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Troisdorfer StraßentheaterAkrobatik am Boden und in der Luft

Lesezeit 3 Minuten
Bis kurz vor den Boden lässt Sibila das Rad ausrotieren, um es dann mit rhythmischen Bewegungen wieder in die Vertikale zu bringen.

Bis kurz vor den Boden lässt Sibila das Rad ausrotieren, um es dann mit rhythmischen Bewegungen wieder in die Vertikale zu bringen.

Auf dem Kölner Platz fand vor 150 Zuschauerinnen und Zuschauern der Auftakt zur Troisdorfer Straßentheater-Tour „Von Nord nach Süd“ statt.

Überaus gelungen war der Auftakt zur diesjährigen Straßentheater-Tour „Von Nord nach West“, die am Freitag auf dem Kölner Platz in Troisdorf Station machte. Rechtzeitig stellte sich das nasskalte Fisseln ein, fleißige Hände sorgten mit Handtüchern für eine einigermaßen trockene Bühne. Auf der schuf zunächst ein Trio aus Kraft, Musik, Tanz und facettenreicher Choreografie ebenso atemberaubende wie zauberhafte Bilder. Die Kärntnerin Kerstin Oschabnig war quasi der Spielball des breitschultrigen Juri Kussmaul der mit seiner Kollegin die Grenzen der Schwerkraft auslotete. „Catch me, if you can“ lautete das mit Hebe-, Flugelementen durchsetzte Programm.

Dem verlieh der Baske Ibon Goitia mit feinem Spiel auf dem Sopransaxophon zusätzlichen Glanz. Seine Kompositionen repräsentierten bunte Weltmusik, deren getragene Intonation bestens mit der Luft- und Partnerakrobatik von Oschabnig und dem Kirgisen Kussmaul harmonierte.

150 Besucher bei der Premiere auf dem Kölner Platz in Troisdorf

Getragen bedeutete auch langsam, was immense turnerische Anforderungen an das Paar stellte, kosteten doch die bisweilen zeitlupenhaften Elemente gewiss mehr Kraft als schnell ausgeführte. Umso erstaunlicher war die Leichtigkeit, mit der das Trio zur Sache ging, wobei Goita immer wieder turnerisch mitwirkte, dabei aber nicht auf Musizieren verzichtete.

Ibon Goitia, Juri Kussmaul, Kerstin Oschabnig (v.l.)

Musik und Artistik mit Ibon Goitia, Juri Kussmaul, Kerstin Oschabnig (v.l.)

Lauten Applaus gab es von den rund 150 Besuchern einschließlich der Zaungäste, die von den Balkonen aus zuschauten, sich gleichwohl an der „Hutsammlung“ beteiligten und Geld regnen ließen. Weil das Podium zu glatt für ihre Künste war, ließ Gina Sibila mit Unterstützung des Publikums kurzerhand ein von Bänken und Stühlen umsäumtes Geviert auf der Straßenfläche herrichten. Was noch mehr Nähe zu den Zuschauern herstellte, die bereits bei der Luftakrobatik so faszinierte.

Dem Cyr-Wheel hat sich die Essenerin verschrieben, ein Turngerät, das im Rhönrad seine Wurzeln hat, indes ungleich schwerer zu beherrschen ist. Anders als beim Rhönrad, das aus zwei Reifen besteht, ist das Cyr-Wheel einrädrig und es fehlen die innenliegenden Griffe. So müssen bei jeder Umdrehung die Hände kurz geöffnet werden, um eine Quetschung zu vermeiden.

Sibila erwies sich als gewitzte Moderatorin, welche zunächst die unterschiedlichen Techniken und Figuren erläuterte. Häufiger brandete Jubel auf, wenn sie etwa das Rad fast völlig ausrotieren ließ, bevor sie es mit rhythmischen Drehungen wieder in die Vertikale brachte. Staunenswert war die Leichtigkeit, mit der die 29-Jährige im Rad ihre Drehungen und Spagate ausführte, die Fliehkraft geschickt nutzend. Stolz wie Oskar waren einige Kinder, die der Akrobatin zur Hand gehen durften. Die sechsjährigen Lotta und Helene führten vor großem Publikum stolz einige Radschläge vor.

Blendend war die Stimmung beim Auftakt, die Organisation und Laune des Publikums ebenso gut wie die charmante Moderation von Sarah Grunau. Weiter geht es mit Straßentheater in Troisdorf am 19. Juli (Fischerplatz), 26. Juli (Menderes-Platz), und am 2. August (Wilhelm-Hamacher-Platz), jeweils um 19 Uhr.