Siegburger StadtfestDie kleinsten Besucher feierten in der neuen "Kids Zone"
Bunte Ballons, wehende Wimpel, Bungee, Karussells, Dosenwerfen und Entenangeln: Wer am Wochenende über die Neue Poststraße durchs S-Carré wanderte, fand sich in einer Kirmesmeile für die Kleinsten wieder. Die, laut Veranstaltern, neue „Kids Zone“ bildete am vergangenen Wochenende ein buntes Einfallstor zum Siegburger Stadtfest.
„Sie müssen sitzen können“, erläuterte Christian Mennert das Kriterium für die Zugfahrt mit der Mini-Eisenbahn. Der Schausteller aus Bonn-Holzlar war zum ersten Mal dabei, gehörte also zur Gruppe der Neuzugänge für die Kleinsten auf dem Siegburger Stadtfest. Andreas-Kreuz, der Lattenzaun, Schranken und ausgediente, aber eben echte Schienen und Sicherheitsgurte aus einem alten Traktor – vieles hat der 37-Jährige selbst gebaut. So hielt auch die sengende Hitze nicht ab von der dreiminütigen Rundfahrt in kleinen, offenen Zugabteilen.
Hoch hinaus ging es beim Bungeespringen, richtig rund auf dem Mini-Kettenkarussell. Damir (5) und David (4) konnten gar nicht genug bekommen. „Das Karussell ist wohl neu“, stellte Mutter Jana fest, „ansonsten kann ich hier nichts Neues sehen.“
Siegburger Feuerwehr macht Werbung für die Brandschützer
Mit den beiden Söhnen komme sie gern zum Stadtfest, sagte die Siegburgerin, fände Mitmachaktionen, Kinderschminken zum Beispiel sowie schattige Plätze zum Ausruhen gut, „wo Kinder sich auch mal hinsetzen und etwas Schönes anschauen können“. Was hält sie von den Preisen? Die seien durchaus in Ordnung, „wenn ich hierher komme, weiß ich ja vorher, dass ich etwas mehr ausgeben muss“.
Mini-Formate auch bei der Siegburger Kinder- und Jugendfeuerwehr: Wer ein schattiges Plätzchen vor der Eisdiele oder auf einem Mauervorsprung fand, konnte den Kleinen beim Toben auf der feuerroten Hüpfburg zuschauen. Die kam gut an bei Kleinen, auch wenn sie dafür Schlange stehen musste. Derweil nutzten Stadtjugendwart Florian Schulz und Stellvertreter Patrick Okroy die Gelegenheit, warben für den Tag der Feuerwehr am 1. September und auch sonst, wie so viele Siegburger Vereine, für ihre Sache. Denn Nachwuchs ist der Wehr wichtig, damit später der ein oder andere als haupt- oder ehrenamtliche Kraft dabeibleibe.
Vorbei an Buden mit Zuckerwatte, Luftballons und niederkrachenden Blechdosen schaukelte Titus (2) in der Kindertrage auf Papa Christopher Raths Rücken dem Marktplatz entgegen. Derweil hielt Annika-Schäfer Rath Söhnchen Falk (4) fest an der Hand. „Karussells sind immer noch das beste Angebot für die Altersgruppe“, urteilte sie.
Die Familie schätzte das weitläufige Gelände, alles sei gut verteilt, links und rechts gebe es viel zu sehen. Das Stadtfest ist für die Familie gesetzt, gleichwohl hatten die Eltern auf dem Weg in die Stadt über die Messerattacke in Solingen gesprochen. Angesichts der Nähe und Präsenz der Kreispolizeibehörde fühlten sie sich sicher, betonten sie: Wenn so etwas passiere, sei es ein großes Unglück.
Auf dem Marktplatz steuerten Vanessa Rogowski und Marita Schmidt mit Noah (2) auf den Waffelstand zu, statteten Großvater Jürgen Klöckner und Vater Jonas Rogowski an dem Leuchtturm im Mini-Format einen Besuch ab. Mit Schokoladenüberzug, Zuckerguss oder bunten Perlen und am Stiel – auf kleinstem Raum backten die Männer und Yvonne Cremer Waffel-Variationen. Die Familie war zum ersten Mal in Siegburg, schaute aus Aussteller-Perspektive sowie als Eltern und Großeltern auf die Großveranstaltung: Die Kinder seien mittendrin, das sei super.
Anders gingen Kinder in der Holzgasse ans Werk. Reger Andrang herrschte bei Steinmetz Markus Weisheit, dort griffen die jüngsten Stadtfestbesucher zu Hammer und Meißel, feilten eifrig an ihren Bildhauerqualitäten. „Wir machen das aus Überzeugung“, betonte Steinmetzmeister Enrique Saß, „als Betrieb gestalten wir die Stadt gewissermaßen mit.“ Kalk- und Speckstein, Material und Möglichkeit: Die Möglichkeit, mit den Händen etwas selbst herzustellen, hatte bereits im vergangenen Jahr für großen Zulauf im alten Gässchen gesorgt, „das hatte sich schnell herumgesprochen, und in der Hinsicht sind wir Vorreiter“.
Erhöhte Polizeipräsenz nach dem Anschlag von Solingen
Überschattet wurde das Siegburger Stadtfest vom Anschlag auf das Stadtfest in Solingen, bei dem drei Menschen getötet wurden. Noch in der Nacht zu Samstag und am Samstagmorgen berieten die Verantwortlichen in der Kreisstadt über mögliche Konsequenzen der Messerattacke für die Veranstaltung in Siegburg. Sie entschieden sich, das Stadtfest wie geplant fortzusetzen, erhöhten allerdings die Sicherheitsvorkehrungen.
Zusätzlich zu den ohnehin schon eingesetzten Sicherheitskräften - 30 Mitarbeitende eines privaten Sicherheitsdienstes sowie Streifen des städtischen Ordnungsdienstes und der Kreispolizei sowie Beamten einer Hundertschaft – wurden noch am Samstag nach Beratungen mit Landrat Sebastian Schuster zusätzliche Polizeibeamte aus Troisdorf nach Siegburg verlegt, um die Polizeipräsenz beim Stadtfest zu erhöhen. (pf)