Siegburger WandererKlaus Strack wandert zu höchsten und tiefsten Punkten im Kreis
Rhein-Sieg-Kreis – Die Höhen und Tiefen der Finanzen in den 19 Kommunen rechts und links des Rheins im Kreisgebiet kennt Klaus Strack zu Genüge. Schließlich war er bis 2021 Sprecher der Kämmerer in den Städten und Gemeinden.
In den vergangenen zwei Jahren hat er sich innig mit den geografischen Höhen und Tiefen des Kreises befasst, hat sie bei mehr als 40 Wanderungen alle kennengelernt. Mit einer über die Monate zusammengeschweißten Wandergruppe ist er in jeder Kommune vom tiefsten zum höchsten Punkt aufgestiegen. Zwei Touren stehen allerdings noch aus. Im Herbst soll über die ganze Unternehmung ein Buch erscheinen.
Am Überlauf des Sieglarer Sees in die Sieg legen die Wanderer auf ihrer 26-Kilometer-Tour an diesem Tag erst einmal eine kleine Pause ein: Planänderung. See und Sieg führen so viel Wasser, dass der Wanderweg überschwemmt ist. „Schuhe aus und durch“ oder eine Alternativroute? Die Gruppe entscheidet sich bei herrlichem Sonnenschein, aber kühlen Temperaturen, für die trockene Variante im Uhrzeigersinn um den See.
Es ist eine der letzten Wanderungen auf der Liste des aktuellen Projektes. 2017 ist Klaus Strack 391 Kilometer rund um den Rhein-Sieg-Kreis gewandert. „Drei Jahre später hatte ich das Bedürfnis, ein weiteres Wanderprojekt in meiner Heimat anzugehen“, schreibt er. „Warum nicht einmal etwas Schräges machen?“ hatte er sich gefragt und auf die Suche nach den Gipfeln der 19 Kommunen gemacht. Manche seien allenfalls als „höchste Erhebungen“ wahrzunehmen, andere „mit bloßem Auge überhaupt nicht zu erkennen“, weiß er heute.
Zur Person
Klaus Strack ist gebürtiger Eitorfer, 62 Jahre alt und verheiratet. Er hat einen Sohn und zwei Enkelkinder. Strack wohnt in Siegburg und ist Kämmerer in Eitorf seit 1997, Sprecher der Kämmerer im Kreis von 2007 bis 2021.
Neben Wandern gilt sein größtes Interesse der Eisenbahn. „150 Jahre Eisenbahn im Siegtal“ hat er in einem Buch zusammengefasst und an weiteren Veröffentlichungen mitgewirkt.
2017 überquerte er die Alpen und bestieg Österreichs zweithöchsten Berg, die Wildspitze (3770 Meter). Ein Jahr später wanderte er von der Mündung bis zur Quelle der Agger. Aus der Umrundung des Rhein-Sieg-Kreises machte er ein Buch und eine Ausstellung. Sein Buch zu den aktuellen Wanderungen soll im Herbst erscheinen. (sp)
In Ruppichteroth, das stets auf seinen „Goldberg“ mit 360 Metern verweist, fand Strack eine 365 Meter hohe Erhebung in der Nutscheid, unweit des Hohen Wäldchens, mit 378 Metern höchster Gipfel Windecks. Einfacher war es da schon, die tiefsten Orte zu finden, natürlich da, wo Bäche und Flüsse über die Gemeindegrenzen fließen.
Aber auch da galt: Achtung, denn nicht etwa an der Bröl bei Bröl liegt Ruppichteroth am tiefsten. Stracks Wanderung begann bei Bülgenauel an der Sieg, an die die Bröltalgemeinde mit einem Zipfel reicht.
„Ich habe mich immer bemüht, die Touren so zu legen, dass wir möglichst viel von unserer Heimat kennenlernen konnten“, erklärt der Wanderführer. Um noch mehr zu erfahren von Geschichte und Geschichten, holte er sich „Local Guides“ dazu.
Mit ausführlicher Beschreibung der Anfahrt per Bus und Bahn ging es in Troisdorf an der Siegmündung los. Erster Höhepunkt: die Überfahrt mit der Siegfähre bei Bergheim.
Gleich danach eine denkwürdige Begegnung. Ein kleiner Frosch vor einem Blumenladen animiert die Wanderer zu einem Foto. „Das kostet 50 Cent“, schallt es aus dem Geschäft, das sich auch als Fanshop des FC erweist. Ein Gespräch ergibt sich. Die Besitzerin muss den erst 2019 eröffneten Laden demnächst schließen, coronabedingt. „Das sind die kleinen Begegnungen am Rande“, erklärt Strack.
Wenig später wird die Gruppe von einem Müllwagen der RSAG überholt. Während der beladen wird, ziehen die Wanderer vorbei, werden überholt und so weiter. Schließlich nimmt Strack die Einladung des Mitarbeiters an und fährt ein paar Meter mit.
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Hans-Peter Steimel aus Hennef hat zwar nicht alle Touren mitgemacht, ist aber dennoch von der Idee begeistert. Animiert durch einen Aufruf Stracks in dieser Zeitung hat er sich aufgemacht, auf diese Weise die Heimat zu erkunden.
Stefan Stommel kennt den Wanderführer schon aus dem Kindergarten. Jahrzehntelang seien sie sich nur selten begegnet. Die Touren hätten unheimlich Spaß gemacht, berichtet er. Insbesondere die 13 Gipfel in Königswinter haben ihn beeindruckt.
Die Wanderer kennen sich inzwischen gut, tauschen unterwegs gern ihre Erkenntnisse aus. Ein Elektroingenieur gibt Tipps für eine neue Heizung, Lebens- und Wandererfahrungen werden weitergegeben. Karola Balzer aus Eitorf hat die Gruppe bei der Tour durch Neunkirchen-Seelscheid in ihr Wochenendhaus im ehemaligen Garten der Eltern eingeladen.
„Mein Gott, ist das wieder schön,“ ist immer mal wieder zu hören, insbesondere, wenn Menschen aus dem Rechtsrheinischen auf der anderen Rheinseite in Swisttal oder Rheinbach unterwegs sind. Für Klaus Strack ist das Projekt schlicht „ein Stück Wertschätzung für die Heimat“.