Ehemaliger Dynamit Nobel-SitzDas Hochhaus wird abgerissen
Troisdorf – „Einfach kann jeder“, hatte im März 2013 der Bauunternehmer Hans Werner Pütz die erwarteten Herausforderungen beim Umbau des DN-Hochhauses kommentiert. Am Ende aber gelang es offenbar auch ihm nicht, das Gebäude zu vermarkten: „Es gibt eine Rückabwicklung des Kaufvertrags“, bestätigte Daniela Simon, Sprecherin der städtischen Holding Troikomm, die damals die Immobilie gegenüber dem Rathaus an Pütz verkauft hatte.
Abriss ist bereits genehmigt
Und mehr noch: „Fakt ist, dass die Abrissgenehmigung vorliegt.“ Das bestätigte auch die Rathaussprecherin Bettina Plugge, die einen Zeitpunkt für den Abriss nicht nennen konnte. „Die Genehmigung gilt für drei Jahre“, ein Beginn für den „sicher relativ aufwendigen Abriss“ sei aber noch nicht angezeigt worden.
Erwerb durch die städtische Gesellschaft im Jahr 2006
Im Jahr 2006 hatte die Troikomm das geschichtsträchtige Hochhaus mit der Adresse Kaiserstraße 1 gekauft. Sehr unterschiedliche Nutzungen für die 1956 als erstes Hochhaus im damaligen Siegkreis errichtete DN-Verwaltung waren über die Jahre ins Gespräch gebracht worden: Die SPD hatte eine zweite Gesamtschule für die Stadt ebenso vorgeschlagen wie zu einem anderen Zeitpunkt den Einzug des Landesbetriebs Straßen NRW.
Die UWG Regenbogen schlug vor, das Amtsgericht Siegburg zeitweilig dort unterzubringen, auch eine Nutzung als städtisches Rathaus war erwogen worden – stets aber mit bangem Blick auf hohe Sanierungskosten.
Investor wollte Hochhaus umbauen
„Ein Neubau wäre womöglich einfacher und schneller“, hatte nach dem Kauf auch Investor Hans Werner Pütz eingeräumt, der sich dennoch zuversichtlich zeigte: „Wir sehen den Bedarf und haben Kundschaft in der Hinterhand, die wir da einquartieren möchten.“ Als Bürogebäude wollte Pütz das Hochhaus umbauen, dessen gewendeltes Treppenhaus und der Paternosteraufzug stadtbekannt wurden.
Kein geschütztes Baudenkmal
Unter Denkmalschutz freilich stand das Gebäude nie, wie der Landschaftsverband in einem Schreiben vom März dieses Jahres betont, das dieser Zeitung vorliegt. Bereits im Oktober 2009 sei die Immobilie auf Bitten der Stadt begutachtet „und hinsichtlich ihrer möglichen Denkmaleigenschaften untersucht“ worden. Die Fachleute fanden aber damals „keine ausreichenden Tatbestandsmerkmale“ für eine Unterschutzstellung.
Eingeweiht vor 62 Jahren
Am 22. Juni 1956 wurde das Hauptverwaltungsgebäude am nördlichen Eingang der Stadt eingeweiht, ein „Kernpunkt des Unternehmens“, von dem aus „seine Kräfte ausstrahlen“, wie damals Dynamit-AG-Direktor Paul Esselmann sagte.
Entworfen hatte das Haus, damals das erste Hochhaus im Siegkreis, der Architekt Paul Schaeffer-Heyrothsberge aus Wiesbaden, der dort auch das Hochhaus des Statistischen Bundesamtes geplant hatte. 37.500 Kubikmeter umbauten Raum hat der Architekt gestaltet, das siebengeschossige Gebäude verfügt über 206 Räume, die damals 448 Personen Arbeitsplätze bieten sollten.
Blickfang sind das gewendelte Treppenhaus und ein längst stillgelegter Paternoster. Einige Konferenzräume sind originalgetreu erhalten.
Mit dem Erwerb des DN-Areals durch die Stadt – über ihre Tochtergesellschaft Troikomm – im Jahr 2006 kam auch das nicht denkmalgeschützte Hochhaus in den Besitz Troisdorfs. Seither wurde nach einer neuen Nutzung gesucht. (dk)
„Nicht marktfähig“ sei das Haus in der bestehenden Form gewesen, erläuterte Troikomm-Sprecherin Daniela Simon den Abrissantrag. „Irgendwann hat es keinen Sinn mehr, das Gebäude so zu erhalten“, pflichtete auch Alexander Biber bei, der Vorsitzende der CDU-Fraktion im Stadtrat.
Möglicherweise kommt ein Hotel
Inzwischen aber gebe es einen Interessenten, „der da ein Hotel als Neubau errichten würde“. Biber zeigte sich „überzeugt von guten Synergieeffekten“ zwischen der Stadthalle und dem künftigen Hotel; Konkurrenz werde es nicht geben: „Tagungsräume bietet diese Kette gar nicht an.“ Anfang Mai werde die endgültige Entscheidung in einem Gremium des Interessenten fallen.
SPD bedauert Abriss
„Der Erhalt war immer unser Ziel“, erklärte Harald Schliekert, der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Stadtrat. „Eine Menge Möglichkeiten“ habe es für das Hochhaus gegeben, „bei entsprechendem Willen hätte man da einiges umsetzen können“.
Mit dem Verwaltungsgebäude falle das Symbol für Troisdorf, „die Industriestadt im Grünen“. Zweifel hat Schliekert daran, dass ein Hotelneubau an der Stelle funktionieren werde. „Das dient nur dazu, wirtschaftliche Interessen zu bedienen“, schöner oder angenehmer werde Troisdorf dadurch nicht. „Ich bedaure das zutiefst“, kommentierte Ex-Bürgermeister Uwe Göllner, ebenfalls SPD, die Entscheidung.