Ein Beratungsunternehmen will bis Ende des Jahres eine Umsetzungsstrategie für das leerstehende Warenhaus vorlegen. Diese Gedankenspiele gibt es.
StudieWas aus der geschlossenen Kaufhof-Filiale in Siegburg werden kann – und was nicht
Leere Schaufenster, alte Plakate „Wir sagen danke Siegburg“, daneben ein überquellender Mülleimer und eine alte Felgenkappe: Es ist ein deprimierender Anblick, den der Kaufhof an der Kaiserstraße bietet. Und ein Ende des Leerstands ist nicht in Sicht.
Immerhin hat die Stadt jetzt eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, mit der das Beratungsunternehmen Drees & Sommer zusammenträgt und analysiert, was mit der Immobilie möglich ist und was nicht. 100 000 Euro kostet die Studie, 70 000 Euro davon kommen als Förderung vom Land Nordrhein-Westfalen.
Einzelhandel nur im Erdgeschoss
Um konkrete Pläne ging es bei einem Pressetermin noch nicht. Berater Kilian Huneke geht aber davon aus, dass für Einzelhandel wohl lediglich das Erdgeschoss infrage kommen würde. Ansonsten dürfte es in Richtung einer Mischnutzung aus „Leben, Arbeit, Kultur und Wohnen“ gehen. Genau in den Blick genommen wird auch das Umfeld.
„Was kann die Immobilie leisten, wie sind die Anforderungen des öffentlichen Raums, was braucht der Markt“, das sind sie Kernfragen, die Berater Martin Altmann aufwirft. Die wirtschaftliche Bedeutung einer Immobile müsse immer mitgedacht werden. Ziel sei eine Umsetzungsstrategie. „Abreißen und etwas Neues manchen“, damit sei es nicht getan.
„Die Bedeutung Siegburgs als Einkaufsstadt ist enorm“, so Bürgermeister Stefan Rosemann. Die Kreisstadt habe immer noch einen Zentralitätswert von 141,9 gegenüber 81,3 im Durchschnitt des Rhein-Sieg-Kreises: Bei einem Wert unter 100 fließt Kaufkraft aus einer Kommune in die Region ab. 25 Prozent der Gesamtverkaufsfläche in der Innenstadt seien allerdings im Kaufhof angesiedelt gewesen, auf 12 000 Quadratmetern. Zuletzt wurden allerdings nur noch 9000 davon genutzt.
Auch die Stadt kommt als Nutzerin infrage
Der US-amerikanische Eigentümer Apollo fahre derzeit zweigleisig, aus dessen Sicht sei ein Verkauf ebenso möglich wie eine Weiternutzung. Auch eine Teilnutzung der Stadt käme infrage, über die Folgen soll die Studie Auskunft geben, erhofft sich der Bürgermeister.
Der Austausch mit dem Vermieter der Immobilie RME sei gut, berichtet Ole Erdmann, Leiter des Amts für Umwelt und Wirtschaft. Er hebt hervor, RME haben sofort Einsicht in die Unterlagen gewährt. Insgesamt 60 Bauakten werden die Berater von Drees & Sommer prüfen. Berater Martin Altmann zufolge wird es darum gehen, „Grenzen im Positiven wie im Negativen aufzeigen“ und der Stadt ein Zielbild an die Hand zu geben. Ende des Jahres soll die Umsetzungsstrategie vorliegen.
Große Ungeduld in der Stadt
Erdmann spricht von einer großen Ungeduld in der Stadt, „die Einzelhändler im Umfeld haben Sorgen“. Die Suche nach einer Nachnutzung werde aber „eher ein Marathon als ein Sprint“. Es müsse mehr passieren als kurzfristig einen neuen Einzelhändler ins Erdgeschoss zu bekommen. Das könne man nicht alleine dem Eigentümer überlassen, der noch weitere Galeria-Immobilien zurückbekomme und damit derzeit wohl überfordert sei. „Die sind in den Kapazitäten begrenzt“.
Die Stadt brauche eine eigene unabhängige Meinung zu Wertermittlung, Umbaukosten oder Statik. Bei einem Eigentümerwechsel müsse man dann nicht bei null anfangen, zudem: Wenn es angeblich mehrere hunderttausend Euro kosten solle, Rolltreppen auszubauen, müsse er das zunächst einmal glauben. Besser sei aber eine eigene Expertise. „Letztlich muss die Stadt auch Dinge genehmigen“ so Erdmann. Die bisherige Erfahrung sei gewesen, dass mehrfach Lösungen für den Kaufhof angekündigt wurden, ohne dass etwas passiert sei.