Strittiges Projekt in TroisdorfSpicher Park gilt als Baulücke

Baulücke oder Park? Andreas Hasselmann hadert damit, wie das Grundstück in der Kiefernstraße an den Mann gebracht wird.
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Troisdorf – Nicht in jeder Kiefernstraße stehen auch tatsächlich Nadelbäume. Die Spicher Variante allerdings verdient ihren Namen. Die Straße ist von einer Vielzahl hochgewachsener Koniferen gesäumt. Es riecht intensiv nach Wald. Ja, sagt Andreas Hasselmann, der weiter hinten in der Straße wohnt, mancher fühle sich hier gar an Urlaub und die Weiten Südwestfrankreichs erinnert.
Hasselmann allerdings fällt zurzeit nur das Wort Bananenrepublik ein, wenn er an Troisdorf und an die Kiefernstraße denkt. Anlass ist die Art und Weise, wie das Grundstück an der Kreuzung mit der Hohlsteinstraße verplant und veräußert wird. „Da ist von einer Baulücke die Rede“, sagt Hasselmann nicht ohne Empörung.Aus Sicht des parteilosen Ratsherren, der früher für die Grünen aktiv war, handelt es sich jedoch um eine parkähnliche Waldfläche, in der auch Fledermäuse leben.
Der Landstreifen befindet sich im Besitz der Firma „TroPark“, einer 100-prozentigen Tochter des städtischen Unternehmens „TroiKomm“.
Damit gehöre das Land faktisch den Troisdorfern, sagt Hasselmann. Es ist jedoch schon lange kein Geheminis, dass die TroiKomm das in der sogenannten Direktorensiedlung befindliche Areal verkaufen möchte. So sollen wohl teure Projekte wie die Stadthalle gegenfinanziert werden, vermutet Hasselmann.
Fünf Häuser mit je fünf Wohnungen sollen in der attraktiven Lage entstehen. Allerdings, und das erregt Hasselmanns Zorn, hatte die Politik im Stadtentwicklungsausschuss für eine zweieinhalbgeschossige Bauweise votiert, obwohl im Rathaus eine Liste mit 87 Unterschriften von Anwohner vorlag, die maximal eine anderthalbgeschossige Variante dort sehen wollten. Es war jedoch eine andere Beobachtung, die den Diplom-Ingenieur erst so richtig auf die Palme gebracht hat: „Im Schaufenster der Kreissparkasse Spich wurden die Wohnungen bereits angeboten, bevor es überhaupt einen Beschluss des Stadtrates dazu gab.“
Wie Hasselmann am Dienstagabend im Ratssaal bekräftigte, handelt es sich dabei seiner Meinung nach um einen handfesten Skandal. Den Bürgern werde signalisiert, dass die Politik ohnehin mache, was sie wolle. Die Meinung der Opposition zähle offenbar ebenso wenig wie Einwände aus der Bürgerschaft.
Obwohl nach seinen Ausführungen ein Raunen durch den Saal ging, wies Bürgermeister Klaus-Werner Jablonski (CDU) jeden Verdacht von Falschspiel weit von sich. Hier und heute werde lediglich über einen Beschluss abgestimmt, für den es im Stadtentwicklungsausschuss bereits eine Mehrheit gegeben habe. Was die Sparkasse auf Projektbasis anbiete, könne dem Rat schnuppe sein, weil das Gremium unabhängig sei. Sollte die Entscheidung nicht wie gewünscht ausfallen, hätten das Geldinstitut und seine Kunden halt Pech gehabt.
An dieser Stelle meldete sich Politveteran Uwe Göllner (SPD) mit dem Hinweis zu Worte, dass die „Sparkasse kein Klickerverein ist, die wissen was sie tun“. Doch auch das beeindruckte Jablonski wenig. Entsprechend wurde Hasselmanns Ansinnen, den Tagesordnungspunkt abzusetzen, um damit ein politisches Signal zu senden, abgeschmettert.
Politik und Verwaltungsvertreter haben sich allerdings für die Dauer von rund 20 Minuten mit der Frage befasst, ob der Antragsteller aufgrund seiner Adresse befangen sein könnte. Um die Rechtsgültigkeit des anstehenden Beschlusses für die Realisierung des Bauvorhabens nicht zu gefährden, sind die Fraktionen nach einer zuweilen abstrusen Diskussion per Abstimmung zu dem Ergebnis gelangt, dass dies nicht der Fall ist – was freilich am Ergebnis nichts ändert: Mit den Stimmen von CDU, Grünen und fast der gesamten SPD-Fraktion wurde das Vorhaben durchgewunken.
In Richtung seiner einstigen Parteifreunde kommentierte Hasselmann dies mit dem Hinweis, dass das Versprechen der Grünen, für eine ökologische und „andere“ Art von Politik zu stehen, wohl längst in Vergessenheit geraten sei.
Hinter vorgehaltener Hand allerdings konnte sich ein Christdemokrat den Hinweis nicht verkneifen, dass es den Bewohner von Kiefern- und Hohlsteinstraße wahrscheinlich gar nicht um die Geschosshöhe der Neubauten gehe. Viel mehr graue ihnen davor, in ihrer elitären Nachbarschaft demnächst eine Klientel zu wissen, die ihrer nicht würdig sei.
Dies allerdings ist ausweislich des Verkaufsexposés der Sparkasse wohl nicht zu befürchten: Eine 110 Quadratmeter große Wohnung kommt laut Liste auf den stolzen Preis von 358 000 Euro.