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Politik-DebatteSo wollen die Parteien um die Kaufhof-Filiale in Siegburg kämpfen

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Die Kaufhof-Filiale in der Siegburger Innenstadt.

Über die Zukunft der Siegburger Kaufhof-Filiale schweigt der Konzern. Vor Ort debattiert die Politik über das Kaufhaus. (Archivbild)

Die mögliche Schließung der Siegburger Kaufhof-Filiale dominiert derzeit die politische Debatte. Wie könnte die Zukunft des Standortes aussehen?

CDU-Fraktionschef Jürgen Becker bemängelt die Kommunikation der Stadt im Zusammenhang mit Schließungsplänen für Kaufhof-Filialen: „Wir ehrenamtlichen Mitglieder des Stadtrats sind nicht informiert, über was genau die Stadtspitze mit dem Kaufhof spricht, was seitens des Konzerns erwartet wird, was die Stadtverwaltung anbietet. Das, was verlautbart wird, ist wenig.“

Der Kaufhof sei ein wesentlicher Teil des Geschäftslebens in der Stadt. In den Jahren seiner Entstehung 1971/72 sei er als junger Politiker dabei gewesen, als „darum gerungen wurde, den Kaufhof in Siegburg anzusiedeln und nicht nach Troisdorf neben Hertie gehen zu lassen“. Genauso wie damals müsse man jetzt für den Kaufhof kämpfen, und das sei dringend: „Für die betroffenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, für die Kunden aus Siegburg und den umliegenden Gemeinden, für die Siegburger Geschäftswelt und die lebendige Innenstadt mit ihrem immer noch attraktiven Flair.“

Kaufhof: Siegburger Bürgerunion bringt radikalen Weg ins Spiel

Bürgermeister Stefan Rosemann erklärt dazu auf Anfrage, er habe alle derzeit aktuellen Informationen an die Fraktionen im Rat weitergegeben. Ein für den gestrigen Donnerstag terminiertes Videogespräch mit der Konzernleitung sei auf kommende Woche verschoben worden.

Am Dienstag hatte Rosemann mitgeteilt: „Ich bin zusammen mit der Wirtschaftsförderung in einem regelmäßigen Austausch mit dem Unternehmen, sowohl auf Ebene der örtlichen Filiale wie auch auf Konzernebene.“ Es bleibe nach allen Informationen, die der Verwaltung vorliegen, bei der Einschätzung, dass der Siegburger Galeria-Standort ein gutes Potenzial für die Zukunft habe. Die Stadtverwaltung habe Galeria vor der Krise zur Entwicklung des Siegburger Standortes umfangreiche Unterstützung zugesagt.

Eine radikalen Weg bringt Joachim Neumes von der Siegburger Bürgerunion (SBU) ins Spiel: Es gebe genügend Investoren, die auf der Suche nach Flächen seien, und die man umgehend mit Galeria zusammenführen müsse. So könne man „diese Schließungsdiskussion „ein für alle mal ad acta legen“. Nach den Vorstellungen der SBU soll der obere Teil des Gebäudes in ein Hotel umgebaut werden. „Der Bedarf ist nach der Entscheidung, dass das Cum-Ex-Verfahren in Teilen in Siegburg durchgeführt wird, unstrittig.“

Siegburger Standort gefährdet? Kaufhof dementiert Medienberichte

Die untere Etage solle „einer Markthallenlösung zugeführt werden“, die „Einkaufen, Essen und Trinken im Warmen“ ermögliche. „Alle Beteiligten sollten im Interesse Siegburgs an einer guten Lösung arbeiten“,ohne „parteipolitische Spielchen“.

Kein Hotel, aber eine Mall-Lösung mit einzelnen Geschäften im Erdgeschoss sieht ein Konzept vor, das dem Vernehmen nach vor dem Schutzschirmverfahren entwickelt, dann aber auf Eis gelegt wurde. Wie das aussehen könnte, zeigt die Homepage von Galeria Kassel: Dort wirbt man mit Galeria als „regionaler Magnet“, darin finden sich unter anderem städtische Dienstleistungen, Versicherungen, 24-Stunden-Parken, ein Bistro und einen „Regio-Point Kassel“ mit „hochwertigen Produkten aus der Region“.

Auf der umstrittenen Schließungsliste gilt der Standort Kassel als sicher, während Siegburg vor der Schließung stehe. Das Unternehmen bestritt auf Anfrage der Redaktion eine solche Liste.

CDU-Landtagsabgeordneter Lienesch zeigt weiterhin Zuversicht

Zuversichtlich zeigt sich zumindest der Landtagsabgeordnete Sascha Lienesch (CDU): „Die Siegburger Innenstadt ist in ihrer Struktur als urbanes Zentrum meines Erachtens weiterhin sehr interessant für eine große Kaufhof-Filiale.“ Wie überall spüre allerdings auch der Einzelhandel in Siegburg die Auswirkungen des wachsenden Anteils des Online-Handels. Lienesch: „Besonders in der Corona-Zeit hat sich dieser Trend weiterhin fortgesetzt.“

An Spekulationen, ob die Siegburger Filiale auf einer Schließungsliste steht oder nicht, wolle er sich nicht beteiligen, das könne eher schaden als nützen. „Ich hoffe, dass die Filiale in Siegburg weiterhin erhalten bleibt, denn sie ist wichtig für Dutzende Arbeitnehmerinnen und und Arbeitnehmer und als Publikumsmagnet für die Siegburger Innenstadt.“