K.o.-Tropfenn Troisdorfer Psychologin: „Lasst das eigene Glas nicht unbeobachtet“
Während der Aktionstage zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen lädt das Frauenzentrum Troisdorf Mädchen und Frauen zu einem kostenlosen Workshop über das Thema K.o.-Tropfen ein (Freitag,19. November, 16 Uhr, Jugendzentrum Bauhaus, Pfarrer-Kenntemich-Platz 29, Anmeldung nicht erforderlich). Zuleydy Carolina Reyes Reyes (37), Fachkraft in der Beratungsstelle, leitet den Workshop.
Welche Rolle spielt das Thema K.o.-Tropfen in Ihrer Beratung?
Zuleydy Carolina Reyes Reyes: Bislang eine geringe. Das liegt aber keineswegs daran, dass es dieses Problem nicht gäbe. Große Erinnerungslücken, die immer nach der Verabreichung dieser Substanzen auftauchen, hindern die Betroffenen daran, sich Hilfe zu suchen. Außerdem Scham. Viele können das Geschehen nicht einordnen, denken, sie haben zu viel Alkohol getrunken.
Außerdem glauben viele Frauen und Mädchen, dass sie dieses Thema nicht betrifft, dass so etwas nur in der Disco passiert – was aber ein Klischee ist. Auch auf Betriebsfeiern, in der WG oder auf dem Weg nach Hause kann man Opfer von K.o.-Tropfen werden, die es übrigens auch in Pulver- und Tablettenform gibt und die auch ins Essen geschmuggelt werden können.
Was sind K.o.-Tropfen?
Das sind Verbindungen verschiedener Substanzen, die meist farb- und geruchlos sind. Bekannt ist zum Beispiel Liquid Ecstasy, darunter versteht man die Substanz GHB, die Abkürzung für Gamma-Hydroxy-Buttersäure. Früher wurden solche Mittel in der Narkose verwendet. In Deutschland gelten solche Substanzen als Betäubungsmittel; Kauf, Handel und Besitz sind strafbar. Das Problem ist aber, dass es keine Überwachung gibt.
Wir wirken die Tropfen?
Je nach Höhe der Dosierung fühlt sich die betroffene Person etwa 20 bis 30 Minuten nach Einnahme benebelt. Nach außen hin wirkt sie aber unauffällig, das Umfeld bemerkt nichts. Dann setzen Schwindel und Müdigkeit ein, die Frau erlebt einen Kontrollverlust und wird manipulierbar.
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Noch später kommt es zur Bewusstlosigkeit. Extreme Dosierungen können bis zum Tod führen. Meist können sich die Betroffenen nach dem Aufwachen an nichts mehr erinnern, so ein Filmriss ist typisch für diese Drogen. Dies und die Tatsache, dass sich die Substanzen nur kurze Zeit, in der Regel bis zu 12 Stunden, im Urin nachweisen lassen, macht die Beweissicherung so schwierig.
Wie können sich Mädchen und Frauen schützen?
Zu einer Party immer zu zweien oder in einer Gruppe gehen und die Veranstaltung auch gemeinsam verlassen. Aufeinander achten und Kontakt halten. Das eigene Glas nicht unbeobachtet lassen. Im Verdachtsfall das Personal ansprechen.
Und auf das eigene Bauchgefühl hören, wenn man meint, dass etwas nicht stimmt. Die Hilfs- und Beratungsstellen anrufen, deren Daten wir beim Workshop weitergeben.
Und wenn man selbst einmal Opfer eines Raub- oder Sexualdelikts unter dem Einfluss dieser K.o.-Tropfen geworden ist?
Für die Beweissicherung gibt es, wie gesagt, große Hürden. Und man muss bedenken: Eine Anzeige bei der Polizei kann mit einer Re-Traumatisierung verbunden sein. Es gibt aber die Möglichkeit der anonymen Spurensicherung, ASS, die verschiedene Kliniken anbieten, mit denen die Frauenberatungsstelle – Frauenberatungszentrum Troisdorf kooperiert. Danach kann sich die Betroffene mit uns über das weitere Vorgehen beraten.beratung@frauenzentrum-troisdorf.de