Lions ClubErlös des Siegburger Fahrrad-Marktes geht an karitative Zwecke
Siegburg – Her mit der Luftpumpe! Da geht noch was rein – es geht dann auch besser voran. 60 Euro machen aus André Gemünd nach fünfjähriger Auszeit – so lange hatte er kein eigenes Velo mehr – wieder einen Radfahrer. „Überall mit dem Auto hin“, erläutert der 37-jährige Siegburger, „das ist ja auch nicht gut.“
Beim Fahrradverkauf des Lions Clubs Siegburg vor der Kreissparkasse am S-Carré ist der junge Familienvater schnell fündig geworden. „Sieht doch ganz gut aus“, sagt er und zeigte auf das schwarze City-Fahrrad, das er freilich nur für kurze Strecken wie etwa zum Einkaufen nutzen möchte, über den Preis brauchte nicht lange verhandelt werden. Ehefrau Ramona nickt, die kleine Tochter Lotte im Kinderwagen unter einer breiten durchsichtigen Regenplane bekam von alledem noch nicht so viel mit. „In ein paar Jahren sind wir wieder hier“, sagt André Gemünd, „wenn wir für unsere Tochter das erste Fahrrad suchen.“
Auch mehr Mountainbikes
250 schon genutzte Fahrräder, herangekarrt mit vier Lkw-Ladungen, werden von den Lions zum Verkauf angeboten, der Erlös wird in karitative Projekte gesteckt, geht meist an Institutionen zur Unterstützung hilfsbedürftiger und notleidender Kinder in der Region. Die meisten dieser Velos, etwa 90 Prozent, kommen von der Firma Feld in Sankt Augustin, schließlich wird dort beim Kauf eines neuen Fahrrades das alte Gefährt gern zurückgenommen. Meist sind es einfache City-Räder und Kinderräder in unterschiedlichen Farben und vor allem auch Größen.
„Ist doch klar“, berichtet Felix Franke (51), der seit vielen Jahren schon den Fahrrad-Markt der Siegburger Lions organisiert. „Kinder brauchen häufiger ein neues Rad, und das kann ganz schön teuer werden.“ Nicht aber an diesem verregneten Samstag in der Fußgängerzone, dort wechseln die gebrauchten Fahrräder meist für Preise zwischen 20 und 80 Euro den Eigentümer. Noch einmal nachjustieren mit Hilfe der Experten von der Firma Feld, die mit Ansprechpartner für Technik und Preis-Taxierung dabei sind, dann noch mal kräftig Luft pumpen – zuletzt vorn noch den Lions-Aufkleber drauf. Der signalisiert: Verkauft! Das Rad kann mitgenommen werden.
Auch von den strammen Mountainbikes gibt es in diesem Jahr mehr als zuvor, nostalgisch anmutende Hollandräder und hochwertige Rennräder hingegen nicht. „Die werden meist individuell über das Internet verkauft“, weiß Franke, „für die gibt es einen speziellen Markt, mit denen lassen sich auch bei älteren Exemplaren immer noch gute Preise erzielen.“
Aber hier ist alles inklusive, nützliche Tipps und vor allem auch der Service. Da wird bei einem Zweirad noch schnell die Höhe des Lenkers verstellt, wird der poröse Sattel ausgetauscht. Der ältere Mann bedankt sich artig, steigt behutsam hoch – und fährt mit dem gerade gekauften Damenfahrrad davon.
Für Bedürftige
Über Lagerhallen mit Hilfsgütern, insgesamt 900 Quadratmeter groß, verfügt „Lohmar hilft“ in Troisdorf. Hinzu kommt unter anderem die Fahrradwerkstatt in Lohmar-Jexmühle, in der zwei Personen arbeiten. Dorthin kommen jetzt die beim Fahrrad-Markt der Lions übrig gebliebenen Velos.
Fundämter bringen nicht abgeholte Fahrräder ebenfalls zu „Lohmar hilft“. Dort werden sie repariert, aufgebessert, fertig gemacht zum Verkauf, vor allem für Kinder aus bedürftigen Familien. Name und Adresse werden von Schulen und Kitas, Heimen und Flüchtlingsinitiativen gemeldet. Ein Kinderfahrrad kostet zehn bis 20 Euro in der Fahrradwerkstatt. (gvn)
Was nicht verkauft wird und triefend nass stehen bleibt beim Fahrrad-Markt der Lions, geht nicht zurück an Fahrrad Feld oder an die anderen privaten Spender, sondern in die Flüchtlingsarbeit, konkret: an „Lohmar hilft“.