Bereits im November 2023 hatte die Merkur Group bekannt gegeben, in Siegburg ihre sechste Spielbank in NRW bauen zu wollen. Doch über das baureife Grundstück an der Isaac-Bürger-Straße wuchs einiges an Gras, bis jetzt zum Spatenstich geladen wurde: In einem eigens aufgebauten Festzelt zeigte das Unternehmen, dass es mit finsteren Spielhöllen wenig im Sinn hat, vielmehr wird das Casino als quirlige Unterhaltungsstätte gesehen.

Zur Eröffnung hatte Merkur eine aufwendige Videopräsentation samt Musik und Lichtshow vorbereitet. Marco Lippert, Leiter der Unternehmenskommunikation, lud die rund 150 Gäste aus Politik und Stadtgesellschaft zum Bingo. Die jeweils gezogenen Zahlen nahmen die Gäste auf der Bühne zum Anlass, auf ihre Sicht der Dinge einzugehen.

Millionen-Geldsegen für die Kreisstadt Siegburg erwartet

Die 53, mit der die Postleitzahl Siegburgs beginnt, nutzte Bürgermeister Stefan Rosemann, auf die Bedeutung der Ansiedlung für die Stadt einzugehen, und zog zum Vergleich gar die Eröffnung des Kaufhofs in der Innenstadt 1974 heran. Rosemann rechnet mit zusätzlichen Einnahmen für die Geschäftsleute in der Stadt, zusätzlich zu den 4,8 Millionen Euro, die jährlich aus der Spielbanken-Abgabe zu erwarten sind: Neben der Gewerbesteuer mit rund 30 Millionen Euro werde diese zur großen zweiten Einnahmequelle, die etwa für Kitas, Kultur und Sport dringend gebraucht werde.             

Die Zahl 12 entspreche, so der Vorstand der Gruppe David Schnabel, dem Dutzend verschiedener Berufe, die in der Spielbank gebraucht würden, Croupiers für den Spielbetrieb genauso wie Kräfte im Service. Die Ausbildung übernehme das Unternehmen selbst, wobei es vor der eigentlichen Eröffnung, die für Herbst 2026 vorgesehen ist, schon feste Arbeitsverträge geben werde. 100 Beschäftigte werden gebraucht.  „Wir wollen Bestandteil von Siegburg werden“, betonte Schnabel. „Wir bauen nicht auf und sind dann wieder weg.“

Erstmals waren auch Ansichten des geplanten Gebäudes zu sehen, das 1600 Quadratmeter Spielfläche mit 250 Automaten, aber auch für klassisches Glücksspiel wie Roulette, Black Jack und Poker an zehn Tischen bietet. Die Mitarbeitenden sind in Teams organisiert, die sich „um die Menschen kümmern“, wie Schnabel mit Blick auf das Spielsucht-Präventionskonzept des Unternehmens hervorhob. Sie seien auch auf „schwierige Gespräche“ vorbereitet.

Stadt Siegburg will zusätzliches Suchthilfeangebot schaffen

Bürgermeister Stefan Rosemann sagte am Rand der Veranstaltung, die Stadt sei dabei, ein zusätzliches Suchthilfeangebot zu schaffen, wozu sie mit Anbietern im Gespräch sei. Geklärt werde auch, ob es eine solche Stelle in Siegburg selbst geben werden oder in einer Nachbarkommune. Betroffene könnten eine gewisse Scham empfinden, gesehen zu werden.         

In der Welt von Cassy Carrington, nach eigenem Bekunden Pop & Dragqueen aus Köln, ist die Spielbank allerdings nah am unbeschwerten Showbiz: Im Glitzerkleid moderierte sie charmant die Bingo-Show und sang ihren selbst geschrieben Song „Jackpot“: Große, eindeutig nach TV-Vorbildern inszenierte und moderierte Spielshows sollen auch regelmäßig in Siegburg über die Bühne gehen.

Promi-Unterstützung kam von Moderatorin und Podcasterin Amira Aly, die berichtete, bei einer TV-Show schon einmal 100.000 Euro gewonnen zu haben. Das Geld sei hilfreich beim Bau ihrer eigenen vier Wände. Die Summe sei, so Schnabel, als Gewinn in einer Merkur Spielbank nicht unrealistisch, wenngleich die Summen ansonsten eher kleiner ausfielen. Vorbereitet sei man auf die Auszahlung solcher großen Gewinne allerdings schon. Für die Bingospieler im Festzelt gab es immerhin einen Rucksack mit Merkur-Merchandise-Artikeln.

Im ersten Jahr erwartet die Spielbank Siegburg 157.000 Besucher

Die Gruppe hatte 2021 den Zuschlag für die Vergabe der nordrhein-westfälischen Spielbanken bekommen. Siegburg würd künftig in einem Atemzug mit Aachen, Bad Oeynhausen, Dortmund-Hohensyburg, Duisburg und Monheim am Rhein genannt werden. In den Neubau werden 35 Millionen Euro investiert. Merkur geht davon aus, dass sich in einem Radius von 50 Kilometern rund um Siegburg 4,2 Millionen Menschen als potenzielle Kundschaft finden.  Im ersten Eröffnungsjahr werden 157.000 Besucher erwartet.   

Der Ökologie trage der Neubau mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach, einer Fassadenbegrünung, Ladestationen für E-Fahrtzeuge und einer Streuobstwiese Rechnung. Schnabel: „Wir sind glücklich, dass wir jetzt loslegen können.“