Legendärer Baum1000-jährige Eiche bei Altenrath zusammengebrochen
Troisdorf – Ein Zaun hielt seit Jahren die Besucher auf respektvollem Abstand, Bänke laden zum Rasten ein. Doch der Blick fällt auf einen toten Riesen: Die sogenannte 1000-jährige Boxhohn-Eiche unweit der Hasbacher Straße bei Altenrath ist endgültig zusammengebrochen.
Im Sommer hatte die Krone noch Laub getragen, die anhaltende Trockenheit habe dem Baum aber wohl zu sehr zugesetzt, erklärte Professor Dr. Werner Wahmhoff, fachlicher Leiter der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Wahrscheinlich hätten für die einsetzende Frostperiode die Widerstandskräfte nicht mehr ausgereicht, so Wahmhoff.
Nicht 1000 Jahre war die Eiche alt, wohl aber einige Hundert (siehe Infokasten). Vermutlich in den 30er Jahren hatte man eine Betonplombe eingesetzt, um das 20 bis 25 Meter hohe Naturdenkmal zu stützen. Nachdem der Beton im Jahr 2011 herausgebrochen war, hatten die Fachleute beschlossen, den Baum in Würde sterben zu lassen.
„Es werden keine weiteren Versuche mehr unternommen, die Eiche zu stützen oder zu behandeln“, hieß es im Februar 2012. Die Axt kam aber auch danach nur zum Einsatz, um Zaunlatten und Bänke zu bearbeiten, die rings um den Baum errichtet wurden: „Lebensgefahr“, warnten Schilder am Zaun vor möglicherweise herabfallenden Ästen.
Zeuge der Geschichte
Der Legende nach soll die Eiche auf dem Grab des letzten Wotan-Anhängers gepflanzt worden sein, der als Eremit im Wald lebte – angeblich vor 1000 Jahren. Tatsächlich ist sie von diesem Alter weit entfernt. Wenn sie noch einen Kern hätte, könnte man das Alter genau ermitteln, sagte vor Jahren schon Förster Florian Zieseniß, der stattdessen eine Schätzung abgab: 300 Jahre sei der Baum wohl alt, der zur früheren nahen Hofstelle Boxhohn gehört habe.
Als im Jahr 1917 eine nur wenige Hundert Meter entfernte Schamott- und Ziegelfabrik in der Wahner Heide dem Ausbau des Schießplatzes weichen musste, landeten die Schienen der Kleinbahn, die fertige Produkte bis zur Agger brachte, nicht etwa auf dem Schrott. Die wurden teilweise für Anbauten im Ort verwendet, weiß Ortsvorsteher Achim Tüttenberg. Eine Schiene wurde auch der 1000-jährigen Eiche unweit des Heidedorfs eingepflanzt. Und zwar gemeinsam mit der Betonplombe, die, so Tüttenberg, in den 30er Jahren gesetzt wurde: Ein Foto von 1937 zeige die Plombe schon im Baum. (dk)
„Wir werden den Baum nicht wegräumen, sondern als Totholz an Ort und Stelle lassen“, erklärte Professor Wahmhoff. Das Holz der kollabierten Eiche könne noch viele Jahre einer Vielzahl von Insekten und Vögeln als Lebensraum dienen – ein selten gewordenes Angebot in wirtschaftlich genutzten Wäldern, wie der Experte erklärte. Die Stiftungstochter DBU Naturerbe hat zudem angekündigt, im Frühjahr an der Stelle eine junge Eiche zu pflanzen, um die Erinnerung zu bewahren.