Drei Wochen langMühlengraben in Troisdorf wird von Algen und Totholz befreit
Troisdorf – An den Ufern des Mühlengrabens laufen derzeit die Reinigungsarbeiten entlang des sechs Kilometer langen Bachlaufs in Troisdorf auf Hochtouren. Von einer Ableitung aus der Agger in der Nähe der Mannstaedt-Werke schlängelt sich das vor circa 800 bis 900 Jahren angelegte Flussbett durch Friedrich-Wilhelms-Hütte, unter der Autobahn 59 an Sieglar und Müllekoven vorbei bis zur Eschmarer Mühle. Knapp einen Kilometer später fließt der Mühlengraben dann wieder zurück in die Sieg.
Der Bach hat eine wichtige Kühlfunktion bei der Stahlverarbeitung in den Mannstaedt-Werken. Da die Werksbänder in den Sommerferien nunmehr für drei Wochen komplett still stehen, bietet sich dem Abwasserbetrieb Troisdorf als Unterhalter des Gewässers die Möglichkeit, am Mühlengraben wichtige Reinigungsarbeiten durchzuführen.
„Der Bach hat einen Durchlauf von bis zu 400 Litern pro Sekunde“, erläutert der Biologe Thomas Petruszek vom Abwasserbetrieb. „Dank des heißen Wetters mussten wir diesmal den Durchfluss nicht verringern, er liegt eh nur bei 200 Litern pro Sekunde.“ Petruszek beschäftigt sich intensiv mit dem Mühlengraben und dem drei Wochen laufenden Reinigungs-Projekt.
Böschungen gemäht, Strömungshindernisse beseitigt
An vier Gartenbau-Betrieben sind die Arbeiten vergeben worden. „Wir haben darauf geachtet, ansässige Unternehmen auszuwählen“, sagt Diplom-Chemiker Dr. André Baade vom Troisdorfer Abwasserbetrieb und schaut Georg Lenz dabei zu, wie der Chef des gleichnamigen Garten- und Landschaftsbaubetriebs an der Brücke an der Meindorfer Straße in Sieglar bündelweise Algen aus dem Mühlengraben zieht. Lenz steht knietief im Bachlauf.
„Das ist nicht schlimm, dass sich die Jeans vollsaugt“, ruft er hinauf. „Damit bin ich flexibler als mit einer Gummihose.“ Mit zahlreichen weiteren Arbeiten führen die Firmen die Gewässerunterhaltungsmaßnahmen durch. Neben der Entfernung der Algen sind bereits viele Böschungen gemäht worden, Totholz und flutende Pflanzen aus dem Bach geholt und Strömungshindernisse beseitigt worden.
Zudem geht es den sogenannten Neophyten an den Kragen. „Diese Pflanzen wie Knöterich, japanisches Springkraut oder Herkulesstauden sind das größte Problem“, erklärt der Biologe Petruszek. Dort wo Bäume stehen, hätten die Neophyten keine Chance. Von daher versuche man, jeden Baum zu erhalten und dort, wo die Böschungen freigeschnitten worden sind, wieder Bäume zu pflanzen. „Baumbewuchs ist auch als Beschattung gut, so dass sich das Wasser nicht so aufwärmt“, fügt Petruszek an.
Gewässer soll naturnah zurückentwickelt werden
Derzeit habe der Mühlengraben 26 Grad, so gerade noch unter den kritischen 28 Grad, die den üppigen Fischbestand bedrohen könnten. Alle Bäume am Flusslauf mit einem Umfang von mehr als 40 Zentimetern seien derweil registriert und würden regelmäßig kontrolliert, so Petruszek. Langfristig verfolgt er das Ziel, das Gewässer naturnah zurückzuentwickeln. Das heißt, die Uferkorridore breiter werden zu lassen.
Das sei auch so mit der Unteren Wasserbehörde als Genehmigungsbehörde abgestimmt. Alle paar Jahre ist sogar die Entfernung der Sedimente erforderlich. „Es gibt natürliche Ablagerungen, die zu Schlamm führen“ ergänzt Bade. „Dieser muss dann aufwendig entfernt werden. Das wurde letztmals vor drei Jahren für einen hohen fünfstelligen Betrag durchgeführt.“
Wie sich Petruszek und Baade den Flusslauf des Mühlengrabens vorstellen, zeigen sie ab der Eschmarer Mühle. Der letzte Kilometer sei ein Paradebeispiel, betonen beide unisono. Der Bach ist dort von Bäumen abgedeckt, Neophyten sind weit und breit nicht zu sehen. „Hier müssen wir fast gar nichts mehr unternehmen“, freut sich Petruszek.