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Schläge, Tritte, ZerstörungTroisdorfer Siedlung fühlt sich seit Jahren terrorisiert

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Noch steht eines der Autos mit zerschlagener Windschutzscheibe, sichtbarer Beweis der Beschädigungen in einer Troisdorfer Siedlung. 

Troisdorf – Die Siedlung in Sieglar ist ein ruhiges Wohngebiet, meistens zumindest. Schulen und Verbrauchermarkt sind in direkter Nachbarschaft. Alles wirkt friedlich. Doch bei einem genaueren Blick fallen die vielen Überwachungskameras an den Häusern auf.

Hinweis der Redaktion

Die 39 Jahre alte Frau, von der im Text die Rede ist, steht unter Betreuung. Über die Polizei hat die Redaktion versucht, Kontakt mit der gesetzlichen Betreuungsstelle aufzunehmen. Bis Redaktionsschluss lag noch keine Stellungnahme vor.

Seit gut anderthalb Jahren, etwa seit Oktober 2020, leben die Menschen hier in Anspannung. Mehr als 100 Strafanzeigen sind seither gestellt worden, die Bewohner fühlen sich von einer Nachbarin bedroht. Zahlreiche Einsätze der Polizei hat es seither gegeben. Am vergangenen Sonntag eskalierte die Situation, eine 39 Jahre alte Frau bewarf zunächst ein Haus mit Steinen, die durch ein Fenster einschlugen.

Troisdorfer Siedlung wird terrorisiert: Nachbarschaft der Verzweiflung nahe

Anschließend beschädigte sie mehrere Autos, indem sie Scheibenwischer und Außenspiegel abriss. Einen Nachbarn, der sie ansprach, trat und schlug sie. Dieser Redaktion liegt Videomaterial vor, das die Geschehnisse zeigt. Die Polizei wurde alarmiert, die Frau wurde, durch Ordnungsamt und Arzt nach PsychKG, dem Psychisch-Kranken-Gesetz, in eine psychiatrische Klinik eingewiesen.

Doch zwei Tage später war sie wieder zu Hause, weil diese Maßnahme von einem Gericht überprüft und nicht verlängert wurde. Sie kehrte zurück zu ihrer Schwester, der Mutter und deren Lebenspartner, wie Polizei und Nachbarn berichten.

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Christa und Helmuth Heck sind inzwischen der Verzweiflung nahe. „Wir sind innerlich ein bisschen neben der Spur“, sagt er. Gemeinsam mit der Nachbarschaft bereiten sie jetzt eine Sammelklage mit allen dokumentierten Delikten vor, in der Hoffnung, vielleicht doch noch wieder zu Frieden in ihrem Umfeld zu kommen. In Absprache mit den anderen Bewohnern haben sie sich bereiterklärt, die Geschichte einer sich ständig steigernden Bedrohung zu erzählen. Einige Vorfälle schildern sie exemplarisch aus ihrer Sicht.

Troisdorfer leben seit Jahren in Angst: Ein Protokoll der Ereignisse

Ende 2020: Die Hecks sind direkte Nachbarn zu dem Reihenhaus, in dem die heute 39-Jährige lebt. Früher habe es zwischen den Grundstücken keinen Zaun gegeben, die Familien hätten guten Kontakt miteinander gehabt. Doch im ersten Corona-Jahr habe die Nachbarin, so Christa Heck, Wahnvorstellungen entwickelt. Zunächst in einem gegenüberliegenden Haus, später im verglasten Heckschen Balkon, sehe sie Misshandlungen ihres Sohnes, für den sie das Sorgerecht verloren habe.

Zu Anfang erzählte sie das noch den Anwohnern. In der Nacht klingelte sie an Haustüren und versuchte, ihre Geschichte los zu werden. Sie begann damit, auf Englisch, Deutsch und Russisch herumzuschreien, beschimpfte alle als Nazis, so Heck. Die ersten Einsätze der Polizei aus dieser Zeit sind dokumentiert. Das Maß der Ausschreitungen nahm zu.

16. März 2021: In einem gegenüberliegenden Haus habe die Frau nachts vor der Tür gestanden und die Klingel betätigt, so Heck. Als der Nachbar öffnete, habe er sich plötzlich der Frau gegenüber gesehen, die ein Messer in der Hand gehalten habe. Ein Angriff aber sei ausgeblieben.

Beratung und Seelsorge in schwierigen Situationen

Kontakte | Hier wird Ihnen geholfen

Wir gestalten unsere Berichterstattung über Suizide und entsprechende Absichten bewusst zurückhaltend und verzichten, wo es möglich ist, auf Details. Falls Sie sich dennoch betroffen fühlen, lesen Sie bitte weiter:

Ihre Gedanken hören nicht auf zu kreisen? Sie befinden sich in einer scheinbar ausweglosen Situation und spielen mit dem Gedanken, sich das Leben zu nehmen? Wenn Sie sich nicht im Familien- oder Freundeskreis Hilfe suchen können oder möchten – hier finden Sie anonyme Beratungs- und Seelsorgeangebote.

Telefonseelsorge

Unter 0800 – 111 0 111 oder 0800 – 111 0 222 erreichen Sie rund um die Uhr Mitarbeiter, mit denen Sie Ihre Sorgen und Ängste teilen können. Auch ein Gespräch via Chat ist möglich. telefonseelsorge.de

Kinder- und Jugendtelefon

Das Angebot des Vereins "Nummer gegen Kummer" richtet sich vor allem an Kinder und Jugendliche, die in einer schwierigen Situation stecken. Erreichbar montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr unter 11 6 111 oder 0800 – 111 0 333. Am Samstag nehmen die jungen Berater des Teams "Jugendliche beraten Jugendliche" die Gespräche an. nummergegenkummer.de.

Muslimisches Seelsorge-Telefon

Die Mitarbeiter von MuTeS sind 24 Stunden unter 030 – 44 35 09 821 zu erreichen. Ein Teil von ihnen spricht auch türkisch. mutes.de

Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention

Eine Übersicht aller telefonischer, regionaler, Online- und Mail-Beratungsangebote in Deutschland gibt es unter suizidprophylaxe.de

Beratung und Hilfe für Frauen

Das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen" ist ein bundesweites Beratungsangebot für Frauen, die Gewalt erlebt haben oder noch erleben. Unter der Nummer 08000 116 016 und via Online-Beratung unterstützen werden Betroffene aller Nationalitäten rund um die Uhr anonym und kostenfrei unterstützt.

Psychische Gesundheit

Die Neurologen und Psychiater im Netz empfehlen ebenfalls, in akuten Situationen von Selbst- oder Fremdgefährdung sofort den Rettungsdienst unter 112 anzurufen. Darüber können sich von psychischen Krisen Betroffene unter der bundesweiten Nummer 116117 an den ärztlichen/psychiatrischen Bereitschaftsdienst wenden oder mit ihrem Hausarzt Kontakt aufnehmen. Außerdem gibt es in sehr vielen deutschen Kommunen psychologische Beratungsstellen.

7. Juli 2021: Die 39-Jährige geriet vor der Haustür mit Christa Heck in Streit. Erst gab es Beschimpfungen. „Plötzlich ging sie auf mich zu und erwischte mich mit einem Kickboxtritt“, so Christa Heck. Das Opfer war zwei Schritte zurückgewichen, so dass die Wucht gedämpft war. Gleichwohl erlitt sie Verletzungen, die sie im Krankenhaus behandeln ließ.

Ihr Mann kam hinzu und erhielt Stöße und einen Schlag ins Gesicht, Hämatom und eine Platzwunde waren die Folge. Zwei Anzeigen wegen gefährlicher Körperverletzung wurden gefertigt.

10. September 2021: Einige Grundstücke weiter habe die Frau zwei Autos beschädigt, berichten die Hecks.

Ende 2021: Mehrfach wurden Polizei, Rettungsdienst und Feuerwehr gerufen, weil die Frau auf den Dächern herumlief und schrie. Auch damals wurde sie durch Ordnungsamt und Arzt zwangseingewiesen, nur um kurz darauf nach Hause zurückzukehren.

Anfang 2022: In einer Fallkonferenz setzten sich unter anderem Betreuungsgericht, Betreuer, Ordnungs- und Sozialamt, Polizei und Staatsanwaltschaft zusammen, um eine Lösung zu suchen. Auch in anderen Behörden gab es Erkenntnisse. Die Polizei schöpfe alle Möglichkeiten gefahrenabwehrender Maßnahmen aus, wie Polizeipressesprecher Stefan Birk erklärte.

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Christa und Helmuth Heck sprechen auch im Namen der Nachbarschaft aus Troisdorf-Sieglar.

Insgesamt liegen mehr als 100 Strafanzeigen vor, dazu zahlreiche weitere Anzeigen zu Ordnungswidrigkeiten. Die Polizeiwache in Troisdorf weiß, wenn der Name gemeldet wird, sofort Bescheid und reagiert schnell. Das Ordnungsamt wird immer mit eingeschaltet. Bislang hat noch kein Richter einen Beschluss für eine Zwangsunterunterbringung in einer geschlossenen Einrichtung gefasst.

Frau terrorisiert Nachbarschaft: Polizei von Situation frustriert

„Für die Polizistinnen und Polizisten ist das schon frustrierend. Sie leisten einen enormen Aufwand, um der Frau ärztliche Hilfe zukommen zu lassen und auch die Interessen der Anwohner zu wahren. Sie stellen Fremd- und Eigengefährdung fest und dokumentieren das. Aber es findet im weiteren Verfahren mutmaßlich zu wenig Berücksichtigung“, so Birk zu dem Umstand, dass die 39-Jährige nach kurzer Zeit wieder in der Siedlung ist.

29. Mai 2022: Erstmals läuft die Frau tagsüber schreiend herum und beschädigt Autos, Häuser und Vorgärten, verletzt einen Mann, wie es auf Videomaterial zu sehen ist, das der Redaktion vorliegt.

Am 31. Mai ist sie wieder zu Hause.