Die Bühnengesellschaft Sieglar hat mit „Acht Frauen“ einen französischen Krimi-Klassiker auf die Bühne im Bürgerhaus Zur Küz gebracht.
TheaterBühnengesellschaft spielt „Acht Frauen“ – Fulminante Verdächtige auf Troisdorfer Bühne
Ein Brieföffner im Rücken wirkt sich eher ungünstig auf die Lebenserwartung aus. Diese Erkenntnis kommt reichlich spät für den Geschäftsmann Marcel, der nun ermordet in seinem abgelegenen Landsitz liegt. Zum Weihnachtsurlaub sind die acht Frauen erschienen, die in seinem Leben eine Rolle spielten – eine von ihnen muss seine Mörderin sein.
Parforceritt des rein weiblichen Ensembles
Mit „8 Frauen“ bringt die „Bühnengesellschaft Sieglar – Die Volksbühne 1919/62 e.V.“ einen französischen Krimi-Klassiker aus dem Jahr 1958 auf die Bühne der Küz, der ausgesprochen gut gealtert ist. Das rein weibliche Ensemble liefert dabei einen fulminanten Parforceritt, der zeigt, wie vergnüglich menschliche Abgründe doch sein können, denn nahezu jede der anwesenden Frauen hätte gleich mehrere Gründe, den Gastgeber zu meucheln.
Allen voran die frisch gebackene Witwe Gabi, die Claudia Vey als eine funkelnde Etüde in Bösartigkeit anlegt. Nicht minder furios ist Laura Scheidt als Augustine, die Schwägerin des Mordopfers, eine neurotische Hypochonderin, die ihre Spießigkeit zum Lebensziel gemacht hat.
Sie war mit ihrer Mutter (Petra Foerster) nach finanziellen Engpässen bei Marcel unterkommen, wobei Mamys Hang zum Portwein nicht ihre einzige Schwäche ist. Wichtig sind auch Susanne (Sandra Lothmann), die als älteste Tochter von Marcel den Mord am ihrem Vater aufklären will, ähnlich wie ihre jüngere Schwester Catherine (Hannah Domgoergen), die bei aller burschikoser Naivität eine eigene Agenda verfolgt.
Das gilt auch für die Dienstmädchen Madame Chanel (Ulla Knauf) und Louise (Svenja Zesling). Und da ist ja auch noch Marcels entfremdete Schwester Pierrette (Karolina Maszak), die herzlich unwillkommen ausgerechnet zu Weihnachten ihre Aufwartung macht.
Funkelnde Dialoge auf der Bühne in Sieglar
Eingeschneit, mit defektem Telefon und kaputtem Auto müssen die lange kaschierten familiären Konflikte und Halbwahrheiten ausgetragen werden. Regisseurin Babette Dörmer sorgt dafür, dass die Dialoge funkeln und die Schlagzahl hoch bleibt. Seit Anfang September hatte das Ensemble für seine vierte Inszenierung nach Corona geprobt.
Der festlich geschmückte Weihnachtsbaum im Bühnenbild konterkariert die keineswegs festliche Stimmung und die gut hundert Zuschauer in der Küz spürten förmlich die Raumtemperatur sinken, wenn die durch die Bank dubiosen Protagonistinnen aneinandergerieten.
Charmantes Stück mit bitterböser Pointe
Es ist gerade die 50er-Jahre-Patina, die dem Stück seinen Charme geben. So liest die pubertierende Tochter Schundromane und raucht heimlich, die hehren künstlerischen Ambitionen der missratenen Schwester beschränken sich auf das Feld des Nackttanzes und die Stubenmädchen, seit Jahren die treue Seele des Hauses, können nicht von den Spielkarten lassen.
Am Ende hat Autor Robert Thomas für seine Zuschauer noch eine bitterböse Pointe parat: Mord ist schließlich immer noch Ansichtssache.