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Die ziemlich menschlichen TiereWas Sandra Eisenbarth aus Siegburg zu ihrer Kunst bewegt

Lesezeit 3 Minuten
Eine Malerin breitet ein Bild auf dem Boden aus

Prügelknabe nennt Sandra Eisenbarth die bemitleidenswerte Kreatur auf diesem Bild

Aktuelle Ereignisse inspirieren die Siegburger Malerin zu ungewöhnlichen Gestalten und skurrilen Bildwelten.

Entspannt, aber ernst schaut der Hase sein Gegenüber an, die Stöcke seiner Trommel hat er abgelegt. „Was nun?“, scheint er sich und den Betrachter zu fragen, der sich an Werbespots eines Batterieherstellers erinnert fühlen darf. Spielzeughasen liefen darin immer weiter, bis einer nach dem anderen keinen Saft mehr hatte. Nur der Duracell-Hase trommelte immer weiter und wurde sprichwörtlich.

Wenn dem Duracell-Hasen auf einmal die Energie ausgeht

Das Bild von Sandra Eisenbarth hat es in sich, denn das Langohr wirkt nur auf den ersten Blick possierlich. Es hat etwas zu sagen. „Was bin ich wert?“, könnte der Hase fragen, „kann ich noch etwas anderes außer dem manischen Getrommel?“ Und man traut es dem Hasen mit dem klugen Gesicht durchaus zu.

Eine Malerin vor einem Bild eines Hasen mit Trommel und Trommelstöcken

Zu dem Energiemangelhasen inspirierte Sandra Eisenbarth eine Batteriewerbung

Das Bild hat wie andere Arbeiten der Siegburgerin einen aktuellen Hintergrund, die Energieversorgungskrise, die noch vor einem Jahr vielen Menschen Sorgenfalten auf die Stirn trieb. „Letztes Jahr, als das akut war, war ich davon gestresst, es hat mich belastet“, schildert sie, sogar einen Gaskocher habe sie gekauft. „Das Thema war allgegenwärtig.“

Der Hase, dem die Energie ausging, sei aber auch ein Hoffnungsbild, dass es im Winter danach besser werden könne. „Gewohnheitstiere“ nennt sie ihre eigenartige Fauna, zu der auch die Frau des Froschkönigs beim Einkaufen zählt oder ein rosiges Schwein beim Staubsaugen, „Saustall“ heißt das Bild.

Staubsauger im Saustall

Bedrohlich und dabei zweckentfremdet wirkt ein großer Panzer, das Kettenfahrzeug hat sie auf einen großen Karton gemalt. Menschliche Gestalten mit Tierköpfen, Zebras, Giraffen, Elefanten, stehen vor dem martialischen Koloss Schlange, suchen Zuflucht wie im Alten Testament auf der Arche Noah. Einige sitzen bereit zur Abfahrt auf dem Geschützturm.

Menschliche Gestalten mit Tierköpfen stehen auf einem Bild Schlange vor einem Panzer

Tödliche Hoffnung? Ein schwerer Panzer lockt als Arche Noah

Auch hier wirft die Malerin Fragen auf, die zum Ukrainekrieg passen. Kann Kriegsgerät eine Lösung sein? Oder fahren die Passagiere mit ihm ins Verderben? Ein Lamm im Vordergrund schlägt im Vordergrund die Hände zusammen, betend, aus Verzweiflung oder aus Freude,ist schwer zu sagen. Auch die Malerin selbst kann das nicht so einfach einordnen. „Manchmal habe ich die Ideen für ein Bild wochenlang im Kopf und bin selbst gespannt, wie das endet.“

Die auch körperliche Energie, die sie in die Arbeit investiert, strahlen die Bilder aus. Oft trägt Sandra Eisenbarth die Farbe dick mit den Händen auf, schafft erste Formen und Stimmungen. „Die Ausarbeitung von Details macht ein Bild nicht unbedingt aussagekräftiger“, findet sie und lässt bewusst Stellen im Rohzustand. Gleichwohl arbeitet sie viele Einzelheiten fein und akzentuiert aus. Verpackungskarton mag sie als Grundlage, als ihre persönliche Form von Recycling.

Raum für Interpretation

Die Siegburgerin, 1970 geboren, ist gelernte Grafikerin und schloss ein Studium in Onlinemarketing an. Nach Jahren im Projektmanagement arbeitet sie heute bei der Kreisverwaltung. Öffentlich war ihre Malerei unter anderem 2022 im Hennefer Rathaus mit der Ausstellung „Bitte nicht abschalten“ zu sehen, bei der Cheap Art in Bonn und auf der Revierkunst in Hattingen.

Ein Bild zeigt fünf Tanzpaare mit Corona-Schutzmasken

Tanz auf dem Vulkan, in den Zeiten von Corona nur mit Maske

„Ich war eigentlich immer schon kreativ“, sagt sie, habe aber nach der Geburt einer Tochter eine langjährige Pause eingelegt. Schaufensterpuppen, in surreale Landschaften gemalt, dienten ihr in den 90ern als „gute Möglichkeit, Gefühle zu visualisieren, aber Distanz zu wahren und nicht verletzbar zu werden“. Schwangerschaft, weiblicher Körper und gängige Schönheitsideale beschäftigten sie künstlerisch, später Social-Media-Nutzung und Corona-Zeit.

„Tanz auf dem Vulkan“ heißt eine Arbeit aus dem Jahr 2021, für die sie tanzende Paare mit Schutzmasken malte. Vögel, die immer wieder in Bildern auftauchen, dienen ihr „als Verstärker für Gefühle in Beziehungsthemen“. Eines haben die Puppen, Tiere und Menschen gemeinsam. Sie lassen dem Betrachter Raum für Interpretation. „Das ist auch das Spannende“, findet sie.