Das Hebammenhaus Rhein-Sieg soll dem fortschreitenden Mangel an Kreißsälen entgegenwirken. Zum Jahresbeginn 2025 sollen hier Entbindungen stattfinden.
Aktueller StandHebammenhaus in Troisdorf hat schon die ersten Entbindungstermine vergeben
Bis in den März 2025 hinein sind schon Entbindungstermine vergeben, spätestens mit dem Jahresbeginn soll das Hebammenhaus Rhein-Sieg in Troisdorf eröffnet werden. Ein Herzensprojekt für die fünf beteiligten Hebammen, aber auch eine geradezu zwingende Notwendigkeit, wie bei einem Besuch klarwurde.
Für 600.000 Menschen gibt es Kreißsäle nur noch in Troisdorf
Denn nach den zahlreichen Kreißsaalschließungen gebe es für den gesamten Rhein-Sieg-Kreis mit 600.000 Menschen nur noch in Sieglar und Troisdorf die Chance zur klinischen Entbildung, sagte Karin Streu. Seit 38 Jahren ist sie Hebamme, schon 2004 eröffnete sie an der Troisdorfer Schloßstraße ihre eigene Praxis „Menschenskinder.“
Seit 2019 arbeiten die Hebammen an der Umsetzung ihrer Pläne, vor zwei Jahren boten ihnen die Verantwortlichen der GFO-Kliniken Troisdorf die Räume der ehemaligen Pathologie im Altbau von St. Josef in der Innenstadt an. Die wurden frei, konnten anderweitig nicht genutzt werden und wurden nun langfristig angemieter. „Wir haben hier ganz gute Konditionen“, sagte Hebamme Sylvia Schneider. Ohnehin fühlten sie sich in dem Altbau wohler als zwischen Glas und Stahl.
Viele Kommunen im Rhein-Sieg-Kreis fielen wegen Bestimmungen aus
Auch anderswo hatten die Frauen ihre Fühler ausgestreckt, doch nicht jede Kommune kam in Frage: Für ambulante Geburten muss wegen möglicher Komplikationen die nächste gynäkologische Fachstation innerhalb von 20 Minuten erreichbar sein.
Mit 50.000 Euro unterstützt die Stadt Troisdorf das Vorhaben, das aber nicht nur werden Müttern aus der Stadt vorbehalten ist. Damit stemmten sie derzeit den 1. Bauabschnitt, erklärte die Vereinsgeschöftsführerin Sylvia Nogens. Dabei sei das Hebammenhaus keineswegs den Frauen aus der größten Stadt des Kreises vorbehalten. Gerade Frauen aus den „Randkommunen“, wo es in der Nähe keine Kreißsäle mehr gebe, könnten davon profitieren, sagte Sylvia Schneider.Es wäre schön, wenn auch andere Bürgermeister das unterstützten.
Ab der 36. Schwangerschaftswoche und zwei Wochen nach der Entbindung „sind die Eltern bei uns richtig“, berichtete Katrin Streu. Für eine Bereitschaftsdienstpauschale rund um die Uhr bezahlen sie dann 600 bis 800 Euro; den laufenden Betrieb rechnen die Hebammen mit den den gesetzlichen Krankenkassen ab. „Wir wollen keine elitäre Geburtshilfe anbieten“, versichert Geschäftsführerin Sylvia Nogens. Sie hoffe auf regelmäßige Zuwendungen, um Frauen aus finanziell schlechteren Verhältnissen ebenfalls unterstützen zu können.
360 Quadratmeter wird das Hebammenhaus haben, es wird zwei Geburtsräume geben, wovon einer sogar über eine Geburtswanne verfügen wird. Über eine Crowdfunding-Aktion der VR-Bank kamen für diese Wanne nicht nur die benötigten 8000 Euro zusammen, sondern stolze 22.000 Euro.
„Das ging durch die Decke“, erinnerte sich einem Besuch am Donnerstag Holger Hürten, der Vorstandsvorsitzende der VR-Bank Bonn/Rhein-Sieg. Gemeinsam mit Siegburgs Bürgermeister Stefan Rosemann überreichte er einen Scheck über 5000 Euro der gemeinsamen Johann-Sebastian-Stiftung, eine weitere Spende von 10.000 Euro aus der eigenen VR-Bank-Stiftung hatte Marketing-Chefin Andrea Schrahe im Gepäck.
Meisterteam Bonn arbeitet auf der Baustelle in Troisdorf
Auf der Baustelle der Geburtsräume braucht es im Moment noch einiges an Fantasie, um sich das fertige Ambiente vorzustellen; das gilt auch für die geplanten Kursräume: Hier soll es Kurse für werdende Eltern ebenso geben wie Qualifikationsangebote für werdende Hebammen, die während ihrer inzwischen als Studium angebotenen Ausbildung auch die Entbindung außerhalb eines Krankenhauses kennenlernen wollen.
Fertig ist hingegen schon ein Zimmer, in dem sich die Familien nach der Entbindung erst einmal zurückziehen und etwas ausruhen können, bevor sie nach Hause gehen. In den kommenden Wochen werde das Projekt einen großen Sprung nach vorne machen, kündigten die Hebammen an: Das „Meisterteam Bonn“, ein Zusammenschluss von über 20 Betrieben verschiedener Gewerke habe Arbeitszeit gespendet; an benötigtes Material kommen die Frauen zum Teil auch zum Einkaufspreis.