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Online-Shop „Up you“Viele bestellten bei Troisdorfer Firma, kaum jemand bekam die Ware

Lesezeit 3 Minuten
Paragrafen-Symbole sind an Türgriffen am Eingang zum Landgericht angebracht.

Hinter den Türen des Landgerichts Bonn wird ab Ende Februar gegen einen 44-Jährigen verhandelt.

Ein 44-jähriger aus Troisdorf muss sich wegen besonders schweren Betrugs vor den Richtern des Bonner Landgerichts verantworten.

Der Auftritt des Online-Shops „Up You“ machte einen seriösen und professionellen Eindruck, und auch die Bewertungen waren im Sommer 2017 noch positiv. Außerdem warb die Troisdorfer Firma mit bis zu 25 Prozent Rabatt auf die angebotenen Elektroartikel wie Smartphones, Grafikkarten oder Laptops. Doch außer einigen wenigen, zufällig ausgewählten Kunden erhielt niemand die bestellten Waren.

44-Jähriger steht ab Februar in Bonn vor Gericht

Ab Anfang Februar steht einer der mutmaßlichen Hinterleute wegen gemeinschaftlichen besonders schweren Betrugs vor den Richtern der 1. Großen Strafkammer am Bonner Landgericht. Der 44-Jährige soll zwischen dem 17. Juni und dem 27. Juli 2017 ein echtes Troisdorfer Unternehmen akquiriert und zum Fake-Shop umgewandelt haben.

Das gesamte „Geschäftsmodell“ war darauf ausgelegt, mit dem professionellen Auftritt den potenziellen Kunden das Geld aus der Tasche zu ziehen. Zunächst wurden Teile der bestellten Ware noch verschickt, damit der Shop in Online-Portalen positive Bewertungen erhielt. Schnell wurden die Lieferungen dann aber vollends eingestellt, Kunden immer wieder mit angeblichen Lieferschwierigkeiten vertröstet.

Troisdorfer mietete Ladenlokal in Hennef

Im Hintergrund stand laut Anklage eine international agierende Kriminellen-Truppe, die in Deutschland eine ganze Reihe von gefälschten Online-Shops betrieb. Dem Angeklagten soll innerhalb der Organisation die Aufgabe zugefallen sein, in Deutschland in Betracht kommende Unternehmen aufzuspüren und zu falschen Versandhäusern umzubauen.

Der Geschäftsführer des gleichnamigen Troisdorfer Unternehmens kam dem Angeklagten wohl gerade recht: Die Geschäfte verliefen schleppend, der Mann, der am 6. Juni 2019 bereits wegen seiner Beteiligung an dem Betrugsshop zu fünf Jahren und drei Monaten Haft verurteilt worden ist, litt unter akuter Geldnot.

Anfangs mochte er wohl noch den Beteuerungen des nun Angeklagten Glauben geschenkt haben, dass man auf legale Weise B- und C-Ware von großen Elektronikhändlern erwerben und günstig weiterverkaufen wolle. Auf Weisung des angeklagten 44-Jährigen mietete er in Hennef ein Ladenlokal für einen angeblich geplanten Showroom an und stellte sogar eine Sekretärin ein.

Spätestens, nachdem dem Mann, der nach wie vor offiziell Geschäftsführer des Unternehmens war, Mitte Juni eine Vorladung der Polizei ins Haus flatterte, musste ihm aber klar geworden sein, dass der Angeklagte ihn nur als Strohmann benutzt hatte. Dennoch beteiligte er sich weiter an den illegalen Machenschaften.

Bonner Staatsanwaltschaft beziffert Schaden auf 230.000 Euro

Erst Ende August brach der Handel nach einer Flut an Strafanzeigen und Beschwerden zusammen. Im Frühjahr 2018 konnte die Polizei dann vier türkischstämmige Männer verhaften, darunter auch den Geschäftsführer. Alle wurden zwischenzeitlich verurteilt, sie hatten mit gefälschten griechischen Pässen versucht, ihre Identitäten zu verschleiern.

Dem damals in Duisburg lebenden Angeklagten gelang es, sich zunächst in die Türkei abzusetzen. Am 9. August vergangenen Jahres konnte er aber verhaftet werden – seither sitzt er in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann vor, für 548 Bestellungen 230.800 Euro kassiert zu haben, ohne die Waren zu liefern.