Leser erzählenEin Troisdorfer in Griechenland – Zu Besuch auf einem Kriegsschiff
- Unter dem Motto „Ferien anno dazumal“ erinnern sich Leser an besondere Urlaube.
- Der Troisdorfer Peter Goergen erzählt von seinen Erlebnissen im griechischen Kavala in den 1960er Jahren
- Ein Kriegsschiff und ein Schmuckstück spielen eine besondere Rolle.
Troisdorf – Es war im Jahr 1967. Nach dem Einzug in unser Einfamilienhaus hatten meine Frau Norgard und ich kein Geld für eine Urlaubsreise. Da bot uns der Mieter meiner Schwiegereltern, Sacharias Chrisafi, ein bei Reifenhäuser beschäftigter Gastarbeiter, an, den Urlaub kostenlos in seinem neuen Haus in Kavala in Griechenland zu verbringen.
Wir nahmen dankend an, und natürlich wollten die Eltern meiner Frau mitkommen. Nach beschwerlicher Fahrt über Österreich und durch das damals noch kommunistische Jugoslawien mit vielen Kontrollen kamen wir nach zwei Tagen in Kavala an. Kavala östlich von Saloniki ist eine wunderschöne Hafenstadt, die 500 Jahre unter türkischer Herrschaft stand.
Die Mutter von Sacharias, Irini Chrisafi, wohnte allein in dem Haus und hat uns ganz toll verwöhnt. Im Übrigen haben wir noch nirgends solche Gastfreundlichkeit wie in Griechenland erlebt. Alle Nachbarn und Verwandte haben uns eingeladen und herzlichst bewirtet.
Ich musste eine Auto-Werkstatt aufsuchen, weil die Zündung unseres Ford Taunus aussetzte. Nach der Reparatur wollte der Werkstattbesitzer keinerlei Zahlung, er wollte nur einen Mocca mit den deutschen Gästen trinken.
Die größte Überraschung erlebten wir in einem Schmuckladen in Kavala. Weil zu dieser Zeit der Goldpreis in Griechenland wesentlich geringer als bei uns war, kauften wir ein Goldkettchen mit Anhänger.
Unser Taschengeld reichte wegen geringer Ausgaben noch dafür. In der Auslage lagen tolle Schmuckstücke, besonders reizte mich ein Paar Manschettenknöpfe mit der Akropolis in 18 Karat. Ich sagte dem uns fremden Geschäftsmann: „Die kaufen wir beim nächsten Urlaub in Kavala.“ Daraufhin gab er mir die Manschettenknöpfe mit den Worten: „Schicken Geld aus Deutschland.“ Das habe ich auch getan.
Unser Urlaub war wunderschön, den ganzen Tag lagen wir am Strand, und wir erholten uns gut. Doch eines Tages sahen wir auf der Reede vor Kavala ein riesiges Kriegsschiff. Es gehörte zur 6. US-Flotte, die in dieser Zeit im Mittelmeer kreuzte. Es war der Zerstörer „USS William R. Rush“.
GIs am Strand
Am nächsten Tag war der gesamte Strand von GIs besetzt. Meine Frau und ich halfen ihnen bei der Essensbestellung im Restaurant, so gut wir konnten – meine Frau konnte etwas Griechisch, ich Englisch. Und so freundeten wir uns nicht nur mit Hellenen, sondern auch mit den Amis an.
Der Höhepunkt unseres Urlaubs sollte jedoch noch kommen. Zwei der US-Marine-Soldaten luden uns zu einem Besuch auf das Kriegsschiff ein. Wir wurden im Hafen mit einer Barkasse von einer Abordnung des Zerstörers abgeholt und mit Salut an Deck begrüßt.
Anschließend lud man uns in die Offiziersmesse zu einem Imbiss ein. Solch ein großes Schiff hatten wir noch nie gesehen und besichtigt. Mit zwei Angehörigen der Besatzung haben wir noch lange Briefverbindung gehabt. Einer ist leider in Vietnam gefallen. Ein unvergesslicher Urlaub, der immer in Erinnerung bleibt.
Schreiben Sie uns
Weitere Erinnerungen an Ferien anno dazumal sind gefragt. Die Beiträge werden in loser Reihenfolge veröffentlicht. Schreiben Sie uns bitte kurz, wie Ihre Ferien aussahen – ob mit der Familie, als Gruppe oder allein. Gab es Sehenswürdigkeiten, Erlebnisse mit Einheimischen, Pannen oder Missgeschicke, die im Gedächtnis geblieben sind? Prima wäre es, wenn Sie auch ein Ferienfoto von damals beisteuern können. Unser Fotograf kommt gern zu Ihnen nach Hause, um ein Repro zu machen, damit das Bild im Album bleiben kann.
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