Heimwerkermarkt Klein in NeunkirchenTraditionsbetrieb schließt nach 130 Jahren
- Rückblick 2021: Bei diesem Bericht handelt es sich um einen Text aus dem Archiv, der unsere Leserinnen und Leser besonders interessiert hat. Er wurde zum ersten Mal am 29.09.2021 veröffentlicht.
Neunkirchen-Seelscheid – Interessantes Randsortiment macht einen Besuch im Heimwerkermarkt an der Hauptstraße in Neunkirchen immer wieder zu einem Erlebnis. Dort wirbt der ortsansässige Heimwerkermarkt Klein mit mehr als 10.000 Produkten auf über 700 Quadratmetern in der Gemeinde nur noch bis zum 23. Oktober. Dann ist Schluss mit dem Familienbetrieb und seiner mehr als 130-jährigen Geschichte.
Druck durch Online-Handel
Gleich mehrere Gründe haben dazu geführt, dass Geschäftsführer und Inhaber Hubert Tröndle (69) sowie seine Kinder Stefan Tröndle (35) und Irene Bardenheuer (38) sich nach reiflicher Überlegung zu diesem Entschluss durchgerungen haben.
„Es gibt einen klaren Wandel im Kaufverhalten. Der immense Preisdruck im Online-Handel und die große Anzahl an Discountern, die im Lockdown viele unserer Waren weiter verkaufen konnten, während wir im zweiten Lockdown ab November drei Monate zumachen mussten, waren eine extreme Herausforderung“, bringt es Stefan Tröndle auf den Punkt.
Discounter als Konkurrenz
„Corona hat die Kunden zu den Discountern getrieben. Da gab es in der Zeit auch Schrauben, Pinsel und Abdeckfolie, während wir geschlossen bleiben mussten“, ergänzt Hubert Tröndle, der noch einen weiteren Grund für den Entschluss anbringt. „Meine beiden Kinder haben sich für andere Berufszweige entschieden; ich habe mich bemüht, eine Nachfolge zu finden, doch es hat nicht gepasst“, sagt der 69-Jährige.
Die Geschichte
1890 begann Heinrich Klein mit der Herstellung von Spinnrädern und Stellmacherarbeiten. Danach entwickelte sich die Firma zu einem Schreinereibetrieb, der modernen Innenausbau und Möbelanfertigung anbot. Während des Zweiten Weltkrieges wurde der Betrieb vom Rüstungskommando beschlagnahmt und als Rüstungsbetrieb für Zünder eingerichtet.
Ab 1945 konzentrierte sich Karl Klein wieder als Schreinerbetrieb auf Innenausbau und Möbelproduktion. 1952 wurde zusätzlich ein Möbelgeschäft eröffnet, das 1970 erweitert wurde.
1976 wurde der heutige Heimwerkermarkt von Karl Klein gegründet. Tochter Karola Tröndle übernahm den Betrieb 1987 ein Jahr nach der Vergrößerung und Aufgabe des Möbelgeschäfts.
1993 dann erweiterte sich der Geschäftszweig um trendige Dekorationsartikel für Haus und Wohnen mit einem großen Weihnachts- und Ostermarkt. (que)
Große Ketten hätten gar kein Interesse an diesem Standort im Zentrum gehabt. „Die siedeln sich offensichtlich lieber am Stadtrand an und das war mir manchmal auch lieber“, fügt er hinzu. Nun ist zunächst noch offen, was mit dem Familienbesitz geschieht, in dem der Geschäftsführer in fünfter Generation gleich über dem Ladenlokal wohnt. „Es gibt einen hohen Investitionsstau in der Immobilie“ sagt Stefan Tröndle.
Angestellte suchen Jobs
Die Familie ist traurig darüber, dass die letzten sieben Angestellten sich nun einen neuen Job suchen müssen. Lange versuchte man, die Entscheidungen im Sinne der 2014 gestorbenen Mutter und Ehefrau Karola Tröndle, die ab 1987 das Herz und die Seele des Geschäfts war, zu treffen. Ehemann Hubert Tröndle arbeitete all die Jahre als Diplom-Ingenieur der Elektrotechnik und konnte, wenn überhaupt, nur nach Feierabend und am Wochenende mithelfen.
„Überwiegend wurde dieser Heimwerkermarkt in der langen Zeit nur von Frauen betrieben“, berichtet Hubert Tröndle von mittlerweile mehr als 100 weiblichen Angestellten seit Gründung des Heimwerkermarktes im Jahr 1976. Vergangenes Wochenende gab es eine Ehrung der aktuellen Jubilare. Sechs Mitarbeiterinnen seien für mehr als 20 Jahre Betriebszugehörigkeit geehrt worden, ergänzt der Sohn.
Räumungsverkauf ab dem 2. Oktober
Jetzt laufen dann aber auch die Planungen der finalen drei Wochen und ab 2. Oktober startet der Heimwerkermarkt Klein mit dem Räumungsverkauf. „Wir bieten attraktive Rabatte“, wirbt Hubert Tröndle für den Schlussspurt.
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Man merkt ihm an, dass er sich als Rentner darauf freut, das belastende Geschäft abzuwickeln und mehr Zeit mit den Enkeln verbringen zu können. Aber auch eine gehörige Portion Schwermut liegt in der Luft, weil das Lebenswerk seiner Frau bald Geschichte sein wird.