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Ausstellung im KSI SiegburgDie Synagoge als Zeugnis des menschlichen Leids

Lesezeit 3 Minuten
Ein Mann vor einem Gemälde einer Synagoge

Alexander Dettmar malt historische Synagogen, im Bild die Synagoge von Straßburg.

Mit Gemälden der von den Nazis zerstörten Gotteshäuser setzt Maler Alexander Dettmar die Erinnerung gegen Judenhass und Antisemitismus.

Die Erinnerung wachzuhalten, das ist ein probates und entscheidendes Mittel gegen Judenhass und Antisemitismus. Der Berliner Maler Alexander Dettmar geht dabei einen ganz eigenen künstlerischen Weg: Er hat sich mit den Synagogen beschäftigt, die bis zur Reichspogromnacht vom 9./10. November 1938 nicht aus deutschen Städten wegzudenken waren, bis sie im Unrechtsstaat der Nazis in Brand gesteckt wurden. Die Synagogen in Mülheim und an der Kölner Glockengasse hat Dettmer ebenso auf Leinwand gebannt wie die in Hennef-Geistingen und Siegburg.

Ab dem 3. November bis zum 31. Dezember sind Dettmars Gemälde im Katholisch-Sozialen Institut (KSI) auf dem Michaelsberg zu sehen. Dem Künstler geht es nicht um realistische Ansichten. Er lehnte seine Darstellung zwar grob an die frühere Architektur an, lässt sie aber in warmen Erdtönen und reduzierter Formensprache umso stärker auf den Betrachter wirken.

Markante Wegpunkte in vielen Städten, auch in Siegburg

„Hoch wie Kathedralen waren einige von ihnen, Türme und Kuppeln ragten aus dem Häusermeer der Städte empor“, schreibt er, seine malerische Erinnerung an verlorene Architektur soll ein „Zeugnis des Leids der Menschen jüdischen Glaubens und somit Ausdruck tiefer Trauer“ sein. Die monumentalen Bauwerke seien einst markante Wegpunkte in vielen Städten gewesen.

Auch wenn er die Architektur in den Mittelpunkt rücke, sollten die Menschen, die zu den Synagogen gehörten, nicht in Vergessenheit geraten. „Die Erinnerung soll beim Betrachten meiner Bilder langsam dazu kommen.“

Ein Gemälde zeigt ein rotbraunes Gebäude

Archaisch wirkt Alexander Dettmars Darstellung der Siegburger Synagoge.

Die Judenverfolgung im „Dritten Reich“ habe ihn als Thema in seinem Leben am meisten umgetrieben, „Wie konnte das passieren? Wie kann es sein, dass diese Mischung aus Neid, Häme und mangelnder Zivilcourage so viele Menschen beherrscht hat?“, habe er sich immer wieder gefragt und auf Reisen „Spuren des Zerstörten und Verlorenen“ gesucht. Seine Bilder sollen dabei einen Spannungsbogen von grandiosen Bauleistungen bis zur kleinen Landsynagoge zeigen.

Die Vernissage beginnt im KSI an der Siegburger Bergstraße 26 um 16 Uhr, Alexander Dettmar ist anwesend. Um 19.30 Uhr beginnt eine Lesung (Eintritt 19,50 Euro) mit dem Titel „Alfred Döblin - Reise in Polen“. Der Schriftsteller begann nach Pogromen im Jahr 1923, sich mit seiner jüdischen Herkunft zu beschäftigen. Der Kölner Rezitator Stephan Schäfer liest, Klezmer-Musik kommt vom Duo Tangoyim.

Ein Rückblick aus jüdisch-theologischer Perspektive ist das Thema einer Online-Veranstaltung am Donnerstag, 7. November, 19 Uhr, mit Referentin Annette Boeckler, wissenschaftliche Mitarbeiterin am International Center for Comparative Theology and Social Issues an der Universität Bonn.

Die Synagogenarchitektur in Deutschland ist Thema eines Vortrags, der ebenfalls online via Zoom am Dienstag, 19. November, angeboten wird. Den Vortrag hält Kirsten Lange-Wittmann, Referentin für Kunst und Kultur im KSI. Anmeldung jeweils per Mail, die Teilnahme ist kostenlos.