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„Großes Gefahrenpotenzial“Naturfreunde entsetzt über Pläne für neue Munitionsfabrik in Troisdorf

Lesezeit 3 Minuten
Stacheldraht schützt das Gelände an der Wahner Heide auf dem Sprengstoff produziert wird.

Stacheldraht schützt das Gelände an der Wahner Heide auf dem Sprengstoff produziert wird.

Die Umgebung der Fläche für die geplante Munitionsfabrik am Troisdorfer Zentrum ist dicht besiedelt. Es gibt noch weitere Sorgen.

Mit „blankem Entsetzen“ haben die Mitglieder der Bürgerinitiative Naturfreunde Troisdorf von den Plänen der Firma Diehl Defence erfahren, dass am „technisch falschen Standort in direkter Citylage eine gefährliche Munitionsfabrik“ entstehen soll.

„Die Stadt Troisdorf mit dem Ortsteil Spich hat über Jahrzehnte den technischen Umbau weg vom Rüstungsstandort vollzogen und arbeitet weiter daran. Ist es nicht viel sinnvoller, einen geeigneteren Standort zu suchen?“, so Gerd Bücher aus dem Vorstand der Initiative in einem Gespräch mit der Redaktion am 25. Oktober 2023.

Gebiet bei geplanter Munitionsfabrik in Troisdorf ist dicht besiedelt

Es gehe dabei um viele Themen, die miteinander verzahnt seien. Teile der ehemaligen Produktionsstätten der Zündhütchenfabrik „Züfa“ beziehungsweise der Dynamit Nobel AG „gelten immer noch als extrem verseucht“, so Bücher. Diese Areale grenzten unmittelbar an den Spicher Wald als Landschaftsschutzgebiet.

Auf der anderen Seite des Mauspfads beginne die Wahner Heide, die im Rahmen der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie in den Natura 2000 Katalog aufgenommen wurde und zudem als Vogelschutzgebiet anerkannt ist.

Ein Schild warnt Wanderer vor Sprengungen an der Wahner Heide.

Ein Schild warnt Wanderer vor Sprengungen an der Wahner Heide.

Die Initiative verstehe, dass Deutschland gerade in den heutigen Zeiten Rüstungsbetriebe brauche, aber doch nicht „an diesem Standort in Citylage“. Der Naturfreund weist darauf hin, dass die Grundsteinlegung der Rheinisch-Westfälischen Sprengstoffgesellschaft (RWS) im Jahr 1887 „quasi auf der grünen Wiese“ zwischen Frankfurter Straße, heute B8, und dem Mauspfad stattfand. Troisdorf sei damals ein 1300-Seelen-Ort mit Eisenbahnanschluss gewesen. Das Areal sei aber heute dicht besiedelt und berge durch eine neue Munitionsfabrik ein „großes Gefahrenpotenzial“.

In unmittelbarer Nachbarschaft hätten sich Sportplätze der hiesigen Sportvereine wie Tennis-, Hockey- und Fußball angesiedelt, daran schmiege sich umarmende Randbebauung von Privathaushalten und Stadtinfrastrukturobjekten wie Kindergarten, Altenheim, Stadtverwaltung, Rathaus und Stadthalle mit großem Parkhaus enganliegend an. Zusätzlich komme zukünftig ein Büro- und Wohngebäudekomplex auf einem Teilgebiet des ehemaligen Orica-Geländes als direkter Nachbar hinzu, welches sich gerade in der Planungsphase befinde.

Auf dem Gelände in Troisdorf wurden schon viele Arbeitsplätze geschaffen

Die Naturfreunde sehen weitere Aspekte kritisch. Große Teile des ehemaligen DN-Geländes seien nach Verkauf des DN-Konzerns und dessen Hüls-Nachfolger schon durch die Entwicklungsgesellschaft TroPark wieder in eine „Nutzung ohne Produktion von Munition transformiert“, so Büscher. Diese dort jetzt ansässigen Unternehmen in unmittelbarer Nachbarschaft generierten erfolgreich Arbeitsplätze. Aus kommunaler Ebene schreie aber die Verkehrssituation aufgrund dessen jetzt schon nach Entlastung. Eine Munitionsfabrik in größerem Rahmen bringe zusätzliche Warenströme ins Zentrum, dadurch steige die Verkehrsbelastung.

Eine weitere Frage drehe sich um die Genehmigung dort Munition und Sprengstoff zu produzieren, weshalb Diehl Defence das Areal kaufen möchte. Diese Genehmigung von „anno tobak“ sei doch bestimmt nicht für immer als Freibrief zu sehen, meint Büscher. Diehl Defence hat sich bis jetzt nicht auf die Anfrage der Redaktion in der vorigen Woche zu diesem Thema geäußert.