Die Diakonie fürchtet um die Finanzierung des Suchthilfe-Kontaktladens Café Koko in Troisdorf. Ein Vertragsabschluss mit dem Kreis steht weiter aus.
Sorge ums Café Koko„Wenn es den Laden nicht geben würde, wären mehr Menschen früher tot“
Fast täglich kommt Freddy, der eigentlich anders heißt, ins Café Koko an der Troisdorfer Poststraße. Im Kontaktladen der Diakonie Suchthilfe kann er sich waschen – „ich bin ein sauberer Asi“ –, hier bekommt er saubere Spritzen für den Konsum von Drogen. Auch Frühstück und beinahe täglich auch eine warme Mahlzeit kann das Team anbieten. Der obdachlose Freddy hat zudem einen Spind für die wenigen Habseligkeiten, die ihm nach Jahrzehnten der Sucht geblieben sind.
Für die Troisdorfer Einrichtung gibt es noch keine Vereinbarung mit dem Kreis für 2025
Doch jetzt, so Diakonie-Geschäftsführer Patrick Ehmann, steht das Café Koko vor „großen Herausforderungen.“ Auch Anfang November gebe es noch keinen Vertragsabschluss mit dem Rhein-Sieg-Kreis, der das Café zu 100 Prozent finanziert. Zudem gebe es Pläne, die im Falle ihrer Umsetzung eine schlechtere Qualität und Planbarkeit bedeuteten, zugleich aber mehr Bürokratie.
Bislang habe die Diakonie mit dem Rhein-Sieg-Kreis eine Leistungsvereinbarung geschlossen, das Angebot und das benötigte Personal festgelegt. Auch die notwendige Qualifikation für die jeweilige Stelle ist Teil der Vereinbarungen. Nun aber, so Ehmann bei einem Pressegespräch, gebe es „Vorstellungen“, die Personalkosten am Ende eines jeden Jahres „spitz“ abzurechnen.
Träger wollen die Leistungen in Troisdorf aufrechterhalten
Das werde nicht ohne Folgen für die sogenannten Allgemeinkosten bleiben, den finanziellen Aufwand für Leitung, Buchhaltung und Sekretariat. Da die eigentlichen Fachleistungsstunden je nach Qualifikation und Berufsjahren schwanken, schwankt entsprechend auch der – auf einen bestimmten Prozentsatz fixierten Anteil – für die Allgemeinkosten.
Das Argument, dass ja nicht an den Fachstellen gekürzt werde, lässt Ehmann nicht gelten. Irgendjemand müsse diese Aufgaben ja erfüllen – und diese Stunden fehlten dann in der Betreuung der Klientinnen und Klienten. „Wir planen dennoch, die Leitung aufrecht zu erhalten“, versicherte Ehmann am Mittwoch. Der aber auch „eine schleichende Verschlechterung“ für die Rat und Hilfe Suchenden befürchtet.
An der Notwendigkeit der Arbeit lassen die Schilderungen von Freddy keinen Zweifel. „Wenn es den Laden nicht geben würde, wären noch mehr Menschen früher tot“, sagt der 57-Jährige. „Die Straße, das ist 'ne Hölle“, das könne man nur im Drogenrausch oder betrunken ertragen. Eine Wohnung, die Chance, eine Tür abzuschließen, könne ihm wohl helfen, sagt der Mann, der sich vom Staat im Stich gelassen fühlt.
Hoffnung, noch einmal clean zu werden, habe er nicht; Frau und Kinder hat er verloren. Ein paar Jahre wolle er aber schon noch leben. Mehrfach war er in Haft, „der Knast rettet mir immer das Leben“.
Als „Einrichtung der Überlebenshilfe“ verstehe sich auch das Café Koko, erklärte Sozialarbeiter Philip Salgert. Neben einer Grundversorgung mit Essen, der Möglichkeit, Wäsche und sich selbst zu waschen sowie einer Kleiderkammer spielt die Gesundheitsfürsorge eine große Rolle: Unter anderem erhalten die Süchtigen hier sterile Nadeln, im Konsumraum steht Krankenpflegepersonal für Notfälle bereit.
Und die könnten zunehmen, fürchtet Philipp Salgert. Das synthetische Fentanyl sei als Streckmittel für Heroin auf dem Vormarsch, seit die Taliban den Opium-Anbau in Afghanistan gestoppt haben. „Die Gefahr einer Überdosierung steigt deutlich“, so Salgert.
Verbreitung der „Zombiedroge“ Fentanyl nimmt auch im Rhein-Sieg-Kreis zu
„Jeder kann kommen, es gibt keine Voraussetzungen“, betont Michaela Teigelmeister, Fachbereichsleiterin der Diakonie-Suchthilfe. Um hier Hilfe zu finden, sei keine Abstinenz nötig. Und so schaffe man Nähe zu den Gästen des Cafés, erfahre früher, „wenn etwas ganz schlecht läuft.“ Auch die zunehmende Verbreitung von Fentanyl nehmen die Beratungspersonen so wahr.
Eine Schwemme der auch als „Zombiedroge“ bezeichneten Substanz erwartet Freddy, die „Steine“ genannten Crack-Portionen würden immer schlechter. Eigentlich, so noch einmal Patrick Ehmann, wäre es an der Zeit, das Personal aufzustocken. „Wir wollen und müssen unsere Angebote aufrechterhalten“, andererseits „wird das immer schwerer gemacht.“