerne 20 Leute aufnehmen“, sagt Frank Binder, Heimleiter der Evangelischen Altenhilfe Much Seelscheid. Tatsächlich werde er das aber nicht können. Denn dazu müssten auch zehn neue Mitarbeitende stoßen, „mindestens die Hälfte examinierte Fachkräfte“. Zudem müssten es Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sein, die als Festangestellte für die Altenhilfe arbeiteten; weitere Leiharbeitskräfte seien „nur eine Notlösung“.

Platz genug gäbe es in dem Haus in Seelscheid. „Wir haben Ende 2022 einen ganzen Bereich stillgelegt, weil wir nicht das nötige Personal haben“, gab Binder am Dienstag Auskunft. 20 Plätze sind seither ungenutzt, derzeit werden 105 Bewohnerinnen und Bewohner betreut.

„Der Nachwuchs fehlt überall“, stellt Binder fest, der das Haus seit Juli 1996 leitet. An Nachfrage nach Pflegeplätzen fehle es auch in Seelscheid nicht. „Ich könnte Ihnen ein Haus auf die Wiese stellen“ – hätte er denn das Personal. Mit aktuell fünf Auszubildenden stehe die Altenhilfe Much Seelscheid noch vergleichsweise gut da, aber „die Perspektiven sind düster.“

Ähnlich ist die Situation im Caritasverband Rhein-Sieg, der mit dem Helenenstift in Hennef und dem Haus Elisabeth in Niederkassel zwei Altenheime betreibt. „Wir könnten einen guten Teil der Menschen unterbringen“, sagte der Vorstandsvorsitzende Harald Klippel. Aber nur, wenn zusätzliches Personal mitkäme.

Seniorenheime haben lange Wartelisten und neue Anfragen

„Wir sind voll belegt“, gibt Chantal Emmerich Auskunft, zuständig für Verwaltung und Qualitätsmanagement im GFO Zentrum St. Franziskus Troisdorf. Zudem gibt es „eine ellenlange Warteliste und täglich neue Anfragen“. Dabei hat der Träger, die Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe, schon den Pflegegrad 3 zur Voraussetzung einer Aufnahme in die vollstationäre Pflege gemacht.

„Wir haben ein Notbett“, sagte die Pflegedienstleiterin und stellvertretende Einrichtungsleiterin Michaela Schulz-Bertram. Aber auch das könne sie nur belegen, wenn neues Personal käme. Im St.-Franziskus-Altenheim seien auch Menschen aus den Flutgebieten im Ahrtal aufgenommen worden.

Eine Warteliste werde in den städtischen Häusern in Siegburg ebenfalls geführt, hatte schon am Montag der Siegburger Beigeordnete Dr. Matthias Bamberger gesagt. „Wir schauen aber, was irgend möglich ist.“ Auch Bürgermeister Stefan Rosemann sicherte den Bewohnerinnen und Bewohnern sowie ihren Angehörigen zu: „Wir sind im engen Austausch und versuchen, gute Lösungen zu finden.“