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Siegburgs SPD-BürgermeisterStefan Rosemann fühlt im CDU-geprägten Rathaus wohl

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Ein Jahr hat sich der neue Siegburger Bürgermeister Stefan Rosemann Zeit gegeben, um sich in sein Amt einzuarbeiten.

Siegburg – Ein neuer roter Bürgermeister in einer schwarzen Verwaltung, alle Dezernenten haben das CDU-Parteibuch: Das hört sich nicht gerade nach guten Bedingungen für einen Neustart an. Aber offenbar wurde im Rathaus der Kreisstadt weder gemauert noch der Neue ausgebremst: „Man hat es mir leicht gemacht“, schildert Stefan Rosemann, der Umgang sei professionell. Auch Vorgänger Franz Huhn habe nichts dagegen gehabt, dass der Sozialdemokrat schon vor seinem ersten Tag am 1. November mit den Dezernenten sprechen konnte.

„Ich arbeite mich immer noch ein“, sagt der 49-Jährige offen, ein Jahr habe er sich dafür Zeit gegeben. „Ich bin der Lernende hier im Haus.“ Gelernt habe er etwa, dass es im Haus eine hohe Expertise, sehr viel Fachwissen gebe. Schon im Dezember habe sich für ihn der neue Job ganz selbstverständlich angefühlt.

„Ich brauche nicht in erster Linie die Bühne“

Rosemann sieht sich als Teamarbeiter. „In Arbeitsrunden bringe ich meine Sachen an, dann höre ich zu, verfolge Diskussionen und mache mir ein Bild.“ Er sei für eine flache Hierarchie. Allerdings sei er zum Schluss derjenige, der den Kopf hinhalten müsse. Der Selbstverwirklichung zuliebe habe er nicht kandidiert. „Ich brauche nicht in erster Linie die Bühne.“

Der große Stadtplaner sei er bislang nicht gewesen, umso spannender seien jetzt die Gespräche mit der Technischen Beigeordneten Barbara Guckelsberger und Stephan Marks, Leiter des Planungsamtes. Kein Wunder, angesichts so anspruchsvoller und kostenträchtiger Vorhaben wie den Sanierungen von Rathaus und Schulzentrum Neuenhof. „Die Entwicklung an diesen Stellen mitzuverfolgen ist faszinierend.“ Schon Ende März wird er wie alle Verwaltungsmitarbeiter in ein Interimsbüro umziehen „Wir und das Hauptamt gehen als letzte raus, wir wollen, dass diese Ebene funktioniert.“

Die Serie

Sechs neue Bürgermeister wurden bei der Kommunalwahl im September 2020 gewählt. Einige Wochen nach der Amtseinführung ziehen sie eine erste Bilanz. Wir stellen die neuen Bürgermeister in einer kleinen Serie vor.

Eine gute Grundstimmung kann angesichts der aktuellen Lage nicht schaden. Rosemann hält es kaum für möglich, den weiteren Verlauf der Corona-Krise zu prognostizieren. „Morgen schon kann eine Party, eine Familienfeier oder ein Gottesdienst stattfinden, und schon haben wir 40 Infektionen mehr.“ Seiner Beobachtung nach seien die Siegburger weitgehend einverstanden mit den Lockdown-Maßnahmen, von einigen wenigen Ausnahmen und Coronaleugnern abgesehen.

Unterstützung vor Ort

Siegburg sei eine Einkaufsstadt, was in normalen Zeiten auch „wahnsinnig viele Vorteile“ habe. Derzeit aber leide der Einzelhandel sehr. Rosemann pocht auf die staatlichen Hilfen für die Gewerbetreibenden: „Was Land und Bund versprochen haben, müssen sie auch halten.“ Wichtig sei jetzt die Devise „Support your local“, die Unterstützung der Geschäftsleute vor Ort, auch als Aufgabe für die Wirtschaftsförderung. Trotz allem: „Grundsätzlich wird sich die Wirtschaft wieder erholen, da bin ich ziemlich sicher.“ Nötig sei aber auch Eigeninitiative der Unternehmer, beispielsweise mit der Etablierung eines gemeinsamen Lieferservices.

Aus Sicht der Stadt ist ihm die Frage wichtig, wie lange die Kommunen die Coronafolgekosten in ihren Haushalten isolieren können, so dass diese nicht den Ausgleich gefährden. Da gebe es noch keine Gewissheit für die nächsten Jahre. 2024 könne das dazu führen, dass der Kämmerei in die allgemeine Rücklage greifen müsse. Wenn sich das wiederhole, drohe schlimmstenfalls ein Haushaltssicherungskonzept. „Aber ich bin kein Schwarzmaler, und wir stehen als Kommune noch relativ gut da.“ Eine Senkung der Grundsteuer B behält er weiterhin im Blick, auch wenn die im kommenden Haushalt nicht vorgesehen werden können. „Es ist schwieriger geworden, als wir alle uns das haben vorstellen können.“ Auch beitragsfreie Kindertagesstätten blieben ein Ziel.

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„Hoffentlich kann man wieder das eine oder andere Fest feiern“, das wünscht er sich für das kommende Jahr. Eine Kirmes oder das Stadtfest hält er aber nicht für machbar. Eigentlich hätte er schon als „Protektor des Siegburger Karnevals“ das Prinzenpaar proklamieren müssen. „Darauf hatte ich mich wirklich gefreut.“ Eigentlich könne fast alles nur besser werden: „Mein fester Wunsch ist, das wir den nächsten Winter entspannter angehen können.“ Doch trotz Corona-Krise und knappen Kassen: „Es macht Laune, hier morgens hinzukommen.“