Von der Wohnzimmer-Couch aus dealte ein 56-jähriger Troisdorfer mit Drogen. Weil der Angeklagte seine Geschäfte unbeeindruckt von einer ersten Hausdurchsuchung fortführte, muss er nun eine Haftstrafe absitzen.
Heroin, Kokain und WaffenIm Wohnzimmer mit Drogen gedealt – Haftstrafe für Troisdorfer
Als die Kripo am 16. März 2022 an der Haustür klingelte, kam sie dem Bewohner denkbar ungelegen. Der 56-jährige Troisdorfer, der von seiner Couch aus einen schwunghaften Drogenhandel betrieb, hatte just einen seiner Abnehmer zu Gast. In Windeseile versuchten die beiden, alles Verräterische verschwinden zu lassen.
Aber die Fahnder ließen ihnen kaum Zeit, sondern bahnten sich zielstrebig den Weg in die Wohnung. So entdeckten sie noch rechtzeitig, wie Drogenpäckchen in der Toilette mit einem kräftigen Spülgang entsorgt werden sollten, und fischten sie wieder heraus.
Fahnder fanden fast ein Pfund harter Drogen
Insgesamt wurden 405 Gramm Heroin und 78 Gramm Kokain beschlagnahmt. Aber nicht nur das. Unter dem Couchtisch sicherten sie 13.080 Euro in bar und hinter einem Couchwürfel einen Waffenkoffer, darin ein Luftgewehr, eine Schreckschuss-Waffe sowie Platzpatronen.
Drogenhandel mit Waffen – bei diesem Vorwurf gibt es strafrechtlich kaum noch ein Pardon. Das Bonner Landgericht verurteilte den gelernten Heizungsbauer zu fünf Jahren und zehn Monaten Haft. Darüber hinaus wurde ein Drogenentzug angeordnet, da der Angeklagte seit vielen Jahren heroinabhängig ist.
Unbeeindruckt von erster Festnahme und neun Vorstrafen
Zwar hatte der reuige Familienvater alles gestanden, aber sich auch von der ersten Hausdurchsuchung ungerührt gezeigt. Nach der Festnahme kam er – trotz neun Vorstrafen – überraschend wieder auf freien Fuß. Der 56-Jährige machte nahtlos mit seinem Geschäft weiter, und zweieinhalb Monate später klingelten die Ermittler, nach einem erneuten anonymen Hinweis, ein zweites Mal bei ihm.
Zwar war die Ausbeute mit sechs Gramm Kokain und drei Gramm Heroin bei diesem Besuch deutlich geringer, aber immer noch genug für eine Anklage. Seitdem sitzt der Mann hinter Gittern.
Dabei hatte er zunächst ein solides Leben geführt. Aber nach dem Kauf eines Grundstücks 1993, für das er einen hohen Kredit aufnehmen musste, und der Geburt der Tochter drei Jahre später sei er überfordert gewesen, hieß es im Urteil. Auch habe er wegen zweier Wirbelbrüche seinem erlernten Beruf nicht mehr nachgehen können.
Nach dem Rückfall wird die Wohnzimmer-Couch zum kriminellen Arbeitsplatz
So jobbte er, was er konnte: als Koch, Kellner, Frisör oder auch als Gabelstapelfahrer. Er inhalierte Heroin und rutschte in die Kriminalität ab. 1997 kam er zum ersten Mal ins Gefängnis, und 2008 wurde er zuletzt aus der Haft entlassen. Zwölf Jahre lang lebte er straf- und suchtfrei – bis zum großen Rückfall, nach der Trennung 2019 von der Ehefrau und der letzten Kündigung. Daraufhin machte er, um die Sucht zu finanzieren, seine Wohnzimmer-Couch zum kriminellen Arbeitsplatz.
Ein Angebot jedoch unterbreitete ihm die 3. Große Strafkammer am Ende des Urteils: Wenn er innerhalb von zwei Jahren einen erfolgreichen Entzug schafft, kann er nach Verbüßung der halben Strafe wieder auf freien Fuß. Die Tochter im Zuschauerraum jubelte.