Im Kunsthaus an der Mülheimer Straße wird einem der ältesten Kunstmaterialien Raum gegeben. In vielfältiger Form werden Möglichkeiten ausgelotet.
Kunsthaus in TroisdorfFrank Baquet hat sieben Künstler zur ambitionierten Ausstellung „Papier“ eingeladen
Ob zerknüllt, zerknittert, gefaltet, geformt, beschrieben, ob handgeschöpft oder geklebt – Papier ist eines der ältesten Kunstmaterialien überhaupt. Im Kunsthaus Troisdorf gibt es zu dem alltäglichen und zugleich eigenwilligen Material eine Ausstellung, die Werke namhafter Künstler aus der Region zeigt.
„Papier ist geduldig und zugleich unerschöpflich“, erklärte Kulturdezernentin Tanja Gaspers in ihrer Begrüßung. Die Bonner Kunsthistorikerin Judith Graefe gab einen kulturhistorischen Überblick. So dient Papier seit Jahrhunderten als Grundelement der Kunst. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Collage von den Künstlern des Kubismus perfektioniert.
Die Möglichkeiten der Metamorphose finden sich in den gezeigten Werken
Künstler wie Hans Arp schufen Kunstwerke aus Resten oder bereits genutzten Elementen. Die Metamorphose des Kunstmaterials Papier, findet sich in den Objekten der Troisdorfer Ausstellung wieder. Lena Reifenhäuser klebt Toilettenpapierstreifen auf- und nebeneinander und setzt sie hinter Glas in einen Rahmen.
Frank Baquet setzt in der Verarbeitung seiner Objekte auf unterschiedlich starke Bearbeitung des Materials und hinzugefügtes Licht. Das fotografierte Ergebnis zeigt die symbiotische Verschmelzung von Papier und Illumination. Bei Jo Pellenz steht der Mensch als Element im Mittelpunkt, der den Raum entscheidend beeinflusst. Feinste Juwelierseide, geknickt und geglättet, zeigt facettierte Farbnuancen in abstrakten Strukturen.
KP Kremer zeigt Objekte in dreidimensionaler Form. Trotz der Verwendung von Seidenpapier muten seine Objekt fest, beinahe ledrig an. Zarte Falten drücken sich durch. Axel Höptner benutzt intensive Farben, die mit dem Material zu ausdrucksstarken Formen verschmelzen. Das Papier tritt in den Hintergrund, bleibt aber durch Risse und Knicke erkennbar.
Doris Kamlage schafft skulpturale Objekte. Geöffnete Münder symbolisieren einen langgezogenen Ton einer gleichförmigen Menschenreihe. Die Reihe „Panta Rhei“ zeigt eine endlos zusammengehörige Umgebung, bewahrt aber die Individualität der einzelnen Objekte.
John Gerard verwendet für seine Installation von 18 Collagen handgeschöpftes Papier und kann so bereits in der Entstehung das Grundelement beeinflussen. Seine ringförmigen Arbeiten wirken als Teil des Werks zusammenhängend und bieten in der Vielzahl ihrer Komposition unzählige Gestaltungs- und Interpretationsmöglichkeiten.
Setsuko Fukushima stellt in ihren Werken den direkten Bezug zur Natur her. An jedem Tag wählt sie ein Blatt aus, das sie aus Himalaya-Papier nachbildet. Begleitet werden die Objekte jeweils durch einen kurzen Text. So wird Ungreifbares greifbar gemacht: durch die doppelte Erinnerung des Blattes und der Künstlerin daran.
Die Ausstellung „Papier“ ist noch bis Sonntag, 9. Februar, im Kunsthaus Troisdorf, Mülheimer Straße 23, zu sehen, jeweils Samstag von 15 bis 18 Uhr und Sonntag von 11 bis 14 Uhr.