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Prozess in SiegburgVorwerk-Vertreterin aus Troisdorf für Betrug mit Thermomixern verurteilt

Lesezeit 3 Minuten
Mehrere Thermomix-Küchengeräte mit silbernen Töpfen in weißen Plastikgehäusen stehen nebeneinander.

Zahlreiche Thermomix-Geräte hatte eine Troisdorferin an die eigene Adresse schicken lassen und verkaufte sie weiter.

Eine 29 Jahre alte Mutter aus Troisdorf hat für Tausende Euro Thermomix-Geräte bestellt. Vor Gericht gab es auch Kritik an Vorwerk.

„Sie können froh sein, dass Sie für Ihre Taten nicht einfahren müssen, sondern mit Bewährung davonkommen.“ Der Vorsitzende Richter Alexander Bluhm machte in seiner Urteilsbegründung noch einmal klar, dass der Prozess vor dem Siegburger Amtsgericht für die mehrfach vorbestrafte 29 Jahre alte Angeklagte auch ganz anders hätte ausgehen können als mit zwei Haftstrafen über 18 Monate und zwei Jahre, die zur Bewährung ausgesetzt werden.

Die gelernte Einzelhandelskauffrau aus Troisdorf war kurz zuvor vom Schöffengericht wegen vollendeten und versuchten gewerbsmäßigen Betrugs in rund 30 Fällen verurteilt worden.

Prozess in Siegburg: Zahlreiche Thermomix-Bestellungen aufgegeben

Die junge Frau hatte als Handelsvertreterin des Wuppertaler Hausgeräteherstellers Vorwerk zwischen Frühjahr und Herbst 2021 unter Angabe erfundener Kundendaten zahlreiche Bestellungen für das Kult-Küchengerät Thermomix aufgegeben und die Ware dann an die eigene Adresse schicken lassen, um sie auf eigene Rechnung weiterzuverkaufen, ohne den Verkaufspreis an den Hersteller weiterzuleiten.

„Ich leide unter einer Kaufsucht und muss immer wieder Kleidung für mich und meine Kinder im Internet kaufen“, begründete die uneingeschränkt geständige Angeklagte ihre Taten. Die wurden ihr vom geschädigten Haushaltsgerätehersteller offenbar recht einfach gemacht, wie auch das Gericht befand.

Die Bestellungen der erfundenen Kunden gab sie innerhalb weniger Minuten vom Sofa aus mittels einer App ein und obwohl als Lieferadresse der fingierten Kunden immer wieder die private Anschrift der Troisdorferin angegeben wurde, fiel das bei Vorwerk offenbar niemandem auf.

Thermomix-Betrug: Vorwerk entstand ein Schaden von über 20.000 Euro

In rund 15 Fällen kamen die jeweils rund 1400 Euro teuren Thermomix-Geräte bei der jungen Frau an, die diese dann über das Internet oder im Bekanntenkreis für rund die Hälfte des Listenpreises weiterverkaufte. In rund der Hälfte der Fälle klappte das nicht, weil der Paketbote in der Wohnung der Angeklagten niemanden antraf und die Ware nach Wuppertal zurückgeschickt wurde.

Zusammen mit der Provision, die bei erfolgreichen Verkäufen von Vorwerk gezahlt wird – zwischen 50 und 140 Euro pro Transaktion – entstand so ein Schaden von mehr als 20.000 Euro. Dass die Angeklagte die Betrugsserie selbst stoppte, nachdem ihr Vater und ihr Lebensgefährte die kriminellen Geschäfte bemerkten, legte das Gericht ebenso zugunsten der Angeklagten aus wie den Umstand, dass sie sich inzwischen selbst einen rechtlichen Betreuer gesucht und sich wegen ihres Kaufzwangs um psychotherapeutische Hilfe bemüht hat.

Angeklagte zog den Betrug auf, während verschiedene Strafbefehle bei ihr eintrafen

Gegen die Angeklagte sprachen ihre Vorstrafen: Mehr als ein halbes Dutzend Schwarzfahrten und zwei Betrugsfälle, bei denen sie hochwertige Handtasche über das Internet verkauft, dann aber keine Ware geliefert hatte.

Als besonders dreist wertete der Vertreter der Staatsanwaltschaft, dass die 29-Jährige den Thermomix-Betrug aufzog, während zeitgleich verschiedene Strafbefehle mit Bewährungs- oder Geldstrafen für andere Vergehen per Post bei ihr eintrafen. „Das war ganz schön frech“, resümierte der Anklagevertreter, der dann jedoch auch auf Bewährungsstrafen plädierte mit der Maßgabe, dass sich die Angeklagte in Therapie begeben muss. Ein Vorschlag, dem sich das Gericht anschloss.