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Seit zwei WochenKatzenhaus im Troisdorfer Tierheim wegen Virus geschlossen – Immer mehr Babys

Lesezeit 3 Minuten
Ein Katzenjunges mit silbergrauem Fell.

Immer wieder werden Katzenbabys mit und ohne Mutter vor dem Tierheim in Troisdorf ausgesetzt.

„Viel zu viele“ Tiere leben dort, beklagen die Tierschützer. Darunter sind viele Katzenbabys ohne ihre Mamas.

„Unser Katzenhaus ist bis auf weiteres geschlossen!“ teilt das Team des Troisdorfer Tierheims den Besuchern der Internetseite mit. Weder Besucher, Interessenten noch „Katzenstreichler“ dürfen hinein. Und das seit dem 12. Juli.

Immer wieder müssen Troisdorfer Tierschützer Katzenbabys retten

Ein Virus sei für die zeitweilige Schließung verantwortlich, sagte Helga Berben, die Vorsitzende des Vereins Tierschutz für den Rhein-Sieg-Kreis, der Träger des Tierheims ist. „Wir haben zur Zeit immer wieder einmal Kitten, die ohne Mutter irgendwo gefunden wurden“, berichtet Berben. In einem Fall waren es acht Katzenbabys.

Eine Frau mit rötlichen Haaren steht neben einem roten Kunststoffcontainer. Sie trägt einen Wintermantel.

Helga Berben, Vorsitzende des Tierschutzvereines.

Und die brachten das Virus ins Tierheim, das Durchfall auslöst. „Händeringend“ warte das Team nun auf Teststreifen, um den Kot der Tiere auf eine Infektion hin untersuchen zu können, so die Vorsitzende. Zweimal schon sei das falsche geliefert worden – und so müsse das Katzenhaus vorerst geschlossen bleiben.

„Viel zu viele“ Vierbeiner leben im Katzenhaus Troisdorf

„Viel zu viele“ Tiere lebten dort, gab sie weiter Auskunft zum status quo im Katzenhaus. „Bestimmt 70“ Katzen seien es aktuell, „wenn nicht noch mehr.“ Eine sogenannte Fundkatze sei darunter, aufgefunden an einer Autobahnauffahrt. „Viel schlimmer sind die Mamas mit Kitten oder die Kitten ohne Mamas“, beklagt die Vereinsvorsitzende Berben.

Dabei gebe es im Rhein-Sieg-Kreis eine Katzenschutzverordnung, die von den Haltern verlangt, „Freigänger“ – Tiere also, die die Wohnung verlassen dürfen – kastrieren oder sterilisieren zu lassen. Wenn solche Katzen oder Kater als Fundtiere wieder bei den Besitzern landeten, redeten die sich gerne: „Das sind reine Wohnungskatzen“, hören die Tierschützer dann.

In Bonn ist die Situation nicht besser als in Troisdorf

Mit der großen Zahl an Katzenbabys steht das Troisdorfer Tierheim nicht allein, wie Helga Berben berichtet – im Gegenteil: „Es ist in diesem Jahr in allen Tierheimen so“. Und das auch früher als in anderen Jahren. „Normalerweise“ sei der Katzennachwuchs ab Mai im Tierheim aufgetaucht. In diesem Jahr kamen die ersten Babys in Troisdorf im April an „und in Bonn schon im März“.

Derzeit nehme das Troisdorfer Tierheim nur noch Fundtiere auf, keine Abgabetiere. Die Situation bei den Hunden ist laut Berben ähnlich. Immer noch eine Folge der Coronapandemie? Wohl eher nicht: Coronahunde müssten ja, wenn sie als Welpen angeschafft wurden, zwei oder zweieinhalb Jahre alt sein, antwortet Helga Berben.

Für die Abgabe von Hunden sieht Troisdorfer Vereinsvorsitzende eine breite Palette von Gründen

Es gebe vielmehr „eine breite Palette der Gründe“, hat sie beobachtet. So würden ältere Hunde nach „Beißvorfällen“ abgegeben. Auch könnten viele Halterinnen und Halter die Tierarztrechnungen nicht mehr bezahlen. Das gelte aber ebenso auch für jüngere Tiere.

Schließlich stellten auch immer wieder Hundehalter fest, dass sie dem Vierbeiner auch zeitlich nicht mehr gerecht werden könnten. Dabei, so Helga Berben, könne man das ja schon bei der Anschaffung eines Tieres wissen.

Der Tierschutz Siebengebirge steht vor ähnlichen Herausforderungen. Es seien zwar noch keine wegen der Ferien ausgesetzten Tiere aufgenommen worden, gibt Anja Firmenich Auskunft. Aber: „Wir haben Rekordzahlen an Abgabetieren“, und das sowohl bei Hunden wie bei den Katzen, unabhängig von der Urlaubszeit.

Schon im Jahresbericht für 2023, vorgestellt auf der Jahreshauptversammlung Ende Juni, ist von Rekordzahlen die Rede: 1058 Tiere wurden aufgenommen und betreut; davon konnten 544 Tiere erfolgreich vermittelt werden.