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Troisdorfer KlinikärzteIntensivmediziner sehen Corona-Ausnahmezustand ohne Ende

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An der Schmerzgrenze sehen Christian Vorlaender (links) und Guido Schick die Intensivstation.

Troisdorf – Von vorweihnachtlicher Ruhe ist auf der Intensivstation des GFO-Krankenhauses St. Josef wenig zu spüren. Im Gegenteil. „Es füllt sich“, sagt Christian Vorlaender, Oberarzt der Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin.

14 Betten hat insgesamt die Station in der ersten Etage des Krankenhauses, sieben Betten sind als Infektionsstation für Covid-Patienten ausgewiesen, sechs sind am Tag des Besuchs belegt.

Drei sind ungeimpft

Sind es Ungeimpfte oder hat das Virus die Immunisierung durchbrochen? „Drei sind ungeimpft“, berichtet Christian Vorlaender, bei zwei weiteren Erkrankten lag die Impfung zu weit zurück, in einem sechsten Fall kam die zweite Impfung im Oktober wohl zu spät.

„Die Impfung ist keine Garantie“, betont der Arzt. Unter Patienten wie Mitarbeitenden habe er Impfdurchbrüche gesehen. Geimpfte Personen hätten aber „sicherlich einen milderen Verlauf“. Und, so unterstreicht Dr. Guido Schick, Leitender Oberarzt der Abteilung: „Es ist das Einzige, was wir haben.“

Auch auf Intensivstation noch keine Einsicht

Doch nicht einmal auf der Intensivstation wolle das jeder Kranke einsehen. „Wir haben auch Patienten gehabt, die kurz vor der invasiven Beatmung nicht geglaubt haben, dass es ihnen wegen der Covid-Pneumonie so schlecht geht.“

Waren während der ersten Phase der Pandemie nur acht Patienten auf der Intensivstation behandelt worden, so waren es in der zweiten Welle bereits 33. Seit die vierte Welle rollt, hat das Personal auf der Station bis heute schon 30 Covid-Kranke intensivmedizinisch betreut. „Und ein Ende ist nicht absehbar“, sagt Christian Vorlaender.

Jünger sind die Patienten geworden, die hier teilweise um ihr Leben ringen und den Kampf nicht immer gewinnen. Der „typische Patient“ zu Anfang der Pandemie war älter als 80 Jahre und litt an Vorerkrankungen. Ob der Wandel am Virus oder am höheren Grad der Durchimpfung alter Menschen liegt, vermöge er aber nicht zu sagen, betont Vorlaender. Schick erinnert sich: „Wir hatten auch früher schon jüngere Patienten, die auf Intensiv kamen und desaströse Verläufe hatten.“

Im Gespräch ist Omikron schon angekommen

Das Tückische sei, dass viele Patienten ihre Luftnot nicht selbst wahrnähmen, sagt Schick. „Mir geht’s gut“, erklärten sie den Ärzten, während ihre Blutgaswerte katastrophal seien. „Der sonst gesunde Mensch kann viel kompensieren“, erklärt er dieses Phänomen.

Gerade junge Menschen „laufen wie ein Lithium-Ionen-Akku bis zum Schluss und kippen dann schnell“. Noch sind in Troisdorf keine Infektionen mit der Omikron-Variante bekannt geworden, in den Gesprächen auf der Station indes ist die Mutante längst angekommen. Und trifft auf eine Klinik, die bereits ausgelastet ist.

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„Am Anfang der Pandemie haben wir alles getan, um möglichst viele Menschen aufnehmen zu können“, sagt Schick. Nun laufe aber der Normalbetrieb weiter. War anfangs Material wie Schutzkleidung knapp, so ist man heute weit besser ausgestattet.

Und doch werde ein erneutes Aufstocken der Betten für Covid-Patienten die Versorgungsqualität reduzieren. „Das Krankenhausbett mit dem Standard, wie wir ihn kennen, ist gefährdet“, sagt Schick.

„Jeder wird versorgt – auch ohne Impfausweis“

„Eigentlich haben alle den Kaffee auf“, beschreibt Vorlaender „ein bisschen überspitzt“, wie er zugibt, die Empfindungen des medizinischen Personals angesichts der nicht enden wollenden Ausnahmesituation. Das Team der Covid-Abteilung, das sich möglichst nicht mit anderen Pflegenden mischen soll, trägt „volle Montur“ und damit unter anderem eine FFP3-Maske mit einem noch weiter erhöhten Atemwiderstand. „Das schafft man nicht acht Stunden“, weiß Vorlaender.

Genervt seien die Kollegen und Kolleginnen bisweilen angesichts fehlender Disziplin in der Bevölkerung beim Impfen und der Zahl von Kontakten. „Es wird aber jeder vernünftig versorgt“, betont Christian Vorlaender, „nicht nur mit Impfausweis.“

„Natürlich kommt man an seine Grenzen“

Spuren hat der lange zehrende Einsatz auf der Intensivstation dennoch auch im Team hinterlassen. Nach dem Ruck der ersten und zweiten Welle – „wir schaffen das“ –, nehmen die beiden Ärzte nun eine gewisse Frustration wahr: „Natürlich kommt man an seine Grenzen“, räumt Schick ein; immer schwerer falle es, den Ausfall von Kolleginnen oder Kollegen aufzufangen, tatsächlich haben auch Pflegende dem Beruf adieu gesagt.

Wenig zuversichtlich sind die beiden Mediziner beim Blick auf die kommenden Wochen: Während die Inzidenz sinke, steige die Sterblichkeit. Die Patienten, die jetzt ankämen, hätten sich vor etwa 14 Tagen infiziert. Die Medizin hinke hinterher. Noch bis in die vergangene Woche hinein kannte auch die Inzidenz nur eine Richtung – nach oben.

Niemand kann sagen, „davon habe ich nichts gewusst“

Und wenn sie einen Wunsch frei hätten? Dass die Menschen „die Empfehlungen ernst nehmen, damit das System funktioniert“, antwortet Schick. Und Vorlaender sagt: „Das tut uns ja allen weh, wir vermissen das Leben, wie es vorher war.“ Aber: „Wenn man mehr Disziplin hätte beim Impfen und mit den Kontakten, hätten wir diese Welle nicht“. Es könne schließlich niemand sagen: „Davon habe ich nichts gewusst.“