Zu viele BaustellenSiegburger Taxifahrer ärgern sich über fehlende Halteplätze

Die Taxi-Haltebucht hinter dem ICE-Bahnhof Siegburg wird oft von privaten Kurzzeitparkern blockiert.
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Siegburg – „Täglich gibt es Streit, immer wieder werden wir beleidigt“, erzählt Adnan Hamzacebioglu, und man merkt: Der Taxifahrer hatte schon deutlich mehr Spaß an seinem Beruf. Der ist angesichts großer Baustellen in der Kreisstadt derzeit alles andere als ein Zuckerschlecken: Neben dem Ferngleis des ICE-Bahnhofs zur Zange hin konkurrieren die Taxifahrer neuerdings mit Kurzzeitparkern um rare Halteplätze. Der Wartestreifen dient nicht mehr nur den Berufschauffeuren, seitdem die Haltebucht für Kurzzeitparker gegenüber zugunsten von Fahrzeugen der Baufirmen gesperrt wurde.
Wartesystem funktioniert nicht
Für die Taxis bleibt oft kein Platz mehr, und auch das Wartesystem, nach dem ein Taxi nach dem anderen zum Zuge kommt, funktioniere so nicht, schildert Makbule Turhan, die Vorsitzende der Taxi-Ruf-Genossenschaft Rhein-Sieg-Agger. Probleme zeigen sich ihr zufolge auch am Kaufhof in der Innenstadt, wo wegen der Großbaustelle für das Kaiser-Carré Halteplätze wegfallen.
Turhan wandte sich an die Stadt: „Seit letztem Jahr haben wir in Siegburg Probleme mit den Taxiplätzen“, schreibt sie und bemängelt, dass keine Ersatzplätze zur Verfügung gestellt würden. Kein Verständnis zeigt sie dafür, dass auf den früheren Kurzzeitparkplätzen hinter dem Bahnhof Autos von Baufirmen parken, für die sicherlich auch woanders Stellplätze gefunden werden könnten.
Fahrt in Fußgängerzone verboten
Außer den aktuellen Sorgen plagt die Zunft aber auch, dass die Taxis seit etwa fünf Jahren nicht mehr in die Fußgängerzone fahren dürfen, von der Wilhelmstraße über den Europaplatz zum Augenzentrum. Gerade älteren und kranken Kunden zuliebe würde Adnan Hamzacebioglu diesen Weg gern nehmen. „Aber ein Knöllchen kostet 55 Euro, und soviel verdiene ich am Tag nicht.“

Verschlechterte Bedingungen beklagen Fahrer Cemalettin Turhan und Makbule Turhan, Vorsitzende der Taxi-Genossenschaft.
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Eine jahrelange Sondergenehmigung zur Befahrung der Fußgängerzone sei aufgehoben worden, berichtet Turhans Schwager Cemalettin Turhan, der ebenfalls Taxi fährt. Eine schriftliche Benachrichtigung habe es nicht gegeben, wohl aber zwei Knöllchen, von denen er eines auch habe bezahlen müssen. Auch er hält es für besonders wichtig, vor allem alte Menschen in die Fußgängerzone bringen zu können. Dass das nicht möglich sei, stoße auf großes Unverständnis.
Unternehmen stark beeinträchtigt
Makbule Turhan ärgert sich über das Verhalten der Stadtverwaltung. „Leider wird nicht reagiert. Die Versuche, einen Termin beim Bürgermeister zu bekommen oder Rückmeldungen auf die E-Mails waren auch erfolglos.“ Sie betont, dass Taxis zu den öffentlichen Dienstleistungen gehörten, die auch entsprechend unterstützt und gefördert werden sollten. „Aber der Taxibetrieb in Siegburg wird von der Stadt verhindert.“ Als Taxi-Ruf-Vorsitzende spricht sie für 23 Unternehmen mit 33 Fahrzeugen in Siegburg und Sankt Augustin.
Die Unternehmen seien stark beeinträchtigt und ohnehin in einer schwierigen Lage. Neben anderen Anbietern wie Uber komme als Manko hinzu, dass für den Rhein-Sieg-Kreis ein teurerer Tarif gelte als für Bonn, so dass viele Kunden einen Wagen in der Bundesstadt orderten.
Suche nach Ersatz
Jan Gerull, Leiter der städtischen Pressestelle, nahm auf Anfrage der Redaktion Stellung zu den Beschwerden: „In der Tat sind hier zwei Taxiplätze weggefallen durch die Baustelleneinrichtung. Die Verwaltung sucht nach Ersatz“, sagt er mit Blick auf die Cecilienstraße.
In Überlegungen für eine Lösung müssten zwangsläufig mindestens zwei Punkte einfließen: der ungebrochen hohe Parkdruck und die baldige Einrichtung einer zweiten Großbaustelle in unmittelbarer Nähe für das Markt-Quartier auf dem Allianzparkplatz. „Wir sind aber zuversichtlich, dass wir eine Lösung finden.“
Ordnungsamt kontrolliert
Am Taxistand Konrad-Adenauer-Allee benutzten laut Gerull tatsächlich Kurzzeithaltende „verbotenerweise“ die Taxispur direkt am Gleis. Das Ordnungsamt kontrolliere, doch kaum seien die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weg, beginne das Spiel von vorn.
„Unser Appell geht dahin: Nur in zweiter Reihe, und dort auch nur kurz, darf am Taxistand gehalten werden, um Personen aufzunehmen oder aussteigen zu lassen“, so Gerull. Wegen des Befahrens der Fußgängerzone sei die Stadtverwaltung mit Makbule Turhan im Frühjahr im „intensiven Austausch“ gewesen, sie sei aber mit einer jährlichen Gebühr von 90 Euro für eine Sondergenehmigung nicht einverstanden gewesen.
Daran hat sich nichts geändert: „Die paar Meter mehr bringen uns nichts“, sagt die Vorsitzende, es gehe um die Kunden. Dafür eine Genehmigungsgebühr zu bezahlen, sehe sie nicht ein.
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„Für die Kontrolle des fließenden Verkehrs dort ist wie überall die Polizei zuständig“. betont Gerull allerdings. Deren Beamte griffen insbesondere ein, wenn der Weg am Bahnhof vorbei über Europaplatz und Wilhelmstraße eindeutig als Abkürzung und nicht zu Transportzwecken benutzt werde.