Wegen einer strittigen Erschließungsstraße und Lärmschutzfragen lag Markus Heep mit der Baubehörde im Clinch und kämpfte um sein Projekt.
Zweifamilienhaus auf dem StallbergSiegburger wartete 19 Monate auf eine Baugenehmigung
Der Bau kommt gut voran, der Dachstuhl ist fertig: Eigentlich könnte Markus Heep zufrieden sein mit dem Baufortschritt auf dem Grundstück hinter seinem Haus Am Grafenkreuz auf dem Stallberg. „Fast autark“ werde das Zweifamilienhaus in Holzrahmenbauweise, dank Photovoltaik, Wärmepumpe und Batteriespeicher.
Kampf um ein einfaches Zweifamilienhaus in Siegburg-Stallberg
Doch dass es so weit kam, dafür musste der Siegburger lange kämpfen. 19 Monate wartete er auf die Baugenehmigung, und das treibt ihn immer noch um. Wohlgemerkt nicht für ein Millionenprojekt, sondern für ein einfaches Zweifamilienhaus, das er und seine Frau vermieten wollen.
Von Beginn an hakte es. Als Heep am 16. September 2022 den Bauantrag abgab, wurde ihm schon Tage später beschieden, dass die Zuwegung zu dem Haus über den Wacholderweg nicht gesichert sei. Zum Hintergrund: Vor sieben Jahren wurden parallel zur Straße Am Grafenkreuz 18 Wohnhäuser gebaut, die Erschließungsstraße wurde Wacholderweg genannt. Für die Öffentlichkeit gewidmet wurde sie bislang nicht.
Heep, der selbst aus der Baubranche kommt, konnte und kann das Verhalten der Baubehörde, die vielen Verzögerungen nicht nachvollziehen: Für das Gebiet gebe es einen Bebauungsplan, und an den habe er sich auch gehalten, als es um den Darlehensvertrag mit seiner Bank ging.
Sein Anwalt pochte gegenüber der Kreisstadt auf eine höchstrichterliche Rechtssprechung, der zufolge der Bauantrag trotz der fehlenden Widmung zu bearbeiten sei, doch das Verfahren zog sich. Am 30. Januar ging ein Schreiben der Stadt ein, die Erschließung sei nicht gesichert. Der Anwalt machte abermals Druck.
Immerhin: Am 12. Mai 2023 stellte der Technische Beigeordnete der Stadt, Stephan Marks, per E-Mail eine Genehmigung in Aussicht, „nicht irgendwann, sondern zeitnah“. Doch dann wurde auch der Lärmschutz ein Thema. Heep wandte sich abermals an die Stadt, da er ab September Bereitstellungszinsen für sein Darlehen zahlen sollte.
5000 Euro musste der Siegburger in ein Lärmschutzgutachten investieren
Marks teilte ihm mit, der Bauantrag sei von Anfang an nicht vollständig und prüffähig gewesen. „Die Aussage steht in deutlichem Widerspruch zu seiner Aussage vom 12. Mai 2023“, vermerkte Heep, der sich zudem am 4. Oktober mit der Auflage konfrontiert sah, ein Lärmschutzgutachten einzuholen, mehr als ein Jahr, nachdem er seinen Bauantrag abgegeben hatte. Sein Grundstück grenzt an einen Tennisplatz, nahe gelegen ist auch ein Schießsportzentrum.
Heep fügte sich und holte das Gutachten ein, das ihn 5000 Euro kostete und das er am 5. Januar 2024 einreichte. Weitere zwei Monate dauerte es, bis ihm die Stellungnahme des zuständigen Mitarbeiters bei Rhein-Sieg-Kreis vorlag, dass eine Lärmschutzwand in die Pläne der Bauantragsunterlagen eingetragen werden müsse – auch dem kam Heep nach.
Aus Sicht von Heep kurios: Damals, beim Bau der neuen Siedlung, habe es keine Bedenken gegeben, jetzt war auf einmal die Rede davon, die Häuser am Wacholderweg seien „trotz immissionsrechtlicher Konflikte“ errichtet worden. Am 22. März 2024 hatte Heep dann endlich die Baugenehmigung.
Den Schaden beziffert Siegburger Markus Heep auf 95.000 Euro
Gegen Marks, den Leiter des städtischen Planungsamts und den Sachbearbeiter beim Kreis legte Heep Dienstaufsichtsbeschwerden ein. Der Kreis schrieb, dem Sachmitarbeiter könne man keine Verfehlungen zum Vorwurf machen. Auch die Dienstaufsichtsbeschwerden an die Stadt liegen beim Kreis als Fachaufsichtsbehörde, eine Antwort steht aus. Heep fordert „Konsequenzen, um künftig Bauwillige entsprechend zu schützen“.
Zudem erwägt er, Schadenersatz einzuklagen: Den Schaden, der ihm unter anderem durch die Mietverluste, Zinszahlungen und gestiegene Baukosten entstanden sei, beziffert er auf 95.000 Euro.
„19 Monate ist eindeutig zu lang“, sagt Stephan Marks auf Anfrage, die Gründe für die Verzögerung seien aber nicht primär in seinem Dezernat zu suchen. Mehrfach habe Heep unvollständige Unterlagen ergänzen müssen. „Aber auch wir arbeiten nicht fehlerfrei und hätten bestimmt auch Zeit sparen können.“
Die öffentliche Widmung des Wacholderwegs habe sich wegen Baumängeln in die Länge gezogen. Dann sei im vergangenen Mai auch noch die Baugesellschaft in die Insolvenz gegangen. Derzeit versuche die Stadt, sich mit dem Insolvenzverwalter zu einigen. Trotz allem habe man Heep ermöglicht, mit dem Bau zu beginnen. Das Thema Lärmschutz hätte sicherlich man schon früher in den Fokus rücken können, räumt Marks ein. „Das ist aber auch Sache des Architekten.“