Aufgerufen zu dem Warnstreik hatte die IG Metall – auch die Bundesvorsitzende Christiane Benner nahm an der Kundgebung teil und sprach zu den Streikenden.
WarnstreikMehrere hundert Menschen aus der Metallbranche fordern in Troisdorf höhere Löhne
Laut schrillten die Trillerpfeifen durch die Troisdorfer Fußgängerzone, als am Donnerstag die Angehörigen der IG Metall durch die Stadt zogen. Der Warnstreik galt den Forderungen nach Lohnerhöhungen für Angestellte und Auszubildende sowie für flexiblere Arbeitszeiten.
Etwa 700 Menschen zogen mit Trillerpfeifen, Kappen, Tröten und Bannern der Gewerkschaft vom Ursulaplatz zum Platz vor dem Rathaus. Sie forderten sieben Prozent mehr Gehalt im Tarifvertrag und 170 Euro mehr für Auszubildende.
Menschen aus 16 Betrieben im Rhein-Sieg-Kreis beteiligten sich an Warnstreik in Troisdorf
Beschäftigte aus 16 Betrieben in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis beteiligten sich an dem Warnstreik. Darunter waren die Mitarbeitenden der ZF Friedrichshafen AG aus Eitorf, Walterscheid aus Lohmar, Hennecke aus Sankt Augustin und Mannstaedt sowie Reifenhäuser aus Troisdorf. Angeführt von Michael Korsmeier, Geschäftsführer der IG Metall in Bonn und dem Kreis, brachten sie ihre Forderungen zum Ausdruck.
An der Demonstration nahm auch die Bundesvorsitzende der Gewerkschaft, Christiane Benner, teil. Sie ist während dieses Arbeitskampfs viel in der Republik unterwegs und nutzte einen Termin in Bonn, um ihre Gewerkschaftsgenossinnen und -genossen in Troisdorf zu unterstützen. Mit markigen Worten peitschte sie die Menge vor dem Rathaus an.
IG Metall-Bundesvorsitzende Christiane Benner in Troisdorf dabei
„In dieser Woche streiken mehr als 400.000 Beschäftigte für ihre Forderungen – das sind so viele wie noch nie“, rief sie. Sieben Prozent mehr Lohn und 170 Euro mehr für Auszubildende seien eine faire Forderung.
„Wir brauchen etwas, um gestiegene Preise auszugleichen. Die Inflation liegt zwar wieder bei zwei Prozent, aber der Sockel ist weiterhin hoch“, sagte Benner. Mit 170 Euro für Auszubildende ziehe die Branche nach. „Viele Metall- und Elektronikunternehmen zahlen weniger, da haben uns andere Branchen längst überholt. Gerade für junge Leute um die 20, die eine Ausbildung beginnen, wäre das wichtig.“
Die Lohnerhöhung könne die Kaufkraft und damit die Wirtschaft wieder ankurbeln. „Kriege und Krisen können keine Rechtfertigung dafür sein, nicht mehr Geld zu bekommen, denn die arbeitenden Menschen können dafür nichts.“
Auch Lohnkürzungen, wie bei VW im Gespräch, seien keine Lösung. Die Arbeitgeber hätten Erhöhungen von 1,6 Prozent zum 1. Juli 2025 und 1,9 Prozent zum 1. Juli des Folgejahres angeboten, mit einer Laufzeit von 27 Monaten. „Viel zu wenig, viel zu lang“, teilte Benner den Demonstrierenden mit.
Forderungen nicht nur an Arbeitgeber, sondern auch an die Politik
Zahlreiche Beschäftigte seien in Kurzarbeit, weswegen Benner auch Forderungen an die Politik richtete: „Wir haben viele energieintensive Betriebe. Die hohen Gas- und Strompreise fallen ihnen jetzt auf die Füße, sie müssen zu hohen Kosten produzieren. Es braucht Klarheit von der Politik, dass sie zum Produktionsstandort Deutschland steht“, unterstrich Benner.
Auch die 2018 erkämpfte Flexibilität bei der Arbeitszeit sei wieder auf der Tagesordnung. Damals erreichte die Gewerkschaft, dass ihre Beschäftigten Geld in Freizeit umwandeln dürfen, um Angehörige zu pflegen oder Zeit mit der Familie zu verbringen. „Dieses Modell muss weiter ausgebaut werden“, so die Gewerkschaftsvorsitzende.
Auch Angehörige der Reifenhäuser-Gruppe beteiligten sich an der Kundgebung. „Unsere Forderungen wären moderate Lohnerhöhungen, die sich positiv auf das Betriebsklima auswirken würden – alle unsere Betriebe sind in Kurzarbeit“, sagte Wolfgang Schmitz, Betriebsratsvorsitzender für den gesamten Konzern. 80 Prozent der Kunden stammten aus Russland, der Ukraine und dem Nahen Osten, wo gerade Krieg herrscht. „Die Kunststoffproduktion könnte in Billigländer abwandern“, warnte er.
Kriege und Krisen gebe es alle paar Jahre, deswegen dürfe aber nicht der Lohn gekürzt werden. „Ich sehe es positiv, dass so viele heute für ihre Rechte einstehen. Natürlich weiß ich, wie es läuft: Am Ende bekommen wir wahrscheinlich die Hälfte“, sagte Schmitz und richtete eine Forderung an die Verantwortlichen in den Betrieben: „Setzt euch wie erwachsene Menschen an den Tisch und bringt ein Ergebnis zustande, das für beide Seiten tragbar der Situation entspricht.“