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ProzessStaatsanwaltschaft erhebt Anklage nach brutalem Raubüberfall auf Troisdorfer Spedition

Lesezeit 3 Minuten
Mehrere bewaffnete Männer haben eine Spedition in Troisdorf an der Josef-Kitz-Straße überfallen und einen Transporter mit Paketen gestohlen.

Die Polizei setzte bei der Spurensicherung nach dem Überfall auch einen 3D-Scanner ein.

Vier schwarz vermummte Personen stürmten, bewaffnet mit Pistolen und Schlagstöcken, eine Halle. Ihr Ziel: Die Bargeldtaschen der Kurierfahrer.

Es war noch stockdunkel, als ein Mitarbeiter eines Troisdorfer Logistikunternehmens in den frühen Morgenstunden des 7. Februar 2024 das Rolltor öffnete, um den ersten Kurierfahrer reinzulassen. Draußen jedoch warteten - es war Punkt 4.20 Uhr - nicht nur der Mercedes Sprinter, sondern auch vier schwarz vermummte und bewaffnete Personen, die die Halle stürmten, zwei Mitarbeiter (45 und 48 Jahre als) der Firma sowie den Kurierfahrer (43) mit Schlagstöcken, zwei Pistolen und Tritten angriffen, zu Boden brachten und mit Paketband fesselten.

Die Bonner Staatsanwaltschaft hat die vier mutmaßlich Beteiligten im Alter zwischen 15 und 31 Jahren und darüber hinaus den 38-jährigen mutmaßlichen Tippgeber, der nicht am Tatort war, wegen gemeinschaftlichen schweren Raubes sowie gefährlicher Körperverletzung angeklagt. Wie Behördensprecher Sebastian Buß auf Anfrage bestätigte, hatten die Angeklagten es auf die sogenannten „Safebags“ - Bargeldtaschen - der Kurierfahrer abgesehen.

Die vier Vermummten flüchteten in einem Sprinter vom Tatort in Troisdorf

Wiederholt forderten sie die Herausgabe der Taschen, in denen sie rund 50.000 Euro vermuteten. Als einer der gefesselten Mitarbeiter erklärte, hier gäbe es keine, wurden die drei Angestellten erneut geschlagen und getreten, einer bekam eine Pistole an den Kopf. Aber alle Brutalität und Drohungen halfen nicht.

Als die vier Vermummten nicht - wie geplant - Beute machen konnten, entrissen sie dem Kurierfahrer den Autoschlüssel und flüchteten mit dem Sprinter, in dem sich Pakete im Wert von rund 10 000 Euro befunden haben sollen. In Bornheim schließlich sollen sie das erbeutete Stückgut in einen anderen Lieferwagen umgeladen haben, in der Hoffnung - so die Anklage - den Inhalt gewinnbringend verkaufen zu können. Im Sprinter sollen sich Computer und hochwertige Armbanduhren befunden haben.

19-Jähriger tauchte nach der Tat in Troisdorf einen Monat lang unter

Einen Tag später bereits - am 8. Februar - konnte einer der Männer im gestohlenen Lieferwagen geortet und im Bonner Stadtteil Tannenbusch festgenommen werden. Bei einer Hausdurchsuchung wurden nicht nur zahlreiche Beweismittel gesichert, sondern auch die Mittäter identifiziert. Die beiden jüngsten - 15 und 16 Jahre alt – wurden eine Woche später erwischt; sie legten sofort Geständnisse ab und wurden deswegen zunächst haftverschont. Auch der mutmaßliche Tippgeber und Insider - ein 38-Jähriger, der viele Jahre für die Firma gearbeitet haben soll - konnte zwei Wochen später verhaftet werden.

Er hat bislang bestritten, die Bande mit Informationen über das Logistikunternehmen gefüttert zu haben. Dem Fünften im Bunde, einem 19-jährigen Kölner, der als einziger den Kontakt zum Tippgeber hatte, war es noch gelungen, bis zu seiner Verhaftung am 12. März 2024 einen Monat lang unterzutauchen. Bei seiner Flucht vor der Polizei wurde er von einem Diensthund gebissen und dabei leicht verletzt. Bis zur Anklageerhebung hat auch er zu den Vorwürfen geschwiegen. Über den Verbleib der Beute ist nichts bekannt.

Der Prozess vor einer Jugendkammer des Bonner Landgerichts soll im Herbst starten. Die erwachsenen Angeklagten müssen - falls sie überführt werden - mit Mindeststrafen von fünf Jahren Haft rechnen.