Über 10.000 KlicksSiegburger Konditormeisterin backt auf Instagram
Siegburg – Man nehme: Eier, Zucker, Mehl, vielleicht etwas Schokolade, viel Fantasie, ausreichend Licht und ein Handy. Was dabei herauskommt, bringt die Siegburger Konditormeisterin Marie Eisenbarth als Festtagstorte oder Cupcakes nicht nur auf die Teller ihrer Kunden, sondern auch ins Internet. Als „Frau Marie“ gewährt sie den Zuschauern auf Instagram Einblicke in ihre Backstube.
10.000 Klicks für erstes Video
„Immer schon“, zumindest seit sie 16 oder 17 war, habe sie den Wunsch gehabt, einmal ein eigenes Café zu eröffnen, erzählt sie bei unserem Treffen am nostalgisch anmutenden Holztisch in ihrer Profiküche aus Edelstahl. Eine Ausbildung zur Konditorin im Siegburger Café Bonjour war nach dem Abitur der erste Schritt, gefolgt von der Meisterschule in Koblenz mit Prüfung im April 2018 und Praktika im Ausland: Das Londoner Nobelkaufhaus Harrods, eine Konditorei im spanischen Valencia und eine belgische Schokoladenmanufaktur – „von der Bohne bis zur Schokolade“ – waren weitere Stationen auf dem beruflichen Weg der heute 27-Jährigen, auch aus dem Bonner „Eislabor“ kennt man sie. Ihre vorerst letzte Festanstellung hat sie Ende des vergangenen Jahres aufgegeben. „Ich musste den Kopf freikriegen.“
Mit Fotos startete Marie Eisenbarth im September 2018 ihren Kanal im Netz, im April 2020 stellte sie das erste Video auf Instagram online, mit durchschlagendem Erfolg: 10 000 Aufrufe zählte das System, „das habe ich nie wieder erreicht“. Immerhin fanden auch weitere Filme, meist in Zeitraffertechnik aufgenommen, etliche Tausend Zuschauer. Momentan ist die Reichweite geringer. Geänderte Richtlinien der Online-Plattform sind ein möglicher Grund – „da blickt keiner durch“ –, aber auch ihre politische Positionierung könnte eine Rolle gespielt haben, vermutet die Siegburgerin. „Ganz viele Anti-Rassismus-Torten“ hat sie im vergangenen Jahr gebacken und zumindest virtuell geteilt.
Ein Tag Produktion pro Video
Zuvor verwandelt sie ihre Küche in ein kleines Filmstudio. Das Handy, anfangs noch auf gestapelte Boxen platziert, ruht inzwischen auf einem Stativ mit professioneller Filmleuchte. Gut durchgeplant sind alle Filmprojekte. „Was mache ich? Wie soll es aussehen?“ Und nicht zuletzt will auch die Frage „Was ziehe ich an?“ beantwortet sein. Zuletzt müssen schließlich alle Zutaten so bereit stehen, „dass ich nicht aus dem Bild laufe“.
Einen ganzen Tag nimmt die Produktion eines jeden Videos in Anspruch, etwa zwei gehen monatlich ins Netz. Hinzu kommen kleine Spots, die sie in ihrer Storyline veröffentlicht. „Ein guter Test, um zu schauen, wie etwas ankommt.“
Nicht nur aufs Zuschauen beschränkt sich das Angebot von „Frau Marie“ im Netz. Auch zum Mitbacken macht sie auf der Plattform Zoom ein Angebot – absolut coronagerecht „und praktisch, weil man das zuhause machen kann“. Und sie kann deutschlandweit Kunden gewinnen. Erst vor wenigen Tagen hat sie so mit Kindern Muffins gebacken; auch in Zukunft will sie „eher Wissen im Kurs vermitteln“ als Torten produzieren.
Kuchen-Atelier statt Café
Dass sie oft mehr Projekte hat als der Tag Stunden, liegt auch an einem weiteren Standbein, das sich die junge Solo-Selbstständige in den vergangenen Jahren aufgebaut hat: Als Fitnesstrainerin mit B-Lizenz unterrichtet sie – derzeit online – Fitnessklassen und trainiert Mitglieder des Sprintvereins „Tracksrunner“. Ein echtes Kontrastprogramm, wie Marie Eisenbarth einräumt. „Aber das bin ich halt“; sie könne nicht nur Sport machen, weil das Backen so viel Spaß bringe. Aber auch auf den Sport zugunsten des Backens zu verzichten komme nicht in Frage.
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„Ausbaufähig“ ist zumindest kommerziell noch das Online-Geschäft mit der süßen oder sportlichen Leidenschaft. Ein Café will Marie Eisenbarth aber wohl dennoch nicht mehr eröffnen. „Das ist eine unsichere Sache.“ Ein Kuchen-Atelier aber könne sie sich vorstellen, wo sie filmen, backen, ausstellen und verkaufen kann.