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FerienworkshopSo lernen Schüler Spielentwicklung in Troisdorfer „Gaming School“

Lesezeit 3 Minuten
Fünf Jungen im Alter von 13 bis 15 Jahren sitzen vor aufgeklappten Laptops an einem Tisch und schauen konzentriert. Neben ihnen liegen Notizblöcke. Im Hintergrund sieht man weitere Jugendliche und einen großen Bildschirm, außerdem die Bücherregale der Bibliothek. "Lerncenter" steht in schwarzen Lettern an der Wand.

Jugendliche lernen im Rahmen des Ferienworkshops „Gaming School“ Grundlagen der Spielentwicklung in der Troisdorfer Stadtbibliothek.

Die Organisatoren möchten Möglichkeiten zur frühen Berufsorientierung in MINT-Bereichen schaffen.

„Wer von euch braucht die Funktion Loosebox? Wer braucht Checkpoint?“ Fachfremde verstehen am vierten Tag des Ferienworkshops „Gaming School“ eher wenig. Ganz im Gegenteil zu den 14 Jugendlichen, die sich seit Montag in der Troisdorfer Stadtbibliothek im Gamedesign ausprobieren. Die Schülerinnen und Schüler im Alter von 13 bis 15 Jahren konzipieren und programmieren in fünf Tagen ihre eigenen Spiele, an denen sie danach eigenständig weitertüfteln können.

Professionelle Gamedesigner von der Firma Rebelworks leiten den kostenlosen Workshop in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk „Zukunft durch Innovation.NRW“ (zdi). Dabei verfolgen sie das Ziel, für Kinder und Jugendliche schon früh Möglichkeiten zur Berufsorientierung im naturwissenschaftlich-technischen Bereich zu schaffen. „Wenn ich sehe, wie die Kids für das Thema Gamedesign brennen und sagen, ,das ist genau das, was ich machen möchte‘ – dann hat sich ein Workshop richtig gelohnt“, sagt Timo Fischer von Rebelworks.

Spielentwicklung in Troisdorf: Viele Jugendliche kamen schon mit Vorkenntnissen

Für den „Blind Test“ probieren die Jugendlichen ihre schon fast fertigen Spiele heute gegenseitig aus. Es ist komplett still im Raum, während jeder zweite Workshop-Teilnehmer vor dem Laptop eines anderen sitzt und ein noch unbekanntes Spiel testet. Die jeweilige Entwicklerin oder der Entwickler steht hinter dem oder der Testenden und macht sich Notizen. Danach geben sich die Jugendlichen gegenseitig Feedback.

„Das ist auf jeden Fall besser als Schule, weil wir was Eigenes, Persönliches machen können und dabei von den anderen lernen“, sagt der 13-jährige Tobi, „und dass ich mit Spieleentwicklung arbeiten möchte, weiß ich schon, seit ich zum ersten Mal ein Videospiel gespielt habe“. Mit der Gaming School habe er erstmalig die Chance, in einem Kurs die Grundlagen des Gamedesigns zu lernen: „Ich hab' mir dazu schon viele YouTube-Tutorials angeschaut, aber das ist nicht so einfach, weil man ja niemandem Fragen stellen kann.“

Viele der Jugendlichen seien schon mit umfangreichen Vorkenntnissen in den Workshop gekommen – was Hintergründe der Spielentwicklung angeht, aber auch die Gefahren, die mit Gaming zusammenhängen können, sagt Workshopleiter Timo Fischer: „Ich sehe da auch eine große Achtsamkeit im Umgang mit Gaming. Zum Beispiel wissen viele der Kids, welche Spiele schnell süchtig machen und warum“. Gaming biete wichtige Anknüpfungsmöglichkeiten, um technisch interessierten Kindern und Jugendlichen im Zuge der Digitalisierung zentrale Kompetenzen mitzugeben. Daher organisiert das zdi in Kooperation mit Rebelworks NRW-weit Schul- und Ferienprogramme rund um Technik und Informatik für Schülerinnen und Schüler unterschiedlicher Altersgruppen.

Wenn ich Codes eingebe und die dann funktionieren, macht mich das einfach stolz
Abraham (14), Teilnehmer der Gaming School

Aktuell werden die Kurse noch von sehr viel mehr Jungen als Mädchen besucht, was die Organisatoren ändern möchten. Zwei Drittel der Kurse werden außerdem in Gymnasien gehalten, was möglicherweise an mangelnder technischer Ausstattung von Haupt- und Realschulen liegen könnte, so Fischer. „Schüler und Schülerinnen ab der 10. Klasse sind wegen voller Stundenpläne auch oft schwer zu erreichen, obwohl gerade in diesem Alter Berufsorientierung nicht zu kurz kommen sollte.“

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Gaming School in Troisdorf scheinen schon ein ziemlich klares Bild von ihrer beruflichen Zukunft zu haben. Bei der Frage, was er später einmal machen wolle, zeigt Gabriel (15) auf seinen Bildschirm, der gerade Animationen von Feuerbällen zeigt: „Exakt sowas. Das weiß ich schon seit der Grundschule. Gamedesign fand ich schon immer interessant“. Sein Freund Abraham (14) antwortet: „Diese Design-Sache ist nicht so ganz mein Ding, weil ich es mit Kunst nicht so hab', aber ich will auf jeden Fall was mit Programmieren machen. Wenn ich Codes eingebe und die dann funktionieren, macht mich das einfach stolz.“