„Wir können nicht alles auffangen“Tierheim in Troisdorf stößt an seine Grenzen
Troisdorf – Die Neuankömmlinge hocken in einem Karton. „Zwei Kaninchen, eines ziemlich füllig“, informiert die Überbringerin der Tiere. Ob sich demnächst Nachwuchs einstellt, bleibt abzuwarten. Erst einmal wandern die Kaninchen in die Quarantänestation des Troisdorfer Tierheims. „Haustiere, ausgesetzt in einem Karton, das ist typisch“, sagt Kerstin Weiser. Die Vorsitzende des Tierschutzvereins für den Rhein-Sieg-Kreis berichtet, dass am Morgen des gleichen Tages, an dem es noch richtig heiß wurde, in Siegburg eine Katze in einer Transportbox am Siegufer gefunden worden sei. „Die hat laut geschrien.“
Das Aussetzen von Tieren sei kein Corona-Phänomen, sagt Weiser. Das sei im gleichen Maße bereits vor der Pandemie vorgekommen. Den Klassiker, dass Leute im Sommer ihr zuvor leichtfertig angeschafftes Haustier loswerden wollen, gebe es nach wie vor. „Wir fahren in den Urlaub“, habe etwa die Begründung eines Paares gelautet, das unlängst zwei Wellensittiche im Tierheim ließ. Andere gäben vor, das für sie hinderliche Tier gefunden zu haben, verplapperten sich dann aber. „Im zweiten Satz nennen sie das Tier mit Namen, und im dritten wissen sie auch noch das Geburtsdatum“, erzählt Weiser.
„Im Hundehaus sind wir an unserer Kapazitätsgrenze angelangt“, sagt die 31-Jährige, „es kommen fast täglich Abgabeanfragen für junge Hunde.“ Bei den Katzen geht es noch, obwohl erst vor kurzem 15 Katzen aus einer ungarischen Auffangstation im Tierheim an der Siebengebirgsallee angekommen sind.
Kranke Tiere verursachen schnell hohe Kosten
Fundtiere bringen den Tierschutzverein auch in finanzielle Engpässe. „Bei einem kranken Hund sind wir ruckzuck bei Tierarztkosten von 2000 bis 3000 Euro“, sagt Weiser. Und die Fälle von Tieren in schlechter Verfassung nähmen zu – die Katze, die vermutlich in einem Kippfenster eingeklemmt war, oder das vernachlässigte Kaninchen mit viel zu langen Krallen und entzündeten Ohren sind Beispiele. Nicht zuletzt führen laut Weiser Tiervermehrer, die Tiere wie Waren handelten, sowie Qualzuchten wie etwa bei Widderkaninchen mit kaputtgezüchteten Gehörgängen oder Möpsen mit Atemproblemen zu viel Tierleid.
Zudem fühlt man sich im Tierheim von manchen Tierschutzvereinen, die Hunde aus dem Ausland vermitteln, in Stich gelassen. Hier führt Weiser die Geschichte eines Hütehundes aus Griechenland an. Der Hund war nicht an Menschen gewöhnt. Der verzweifelten Familie, die ihn aufgenommen hatte, blieb nichts anderes übrig, als ihn im Tierheim abzugeben. Unter den Vermittlern, so Weiser, gebe es schwarze Schafe, die in so einem Fall keine Verantwortung mehr übernähmen.
„Wir können nicht alles auffangen“, betont Kerstin Weiser und macht klar, dass das Tierheim zunehmend an seine Grenzen stoße. „Es kommt vor, dass Menschen hier unter Tränen erklären, dass sie sich nicht mehr um ihr Haustier kümmern können. Dafür sind wir da.“ Aber nicht dafür, Launen zu kompensieren, aus denen heraus sich manche Menschen ein Tier zulegten und bisweilen dann auch noch lamentierten, wenn sie erführen, dass Abgabegebühren zu zahlen seien. Diese sind nach Tierarten gestaffelt. Für ein Kaninchen etwa sind 25 Euro fällig, für einen gesunden geimpften und kastrierten Hund 50 Euro.
Während Kerstin Weiser von den mannigfachen Problemen erzählt, kommt wieder ein Karton an. Diesmal ist es jedoch kein Fundtier. „Das ist aus unserer Wunschzettelaktion“, sagt Weiser und grüßt den Paketboten, der eine Sachspende abliefert.