Das Landgericht Bonn verurteilte drei Männer zu Freiheitsstrafen auf Bewährung.
Geschädigte aus TroisdorfKleinanzeigen-Betrüger ergaunerten mehr als 100.000 Euro
Mit einer raffinierten Betrugsmasche haben drei Gummersbacher mehr als 100.000 Euro von gutgläubigen Kunden vor allem aus Troisdorf, dem östlichen Rhein-Sieg-Kreis, Oberberg und Bonn ergaunert. Sie hatten ihnen auf der Plattform Ebay-Kleinanzeigen Waren verkauft hatten, die sie gar nicht besaßen.
Das Landgericht Bonn hat die Angeklagten jetzt zu Freiheitsstrafen verurteilt, die allesamt zur Bewährung ausgesetzt wurden. Der 31-jährige Initiator der virtuellen Gaunerei bekam zwei Jahre Haft, sein Jugendfreund (35) ein Jahr und vier Monate, dessen Lebensgefährtin (38) ein Jahr und drei Monate.
Die Täter hackten Konten des Bezahldienstes Paypal
Die Urteile fielen so milde aus, weil die Beschuldigten geständig waren und an der Aufklärung des Falls mitgewirkt hatten, der Hauptangeklagte hat zudem 10.000 Euro als Wiedergutmachung gezahlt. Dennoch lässt die Kammer bei ihm noch mehr als 111.000 Euro als Tatertrag einziehen, um die Gläubiger entschädigen zu können.
Nach Überzeugung der Richter hat der 31-Jährige mit seinen Komplizen echte Konten des Bezahldienstleisters Paypal gehackt und diese dann genutzt, um sich die im Internet über einen gefälschten Ebay-Account angebotenen Waren über die Funktion „Paypal Familie und Freunde“ bezahlen zu lassen. Verkauft wurden etwa – nicht existierende – kleine Musikboxen fürs Kinderzimmer zum Preis von 19,60 Euro oder eine Drohne für 699 Euro. Hinzu kamen erfundene Autoteile, Werkzeug und Fahrradzubehör.
Sollte ein Interessent misstrauisch geworden sein und nach Sicherheiten gefragt haben, erhielt er per Handy einen Personalausweis des mutmaßlichen Verkäufers zur Ansicht, nicht wissend, dass die Identitätskarte ebenfalls eine Fälschung war. Auch für derartige Betrügereien gibt es im Internet Seiten, auf denen gezeigt wird, wie sich ein Ausweis unter Umgehung der Bundesdruckerei herstellen lässt, man braucht nur ein Foto von sich einzustellen. „Alles Fake“, fasste die Vorsitzende Richterin das Tun der Bande zusammen.
Staatsanwaltschaft legt den Angeklagten über 360 Betrugsfälle zur Last
Pech für die Käufer: Da sie die Funktion „Familie und Freunde“ angeklickt hatten, greift der Käuferschutz der Firma nicht. Verbraucherschützer haben wiederholt davor gewarnt.
Die Gummersbacher leiteten nach Erkenntnissen des Gerichts das ergaunerte Geld auf ihr Handy-Bezahlkonto um und ließen es sich in Supermärkten bar auszahlen. Die Staatsanwaltschaft legte ihnen mehr als 360 Betrugsfälle zur Last, die Mehrzahl davon dem jüngsten Beschuldigten. Im Gegensatz zur Anklage, die von gewerbsmäßigem Betrug ausgegangen war, sah die Strafkammer bei dem Trio vor allem die „Fälschung beweiserheblicher Daten“ – das ist der Schmu mit den Paypal-Konten – als Hauptdelikt, der Betrug wurde in Tateinheit begangen.