Alte Vinyl-Schallplatten sind im Jahr 2023 Kultobjekte. In Troisdorf werden sie jetzt restauriert, um für die Nachwelt erhalten zu bleiben.
KultobjekteWie Studierende in Troisdorf alte Vinyl-Schallplatten restaurieren
Mit Spezialhandschuhen dreht Alina Schmid ganz vorsichtig den Rohling der Schallplatte vorsichtig um. Teilweise ist die gelbe Scheibe schon ausgeblichen. Die 25-Jährige untersucht mit einem Mikroskop die Beschaffenheit. Sie möchte herausfinden, ob die Schallplatte aus Cellulose-Acetat (CA) oder Polyvinylchlorid (PVC) besteht. Die Studentin der Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft aus Bern absolviert ein Auslandssemester an der Hochschule in Köln. Sechs Studentinnen nehmen an einem Forschungsprojekt teil.
Erfindungen von Dynamit Nobel aus dem vorigen Jahrhundert
Ziel ist die Sicherung von Exponaten des Kunststoffmuseums, die auch im Museum für Stadt- und Industriegeschichte Troisdorf (Musit) gezeigt werden.
Exponate erhalten Schallplatten, Rechenschieber oder Regenmäntel: Es sind Dinge des täglichen Lebens der Geburtsjahrgänge bis in die 70er. Grundlage sind die Erfindungen von Dynamit Nobel.
Der Verein Kunststoff-Museum Troisdorf hat viele Exponate
Dort arbeiteten zwischen den 30er und 60er Jahren mehr als 300 Chemiker und Ingenieure. Nachdem Dynamit Nobel aufgespalten wurde, stellten die Nachfolgefirmen die Produktion ein. Die Entwicklungen und Erfindungen der Forscher wurden jedoch gesammelt.
Diplom-Chemiker Herbert Laubenberger hatte während seiner Berufslaufbahn bei Dynamit Nobel Produktbeispiele gesichert, um Entwicklungsreihen zu dokumentieren und die Vielfalt der erfundenen Werkstoffe festzuhalten. Sie bilden den Stamm der Sammlung des Vereines Kunststoff-Museum Troisdorf. Dr. Volker Hofmann ist heute der Vorsitzende.
Ein durchsichtiger Regenmantel aus PVC hängt an der Wand
Der 79-jährige Chemiker war zuletzt Prokurist bei der HT Troplast. Dr. Pauline Liesen, Leiterin des Museums Burg Wissem, zu dem auch das Musit gehört, besucht mit Musit-Kuratorin Bernadett Fischer die Studentinnen. Beide wollen wissen, wie die Studentinnen arbeiten. „Es ist wichtig, dass die Exponate für spätere Generationen erhalten bleiben“, betont Fischer.
Aus Unwissenheit seien sie zum Teil falsch gelagert worden. Deshalb hat die Kuratorin auch die Fenster im Raum abgedeckt, damit die Stücke nicht direktem Sonnenlicht ausgesetzt sind. An der Wand hängt ein durchsichtiger Regenmantel aus PVC. „Der Drahtbügel ist viel zu kantig für das weiche Material“, erkennt Fischer. Er muss ausgewechselt werden.
Erste Erfolge der Forscherinnen können schon vermeldet werden
Erste Erfolge haben die Forscherinnen auch schon zu vermelden. Susanne Klug hat zusammen mit anderen Studentinnen die Funktionen eines Holzteiles herausgefunden. „Es wurde genutzt, um Muffen herzustellen“, erklärt die 25-Jährige. Die Hinweis „Rohr 110 x 6“ auf der Seite des Teiles wären ein Hinweis darauf gewesen, dass damit Verbindungsstücke für Rohre produziert werden können. Wie in der chemischen Industrie gearbeitet wurde, ist auf einem Film festgehalten. Hofmann gibt dort Einblick in die Kunststoffsammlung. Er ist über die Internetseite der Stadt zu finden.