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BadenLebensretter in Troisdorf im Einsatz – Was das Baden im Rotter See so tückisch macht

Lesezeit 4 Minuten
Ein Lebensretter überwacht einen Strand.

Von der Plattform aus haben die Teams von DLRG und DRK den Überblick über See und Strand.

Im Sommer 2021 kam es zu zwei tödlichen Badeunfällen am Rotter See in Troisdorf. Seitdem sorgt die Wasserwacht dort für Sicherheit.

Man braucht gar nicht viel Fantasie, um sich mitten in Troisdorf in einen Strandurlaub zu träumen, samt blauem Wasser und Sandstrand. Jenseits der 30 Grad-Temperaturmarke ist der Rotter See an diesem Wochenende ein beliebter Ausflugspunkt in der weiteren Region, das verraten schon die Kennzeichen auf dem Parkplatz: K, LEV, GM, BM, AC, sogar aus dem Ruhegebiet sind Sommerfrischler angereist.

Doch die Idylle trügt. Zu gleich zwei tödlichen Badeunfällen kam es im Sommer 2021 binnen weniger Tage. Kurz darauf traten Freiwillige von DLRG und DRK-Wasserwacht ihren freiwilligen Wachdienst an – dazu wurde mit der Stadt eine unbefristete Kooperation vereinbart – und 2022 blieben Todesfälle aus. Zumindest von 10 bis 18 Uhr sorgen die Lebensretter täglich für Sicherheit, so auch am vergangenen Wochenende.

Rotter See: Lebensretter warnt davor, die eigenen Kräfte zu überschätzen

Einer von ihnen ist Stephan Halm, stellvertretender Bezirksleiter der DLRG Rhein-Sieg. „Der Rotter See ist eigentlich kein besonders gefährliches Gewässer", sagt er, einerseits. Anderseits seien Seen keine Freibäder: Tückisch seien etwa die einzelnen Wasserschichten. Direkt unter der Oberfläche könne die Temperatur das Wasser relativ hoch seine, darunter aber drastisch sinken.

„Das ist eine Sache von wenigen Zentimetern.“ Der Kreislauf eines eintauchenden Schwimmers müsse das erst einmal verkraften können, was nicht einfacher werde, wenn dieser betrunken sei. „Alkohol ist immer ein Thema“, so die Beobachtung Halms. Viele kämen eben zum Feiern undGrillen an den See, der dann eigentlich nur zur Abkühlung diene. „Da ist der Kopf oft nicht ganz beim Schwimmen.“

Halm warnt auch davor, die eigenen Kräfte zu überschätzen. „Ein Krampf durch Überanstrengung ist das Schlimmste, was passieren kann, vor allem wenn noch Panik hinzukommt.“ Zur Gefahr könnten auch die Wasserpflanzen im Rotter See werden, in den sich Schwimmer verheddern könnten. In jedem Fall rät er, sich an den durch Bojen abmarkierten Badebereich zu halten. Robby De Keersmaecker ist stellvertretender technischer Kreisleiter bei der Wasserwacht des Deutschen Roten Kreuzes, die 30 Prozent der anfallenden Einsätze an der Station übernimmt.

Retter berichtet über die Bergung der zwei Toten im Rhein bei Hersel

Er lobt die Einrichtung der festen Beobachtungsplattform mit dem kleinen Aufenthalts- und Behandlungscontainer. Früher hätten Lebensretter mitunter 15 Minuten gebraucht, um zum See zu eilen und zu helfen, jetzt sei das umgehend möglich. Dazu können die Retter auf eine Rettungsboje als Auftriebshilfe zurückgreifen, schnell mit einem Rettungsbrett einen Schwimmer in Not erreichen oder auch ein Boot nutzen. Im äußersten Fall gehen Taucher ins Wasser.

Ein Mann trainiert an einer Puppe Wiederbelebung.

Wiederbelebung will geübt sein, auch für eine Abschlussprüfung zur Wasserretterin bei der DLRG Bonn.

„Eigentlich fährt man ja raus, um Leben zu retten“, schildert Halm, er selbst habe aber auch schon Unfallopfer bergen müssen. DLRG-Taucher Frank Bucher war mit im Einsatz, als die Retter an Pfingstmontag nach einem Vater mit Sohn suchen mussten, die im Rhein ertrunken waren. „Ich akzeptiere den Tod. Er kommt eigentlich immer zur falschen Zeit, aber er gehört zum Leben“, so der 61-Jährige, der seit fast 40 Jahren bei der DLRG i ist. „Wer in der Rettung arbeitet, muss damit rechnen.“

Während sich die Badegäste am rappelvollen Strand einen schönen Tag machen, üben DLRG-Taucher, die mit ihrem „Gerätewagen-Wasserrettung“ aus Eitorf gekommen sind, den Ernstfall und den Umgang mit Vollgesichtsmasken, die freies Atmen und Sprechen über Funk ermöglichen. Trotzdem wird nicht auf eine Signalfrau verzichtet, die über eine lange gelbe Leine den Kontakt zum Taucher hält.

Rotter See in Troisdorf: Nur wenig Probleme mit aggressiven Badegästen

„Der größte Teil findet es gut, dass wir das machen“, sagte Stephan Halm über die Badegäste, Begegnungen mit pöbelnden, aggressiven Badegästen habe er noch nicht erlebt, auch wenn manche Gäste Probleme mit Autoritäten hätten. Anders De Keersmaecker: „Vor drei Jahren haben uns irgendwelche Idioten mit Steinen beworfen.“

Elf Prüflinge von der DLRG Bonn kommen an der Station mächtig ins Schwitzen: Für sie steht nach insgesamt sechs Ausbildungswochenenden die Abschlussprüfung zum Wasserretter an.

Unter anderem müssen sie an einer Übungspuppe die Herz-Lungen-Wiederbelebung zeigen oder einen Dummie mit dem Gewicht eines Erwachsenen aus dem Wasser retten. Ausbildungsleiter ist der 21 Jahre alte Lorenz Pfahl, der seine eigene Motivation knapp auf den Punkt bringt: „Ich mache etwas Sinnvolles und habe Spaß daran.“