Jahr um Jahr reist Parastou Forouhar in den Iran und erinnert an die Ermordung ihrer Eltern. Das Erlebnis beeinflusst ihre Arbeit bis heute.
Brutalität und SchönheitIranische Künstlerin Parastou Forouhar zeigt Werke in Troisdorf
„Woman, Life, Freedom“ ist der Slogan, unter dem seit Monaten Männer und Frauen im Iran gegen die allgegenwärtige staatliche Unterdrückung auf die Straße gehen. Diese drei Worte sind auch das Motto der Ausstellung, in der das Kunsthaus Troisdorf von Sonntag an aktuelle Arbeiten von sieben iranischen Künstlerinnen zeigt.
Die bekannteste von ihnen dürfte die 1962 in Teheran geborene Parastou Forouhar sein. Die Kunststudentin kam 1991 nach Deutschland, um der Zensur und dem Druck in ihrem Heimatland zu entgehen. 1998 wurden ihre Eltern – beide in der Oppositionsbewegung aktiv –in Teheran überfallen und ermordet; ein Ereignis, das bis heute die Arbeit der Kunstprofessorin maßgeblich beeinflusst.
Parastou Forouhar zeigt Kunstwerke zwischen Brutalität und Schönheit
Seitdem kehrte sie jedes Jahr zum Todestag in ihr Elternhaus zurück, oftmals unter schwierigsten Bedingungen, um an das Verbrechen zu erinnern. „Das ist Teil meiner Biografie geworden“, sagte sie dieser Zeitung: „Als Künstlerin und Mensch will man auf der richtigen Seite stehen.“
Das prägt Forouhars Blick auf die aktuelle Situation in ihrem Geburtsland. In ihren vermeintlich schlichten, aber dabei hintergründigen Arbeiten fordert sie die Betrachtenden auf, genau hinzusehen: „Mir geht es darum, die ganze Brutalität eines Regimes zu präsentieren, das nichts anderes zulässt als die eigene Ideologie; gleichzeitig will ich aber auch all die Kraft und die Schönheit zeigen, die in dem Widerstand steckt. Diese Ambivalenz müssen die Betrachter meiner Werke aushalten.“ Es gehe ihr darum, „der Erinnerung an das Menschliche Raum zu geben“.
Iranerin schmerzt das nachlassende Interesse an Protesten in der Heimat
Als Exilantin schmerze es sie, dass in Deutschland das Interesse an den Aufstand im Iran mit seinen Toten, Verletzten und den unzähligen Verhafteten derzeit nachlasse: „Deshalb ist die Ausstellung in Troisdorf so wichtig. Sie zeigt nicht nur die Situation im Iran, sondern wie wir Künstlerinnen damit umgehen.“
Ein Beispiel dafür sind die meist großformatigen Zeichnungen der Künstlerin Asal Khosravi. Hier tauschen sich lebensgroße Figuren über ihre Hände aus und entziehen sich dabei einer eindeutigen Entschlüsselung, was man als Auseinandersetzung mit Flucht und Migration lesen kann.
Außer Asal Khosravi und Parastou Forouhar sind auch Werke von Zarah Hassanabadi, Nazanin Noroozi, Shabnam Parvaresh, Jinoos Taghizadeh sowie Homa Emami in der Ausstellung vertreten, bei der Emani für die Eröffnung am Sonntag (11 Uhr) eine Performance vorbereitet hat.